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So gefährlich sind Wimpernextensions, permanente Lidstriche und Co
Ob nur für einen besonderen Anlass oder im Alltag – viele Menschen entscheiden sich für langanhaltende oder dauerhafte kosmetische Eingriffe, vor allem im Gesicht. Mit einer Wimpernverlängerung fällt meist das Auftragen von Mascara weg und mit einem tätowierten Lidstrich der Griff zum Eyelinerstift. Solche Schönheitsbehandlungen sind allerdings nicht immer ungefährlich. Das gilt umso mehr für Eingriffe wie das Tätowieren des Augapfels oder die Veränderung der Augenfarbe.
Exzeme und Entzündungen durch Wimpernextensions
Wimpern lassen sich sowohl mit künstlichen Wimpern als auch mit langanhaltenden Wimpernextensions optisch verlängern und verdichten. Bei künstlichen Wimpern werden Wimpernkränze aus synthetischen, menschlichen oder tierischen Haaren mit einem speziellen Kleber an den Lidrand geklebt. Sie halten meist mehrere Stunden. Einen längerfristigen Halt versprechen Wimpernverlängerungen: Dabei kleben Stylisten einzelne Haare oder kleine Haarbündel mit einem stärkeren Kleber an eine einzelne Wimper. Die Verlängerung löst sich dann meist erst, wenn auch die Wimper, an der sie befestigt ist, ausfällt.
Sowohl künstliche Wimpern als auch Wimpernextensions können jedoch das Auge reizen. „Zu den häufigsten akuten Störungen zählt das behandlungsbedürftige allergische Kontaktekzem am Lidrand, meist ausgelöst durch den verwendeten Klebstoff“, erklärt Elisabeth Messmer von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch die Bindehaut und der Lidrand können sich entzünden. „Ein langfristiger negativer Effekt ist die Verkalkung der Wimpernbasis sowie der Verlust von eigenen Wimpern durch eine Verletzung am Haarschaft“, so die Augenärztin.
Auch bei einer Augenoperation können Wimpernverlängerungen zum Risiko werden. Entfernt man sie vorher nicht können sie während kleinerer Eingriffe, bei denen zur Blutstillung mit Hitze gearbeitet wird, in Flammen aufgehen.
Vorsicht vor permanenten Lidstrichen
Bei einem permanenten Lidstrich wird mit einer feinen Tätowiernadel Tinte unter die Haut gestochen – genau wie bei Tattoos an anderen Körperstellen. Dabei lässt sich der Wimpernkranz mit einer Tätowierung zwischen den Wimpern verdichten oder mit einem breiteren Tattoo entlang des Augenlids ein „Cat-Eye-Look“ kreieren. In der Regel müssen Stylisten diese Tätowierungen nach mehreren Monaten nachstechen. Vollständig entfernen lässt sich das Permanent Make-Up nur mittels Laser.
Nach dem Stechen kann es genau wie bei normalen Tattoos zu Rötungen und Schwellungen an der behandelten Stelle kommen, die aber in der Regel nach ein paar Tagen wieder verschwinden. „Es können aber auch allergische Reaktionen in Form von Ekzemen auftreten oder langwierige Entzündungen“, erklärt Messmer. „Auch Infektionen mit Staphylokokken, Streptokokken, Hepatitis und HIV sind beschrieben, vor allem bei unhygienischem Arbeiten.“
Längerfristig können Lidstrich-Tattoos außerdem die Talgdrüsen des Lidrandes, die für den öligen Tränenfilm verantwortlich sind, schädigen und somit zu trockenen Augen führen. Bei Menschen mit Schuppenflechte und Neurodermitis kann sich das Krankheitsbild durch Tattoos verschlechtern. Auch zu beachten: Um Permanent Make-Up anzubieten, ist keine Berufsausbildung zum Kosmetiker notwendig. „Schulungen umfassen oft nur wenige Tage, anschließend erhalten die Absolventen ein Zertifikat, das die Qualifikation offiziell bestätigt“, sagt die Augenärztin.
Gefährliche Prozeduren am Auge
Doch Wimpernextensions und permanente Lidstriche sind nicht die einzigen riskanten kosmetischen Eingriffe. „Vor drei weiteren kosmetischen Prozeduren an der Binde- und Hornhaut ist aus augenärztlicher Sicht sogar dringend zu warnen“, betont Messmer. Noch gefährlicher als Permanent Make-Up am Augenlid sind demnach Tätowierungen des Augapfels. „Nach dieser Form des Tattoos wurden Verletzungen beschrieben, die zum Augenverlust führten“, so Messmer. Denn Tattootinten enthalten Pigmente mit Bestandteilen wie Antimon, Cadmium, Eisen, Chrom, Cobalt, Nickel und Arsen. „Es handelt sich bei Tattoo-Tinten somit um potenziell äußerst toxische Substanzen.“
Mittels Keratopigmentierung können Chirurgen sogar die Augenfarbe eines Patienten verändern. Dazu klappen sie die vordere Schicht der Hornhaut um und bringen Farbpigmente rings um die Pupille in die mittlere Schicht der Hornhaut des Auges ein. Die Farbpigmente können sich allerdings mit der Zeit verschieben. „Es wurden auch funktionelle und anatomische Probleme berichtet, wie störende Lichtempfindlichkeit, Reduktion von Kontrastwahrnehmung, Verlust von Endothelzellen der Hornhaut, trockenes Auge, Bildung von Gefäßen und behandlungsbedürftige Aussackungen an der Hornhaut“, sagt Messmer.
Gefährlich ist auch die bislang nur in den USA verbreitete „I-Brite-Prozedur“. Sie soll den Augapfel wieder weißer erscheinen lassen, wenn er zum Beispiel durch zu starke Sonneneinstrahlung permanent verfärbt ist. Dabei entfernt ein Chirurg die die äußerste Schicht des Augapfels und zwingt sie dadurch, wieder nachzuwachsen – dieses Mal dann ohne Verfärbung. Aber: „I-Brite kann schwerste Komplikationen wie Geschwüre der Horn- und Bindehaut, Ausdünnen der Lederhaut oder eine Schädigung der Augenmuskeln mit Doppeltsehen auslösen“, erklärt Messmer.
Im Zweifel zum Augenarzt
Neben permanenten kosmetischen Behandlungen können auch kurzfristig aufhellende Augentropfen oder das Wimpernwachstum anregende Wimpernseren mit Prostaglandinen den Augen schaden. Generell empfiehlt Messmer bei Lid- und Augenrötungen, die länger als wenige Tage anhalten, sowie Schmerzen oder einer Sehbeeinträchtigung nach der Prozedur, einen Augenarzt aufzusuchen.