Lexikon
Wyler
[
ˈwai-
]William, US-amerikanischer Filmregisseur, * 1. 7. 1902 Mühlhausen, Elsass, † 27. 7. 1981 Beverly Hills; Regie bei „Die besten Jahre unseres Lebens“ 1946, „Ein Herz und eine Krone“ 1953, „An einem Tag wie jeder andere“ 1955, „Ben Hur“ 1959, „Funny Girl“ 1967.
Wilder, B., Hepburn, A., Wyler, W.
Billy Wilder, Audrey Hepburn und William Wyler
© Corbis/Bettmann/Springer
- Deutscher Titel: Die besten Jahre unseres Lebens
- Original-Titel: THE BEST YEARS OF OUR LIFE
- Land: USA
- Jahr: 1946
- Regie: William Wyler
- Drehbuch: Robert E. Sherwood, nach einem Roman von MacKinlay Kantor
- Kamera: Gregg Toland
- Schauspieler: Fredric March, Myrna Loy, Teresa Wright, Dana Andrews, Harold Russell
- Auszeichnungen: Oscars 1947 für Film, Regie, Hauptdarsteller (Fredric March), Nebendarsteller (Harold Russell), Drehbuch, Musik, Schnitt
Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der US-Armee begann William Wyler mit den Arbeiten zu seinem vielfach ausgezeichneten Film über die Probleme der Kriegsheimkehrer: Drei Soldaten, die jeder einen Teil der Streitkräfte repräsentieren (Fredric March, Dana Andrews, Harold Russell), wollen nach ihrer Demobilisierung ins zivile Leben zurückkehren. Der Sergeant nimmt seine Arbeit als Bankier, der Captain seine Stelle als Warenhausverkäufer wieder auf. Der Matrose, der einen Arm verloren hat, schafft die Rückkehr in den Beruf nicht so leicht.
Wyler verdeutlicht in seiner Studie, dass nicht nur die Rückkehr in den Beruf ein Thema der Zeit ist. Die drei Hauptfiguren finden nach dem Krieg ein Alltags- und Familienleben vor, das ihnen unwirklich erscheint. Ihr Leben verändert sich dramatisch.
Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigt das Thema von Wylers Film die gesamte Nation. »Die besten Jahre unseres Lebens« zieht das US-Publikum in die Kinos, während der Film im Ausland wenig Interesse findet. Das Happyend, das auf Druck der Produktionsgesellschaft ins Drehbuch kam, schafft einen versöhnlichen, aber konstruiert wirkenden Schlusspunkt. Die Resonanz, die der Film findet, drückt sich auch in der Flut von Preisen aus. 1947 erhält »Die besten Jahre unseres Lebens« sieben Oscars.
- Deutscher Titel: Ein Herz und eine Krone
- Original-Titel: ROMAN HOLIDAY
- Land: USA
- Jahr: 1953
- Regie: William Wyler
- Drehbuch: Jan McLellan Hunter, John Dighton
- Kamera: Franz Planer, Henri Alekan
- Schauspieler: Gregory Peck, Audrey Hepburn, Eddie Albert
- Auszeichnungen: Oscar 1954 für Hauptdarstellerin (Audrey Hepburn), Golden Globe und New York Filmkritik 1953 für Hauptdarstellerin
Die Hauptrolle in William Wylers Liebesromanze »Ein Herz und eine Krone« macht die bis dahin noch weit gehend unbekannte Audrey Hepburn über Nacht zum Star.
Hepburn spielt Prinzessin Anne, die bei einer Europa-Reise zu Repräsentationszwecken samt Dienerschaft in Rom Halt macht. Ermüdet von den vielen Pflichtzeremonien beschließt sie, wenigstens für einen Tag auszubrechen und sich inkognito unter das Volk zu mischen. Sie hat die Rechnung jedoch ohne die Presse gemacht. Der zynische und geschäftstüchtige Journalist Joe Bradley (Gregory Peck) beobachtet sie bei ihrem nächtlichen Ausbruch und heftet sich an ihre Fersen. Er gibt sich als Amerikaner aus, der ihr die Stadt zeigen will. So erhofft er sich eine ganz besondere Story über die Prinzessin. Doch es kommt ganz anders: Joe verliebt sich in Anne. Auch sie kann sich der Ausstrahlung des sympathischen Stadtführers nicht erwehren. Die beiden verbringen einen Tag miteinander und trennen sich abends für immer. Vorher jedoch gelingt es Anne, die Joe auf die Schliche gekommen ist, ihn von einem Exklusiv-Bericht über sie abzubringen. Am nächsten Tag überreicht Joe ihr bei einem Presseempfang Fotos vom vergangenen Tag. Prinzessin und Journalist kehren in den Alltag zurück, doch beide haben sich durch die Begegnung verändert.
Wyler dreht einen liebenswürdigen, wenn auch stark auf Wirksamkeit beim Publikum angelegten Film. Die Rührseligkeit mancher Sequenzen gleicht er durch ironische Passagen wieder aus.
Audrey Hepburn gelingt mit ihrer ersten Hauptrolle das, wovon die meisten Schauspieler nur träumen können: Sie wird 1954 mit dem Oscar ausgezeichnet. Die 24-Jährige erregt aber nicht nur als Schauspielerin allgemeines Aufsehen, sondern sie kreiert einen ganz neuen Typ Frau, der zum Schönheits-Ideal der nächsten Zeit wird. Ihre mädchenhafte Anmut steht im krassen Gegensatz zu den offenherzigen Sexbomben, die in den 30er und 40er Jahren als Ideal galten.
- Deutscher Titel: An einem Tag wie jeder andere
- Original-Titel: THE DESPARATE HOURS
- Land: USA
- Jahr: 1955
- Regie: William Wyler
- Drehbuch: Joseph Hayes, nach seinem Roman und Bühnenstück
- Kamera: Lee Garmes
- Schauspieler: Humphrey Bogart, Fredric March, Martha Scott, Gig Young
Der Film beginnt ähnlich wie die Curtiz-Komödie »Wir sind keine Engel«: Wieder fliehen drei Verbrecher aus dem Gefängnis (wieder spielt Humphrey Bogart einen von ihnen), wieder suchen sie Unterschlupf bei einer biederen Familie.
Was bei Curtiz’ jedoch in feinsten schwarzen Humor ausartet, ist bei William Wylers Kriminalfilm bitterster Ernst: Die Gangster, die eine Geldlieferung erwarten, nehmen die vierköpfige Familie als Geiseln. Erst nach Stunden gelingt es durch das Eingreifen des Verlobten der Tochter und durch den Mut des Familienvaters, die drei Kriminellen auszuschalten und das Leben der Familie zu retten.
Wylers Film ist ein hervorragender Krimi, der aus den psychologischen Vorgängen zwischen den Beteiligten, aus Angstgefühlen und Machtgehabe, eine immense Spannung zieht.
- Deutscher Titel: Ben Hur
- Original-Titel: BEN HUR
- Land: USA
- Jahr: 1959
- Regie: William Wyler
- Drehbuch: Karl Tunberg, nach dem Roman von Lewis Wallace
- Kamera: Robert Surtees
- Schauspieler: Charlton Heston, Jack Hawkins, Haya Harareet
- Auszeichnungen: Oscars 1960 für Film, Regie, Hauptdarsteller (Charlton Heston), Nebendarsteller (Hugh Griffith), Kamera, Ausstattung/Bauten, Kostüme, Schnitt, Ton, Spezialeffekte, Musik
William Wylers Historienspektakel »Ben Hur« stellt mit dem Gewinn von elf Oscars einen neuen Rekord auf. Kritiker sind sich zwar einig, dass das einzig Bemerkenswerte das Wagenrennen ist; die Kinokassen klingeln aber und retten die MGM-Produktionsgesellschaft vor dem Ruin.
Prinz Judah Ben Hur (Charlton Heston) aus Jerusalem fällt beim römischen Statthalter in Ungnade. Seine Mutter und Schwester werden eingekerkert, er selbst wird Sklave. Jahre später macht er sich auf die Suche nach seiner Familie. Messala, der sie ins Gefängnis brachte, behauptet, sie seien tot. Ein Wagenrennen wird für beide zum Kampf auf Leben und Tod: Messala verliert und gesteht sterbend, dass die beiden leben.
- Deutscher Titel: Funny Girl
- Original-Titel: FUNNY GIRL
- Land: USA
- Jahr: 1967
- Regie: William Wyler
- Drehbuch: Isobel Lennart
- Kamera: Harry Stradling
- Schauspieler: Barbra Streisand, Omar Sharif, Kay Medford, Walter Pidgeon
- Auszeichnungen: Oscar für 1969 Hauptdarstellerin (Barbra Streisand)
Der Veteran unter den Hollywood-Regisseuren, William Wyler, verfilmt in »Funny Girl« ein Erfolgsmusical aus dem Jahr 1964, das eine wahre Geschichte aus der großen Zeit der Musikrevuen erzählt. Barbra Streisand, die auch in der Bühnenversion schon über 1000 Mal die Titelrolle gespielt hat, übernimmt diesen Part auch im Film.
Das Mädchen Fanny Brice will zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Showgeschäft auf der Karriereleiter nach ganz oben klettern; auch durch viele Rückschläge lässt sie sich nicht von ihrem Plan abbringen. Und tatsächlich wird die inzwischen »Funny Girl« genannte Fanny einer der ersten großen Stars der berühmten »Ziegfeld Follies«. Die umschwärmte Glamourkünstlerin verliebt sich in den leichtfüßigen Spieler Nick. Doch ihre Ehe scheitert: Als Fannys Karriere durch Nick Schaden zu nehmen droht, verlässt sie ihn. Sie bleibt ein großer Star, dessen Erinnerungen den äußeren Rahmen für die Filmhandlung bilden.
Trotz der einfallsreichen Gestaltung von Texten und Musik war schon der Erfolg der Musicalfassung vor allem der Hauptdarstellerin Barbra Streisand zu verdanken, von der Komponist Jule Styrne sagte, sie mache aus einem Drei-Minuten-Song »ein gut geschriebenes Drama in drei Akten«. Sie begeistert mit diesem Part auch in dem ansonsten recht konventionell geratenen Film und erhält verdient den Oscar – wobei »Funny Girl« in Hollywood mit zahlreichen Nominierungen ins Rennen gegangen war, sich letztlich aber Carol Reeds Musical »Oliver« geschlagen geben musste. In der Rolle von Fannys Bühnenpartner Sydney Chaplin erntet Omar Sharif Beifall.
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