“Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst” – das gern zitierte Bonmot von Winston Churchill beschreibt die aktuelle Stimmung im Telekomsektor treffend. Die einst hoch gelobte Telekombranche ist zum Problemkind des Technologiesektors geworden. Allzeittiefs, Firmenpleiten, massive Überschuldung und weitere Verzögerungen beim Aufbau von UMTS: Das sind die beherrschenden Schlagzeilen der Telekommunikationsbranche 2002 – eine Bestandsaufnahme.
Leidensgeschichte T-Aktie
Es mutet schon wie ein perfides Gesellschaftsspiel an: Fast täglich müssen Deutsche Telekom-Aktionäre den Atem anhalten. Wie in einer Anspielung auf einen Hollywood-Hit der frühen 90er Jahre grüßt die Anleger seit Wochen das Allzeittief: Erst der Sturz unter den Ausgabepreis, dann unter zwölf, elf – schließlich gar zehn Euro. Vorläufiger Tiefststand: 8,91 Euro.
Keine Frage: Der Wind bläst der Telekom scharf entgegen. Vor allem die Aktionäre sind angesichts des Kurseinbruchs der einst als “Volksaktie” bezeichneten Telekom-Anteilsscheine aufgebracht. Konzernlenker Ron Sommer wird immer mehr zum Krisenmanager und versucht die Anleger mit Schuldverteilung zu besänftigen: “Die Analysten, die uns damals hochgejubelt haben, machen uns jetzt nieder”, erklärte Sommer im Vorfeld der turbulenten Telekom-Hauptversammlung.
Zumindest beäugt die Analystenzunft die Telekom – wie den ganzen Sektor – inzwischen kritischer denn je: Vor allem die anhaltend hohen Abschreibungen, die Unsicherheiten beim Aufbau der UMTS-Netze und die damit verbundenen gigantischen Verschuldungen sorgen mittlerweile fast regelmäßig für eine geharnischte Analystenschelte. So nahmen die Investmentbanken Goldman Sachs, Merrill Lynch und Lehmann Brothers allein im Mai ihre Einstufungen zurück; die Ratingagentur Moody's stufte gar die Kreditwürdigkeit der Telekom herab.