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Mobilität von morgen: Die Zukunft ist schon da
Vorteil 1: Weniger Unfälle
Die Unfallstatistik des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) zeigt über einen Zeitraum von 20 Jahren, dass die Zahl der Getöteten und Verletzten im Straßenverkehr drastisch zurückgegangen ist. Waren es im Jahr 1997 noch 8.549 Tote und 115.414 Verletzte, verzeichnet die Statistik für das Jahr 2017 Zahlen von 3.180 Toten und 66.519 Verletzten. Das entspricht einer Verminderung von 62,8 Prozent bezogen auf tödliche Unfälle sowie 57,63 Prozent bezogen auf Unfallverletzte.
Die Hauptgründe für diesen starken Rückgang liegen zum einen in der Einführung von Sicherheitsgurten, Airbags und Antiblockiersystemen. Zum anderen ist auch die Senkung der zulässigen Promillegrenze im Straßenverkehr verantwortlich. Der positive Trend wird sich mit den innovativen Systemen autonom fahrender Autos weiter fortsetzen.
Vorhandene Technik weiter verbessern
Sicherheitsgurte und Airbags für die Fahrzeuginsassen werden auch weiterhin Anwendung finden. Die innovative Technik von morgen wird die vorhandene Technik weiter verbessern, zum Beispiel, indem sie die Sicherheitssysteme auf jeden einzelnen Sitz abstimmt und so einstellt, dass sie optimal für die Größe und das Gewicht der jeweiligen Person funktioniert. Hinzu kommen automatische Funktionen im Bereich der Bremsen und der Lenkung in Verbindung mit GPS, Außenkameras und Sensoren, um primär einen Zusammenstoß zu vermeiden. Gelingt das nicht, ermittelt die Technik, wie und wo der unvermeidbare Zusammenstoß stattfinden soll, damit das Verletzungs- und Tötungsrisiko der beteiligten Personen möglichst gering gehalten wird.
Die Forschung und Entwicklung macht in diesen Punkten massive Fortschritte, trotzdem ist die Realität auf deutschen Straßen ganz anders. Tatsächlich hat eine Studie des Prognos-Forschungsinstituts ergeben, dass automatisiertes Fahren sich nur sehr langsam bei uns etablieren wird. Ungeachtet dessen arbeiten die Hersteller daran, autonom fahrende Autos auf die Straße zu bringen. Laut eines umfassenden Beitrags der Versicherung CosmosDirekt über autonomes Fahren sollen bereits 2022 die ersten selbstfahrenden Autos serienmäßig vom Band laufen. BMW, Daimler und VW arbeiten bereits mit Hochdruck daran.
Vorteil 2: Höherer Fahrkomfort
Sekundenschlaf, Unaufmerksamkeit, unpassendes Tempo oder zu enges Auffahren: Unfälle haben oft ihre Ursache in menschlichen Fehlern. Übernimmt die Technik, um gefährliche Situationen zu vermeiden, können Menschen entspannter fahren. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern senkt auch das Stresslevel für den Fahrzeugführer. Für die Passagiere heißt autonomes Fahren ein Plus an Komfort, denn sie können sich entspannt zurücklehnen und sich auf eine ruhige und sichere Fahrt freuen. Nebenbei arbeiten, spielen, lesen oder schlafen ist ohne Beeinträchtigungen möglich. Staus werden sich deutlich reduzieren, weil die autonom fahrenden Autos einander nicht unvorhersehbar behindern.
Vorteil 3: Geringere Umweltbelastung
Die Fahrzeuge der Zukunft werden einen deutlich geringeren CO2-Ausstoß verzeichnen. Zum einen rührt das von den verbesserten Antriebsformen wie Elektro oder Hybrid her. Zum anderen ergibt sich die verbesserte Umweltbilanz aber auch durch das optimale Fahrverhalten. Ist der Verkehrsfluss gleichförmig, fallen überflüssige und energiezehrende Brems- und Anfahrmanöver weitgehend weg. Zu diesem Ergebnis kommt der Verband der Deutschen Automobilwirtschaft (VDA), der die Potenziale zur Regulierung des CO2-Ausstoßes in seinem Positionspapier aufzeigt.
Gibt es auch Nachteile autonom fahrender Autos?
Wo Licht ist, ist auch Schatten und so wundert es nicht, dass es selbstverständlich auch Nachteile gibt. Diese liegen in erster Linie in der Technik begründet:
- Sensoren, Kameras und Fahrassistenzsysteme können ausfallen.
- Fehler in der Software können das Fahrzeug komplett lahmlegen oder für falsche Reaktionen sorgen.
- Die Technik fasst eine Situation falsch auf und leitet falsche Schritte ein.
Und natürlich darf der menschliche Faktor nicht außer Acht gelassen werden. Es ist immer möglich, dass sich jemand Zugang zu einem Fahrzeug bzw. zum System verschafft und die Technik manipuliert.
Praktische Probleme
Die Testwagen, die aktuell auf US-amerikanischen Straßen unterwegs sind, bringen weitere Probleme ans Tageslicht, für dich noch eine Lösung entwickelt werden muss:
- Sind die Straßen nicht deutlich markiert, findet das Auto den Weg schlecht und bleibt nicht zuverlässig auf der Fahrbahn.
- Unklare Baustellensituationen führen zu Problemen.
- Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr, Ambulanz werden falsch identifiziert.
- Steht die Sonne tief, werden die Ampelschaltungen nicht korrekt wahrgenommen.
- Fahrzeuge, die sich nicht vom Hintergrund abheben, bleiben unerkannt.
- Extreme Witterungsbedingungen beeinträchtigen die Leistung.
Zudem ergeben sich aus den Testfahrten in Verbindung mit der Entwicklung der Technik einige tiefgreifende ethische Fragen.
Wie reagiert ein autonom fahrendes Auto in einer unvermeidlichen Unfallsituation, wenn es eine Wahl treffen muss, welche Personen tödlich getroffen oder schwer verletzt werden? Angenommen, es hat die Wahl in eine vierköpfige Gruppe von Senioren oder in eine junge, vierköpfige Familie zu rasen oder das Fahrzeug mit seinen vier Insassen frontal vor eine Mauer zu prallen - welches Ziel wählt es?
Ethik und autonomes Fahren
Tatsächlich ergeben sich konkrete ethische Fragen aus der kommenden Automatisierung im Straßenverkehr. Der Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio leitete eine Ethik-Kommission zu diesen Fragen im Jahr 2017 und legte in einem Abschlussbericht 20 Regeln dazu vor. Der Bericht empfiehlt unter anderem die Berücksichtigung dieser Regeln im Zusammenhang mit der Entwicklung autonomer Fahrtechnik:
- Sachschaden vor Personenschaden: Der Schutz von Menschenleben hat Priorität vor Sachen und Tieren.
- Jeder Mensch hat denselben Wert: In unvermeidlichen Unfallsituationen dürfen persönliche Merkmale wie Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand etc. keine Rolle spielen.
- Defensive Fahrweise: Die Steuerungssysteme müssen auf eine vorausschauende und defensive Fahrweise ausgerichtet sein.
- Dokumentationspflicht: Das System muss aufzeichnen, welche Person das Fahrzeug führt.
- Datenschutz: Fahrzeugführer behalten die Souveränität über ihr Daten. Sie entscheiden selbst über das Ausmaß der Weitergabe der gespeicherten Fahrzeugdaten.
Quo vadis, Auto?
Die Zukunft hat längst begonnen und wir gehen mit Riesenschritten weiter. Was ist das Auto der Zukunft? Experten gehen davon aus, dass sich der Verkehr in die Lüfte erhebt. Fliegen wir schon bald zur Arbeit oder fliegt die Arbeit zu uns? Die Entwicklung bleibt die nächsten Jahrzehnte äußerst spannend.