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Nikolaus-Bräuche aus aller Welt
"Seid ihr auch alle brav gewesen?" Diese Frage sollten große und kleine Kinder am 6. Dezember möglichst ehrlich mit "Ja" beantworten können. Denn dann hat vor der Bescherung am Heiligen Abend ein alter Bekannter seinen großen Auftritt: der Nikolaus. Diese Figur geht auf den Bischof Nikolaus von Myra zurück, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts in der heutigen Türkei gewirkt hat - und wohl einer der bekanntesten Heiligen der christlichen Kirche ist.
Vom Wurf- zum Stiefel-Brauchtum
Heute wird an den Nikolaus allerdings in der Regel nicht mehr als Heiligen gedacht. Vielmehr steht am Nikolaustag das Beschenken im Vordergrund. Doch warum eigentlich? Diese Tradition geht auf eine der vielen unbestätigten Legenden zurück, die sich um das Leben des Heiligen ranken. Demnach soll Nikolaus drei arme Jungfrauen vor einem Leben auf der Straße bewahrt haben, indem er ihnen Geschenke zuwarf. Dank dieser Gabe hatten die beiden eine Mitgift und konnten standesgemäß verheiratet werden.
Daraus entstand irgendwann der sogenannte "Wurf-Brauchtum": Die Menschen begannen nach dem Vorbild von Nikolaus, Kindern Geschenke zuzuwerfen. Inzwischen werden am Nikolaustag zwar keine Geschenke mehr geworfen, aber in anderer Form überreicht. Bei uns stellen Kinder am Vorabend des 6. Dezember einen Stiefel auf - in der Hoffnung, dass sich dieser über Nacht mit kleinen Präsenten und Leckereien füllt. Wie aber wird eigentlich in anderen Ländern der Nikolaustag begangen?
Sinterklaas und Kleeschen
Unsere Nachbarn in den Niederlanden feiern "Sinterklaas" bereits am Abend des 5. Dezember. An diesem sogenannten Paketabend findet für Kinder und Erwachsene die größte Bescherung der Weihnachtszeit statt. Der Nikolaus kommt allerdings schon Mitte November an Land: Er reist mit einem Schiff aus Spanien an und seine Ankunft wird mit einem großen Spektakel gefeiert, das sogar live im Fernsehen übertragen wird. Danach tourt der von einem Schauspieler verkörperte Heilige mit seinem Helfer "Zwarte Piet" durchs ganze Land und beschenkt die braven Kinder.
Auch in Luxemburg findet die große Bescherung am Nikolaustag statt. Die Geschenke bringt dort "Kleeschen" - im Gegenzug erhält aber auch er ein Präsent: Die Kinder stellen dem Gabenbringer einen Teller mit Keksen auf den Tisch und für seinen Esel wird etwas Heu bereitgelegt. In der Schweiz wird der Nikolaus ebenfalls von einem Esel begleitet: Auf ihm reitet der "Samichlaus" durch die Straßen und verteilt Lebkuchen.
St. Nick als Helfer von Santa Claus
In Brasilien hat am 6. Dezember dagegen "Papa Noel" seinen großen Auftritt: Er fliegt mit einem Hubschrauber ins berühmte Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro ein und eröffnet feierlich die Weihnachtszeit. Tausende Brasilianer feiern an diesem Tag gemeinsam eine Nikolausparty und lassen sich mit farbenfrohen und lauten Showeinlagen unterhalten.
In den USA spielt der Nikolaustag eine weniger wichtige Rolle. Nur in Städten, die stark durch deutsche Einwanderer geprägt wurden wie Milwaukee, Cincinnati oder St. Louis, feiert man heute noch den St. Nick's Day. Wie bei uns stellen die Menschen dort am Vorabend Stiefel vor die Tür oder hängen wie auch an Weihnachten üblich Strümpfe für den heiligen "Nick" auf, der übrigens als Helfer von Santa Claus gilt.