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Vorsicht Gift! Mit der Pilzsaison sprießen auch tödliche Doppelgänger
So sehr sich Sonnenfans, Biergartenbetreiber und Eisverkäufer über den ständigen Regen der letzten Wochen geärgert haben - für Pilze ist das Wetter optimal. Weil der Boden schön feucht ist, haben sie einen echten Wachstumsschub erlebt und sprießen in diesem Jahr deutlich früher als sonst. Schon seit Juli können Waldspaziergänger daher einiges an leckeren Hutpilzen finden.
Vorsicht beim Pilzesammeln!
Doch nicht nur Speisepilze gedeihen aktuell gut, auch Giftpilze und ungenießbare Arten profitieren von durchfeuchteten Böden. Das hat bereits im Juli und August zu einem dramatischen Anstieg von Vergiftungsfällen geführt. In diesem Jahr mussten deswegen schon doppelt so viele Menschen behandelt werden, wie das Giftinformationszentrum-Nord meldete.
Das Problem: Unter den mehreren tausend Pilzarten in Deutschland hat fast jeder essbare Pilz auch einen giftigen Doppelgänger. Wer nicht viel Erfahrung beim Pilzesuchen hat, tappt daher leicht in die Falle. Experten empfehlen daher nur geübten Sammlern, ihre Pilzernte auch zu verzehren. Alle anderen sollten ihre gesammelten Pilze lieber von einem Experten noch einmal prüfen lassen. Wo es eine Pilz-Sprechstunde oder einen Pilzsachverständige in Ihrer Nähe gibt, kann man unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie erfahren.
Pilz-Apps bieten keine Sicherheit
Gerade bei Jüngeren liegen Pilz-Apps als Bestimmungshilfen im Trend. Schließlich ist es ja praktisch, den gefundenen Pilz direkt im Wald anhand von Fotos und Beschreibungen identifizieren zu können. Doch Fachleute warnen davor, sich nur auf solche Apps zu verlassen. Bei einem Test der Gesellschaft für Mykologie fielen alle Apps durch: "Keines der getesteten Produkte kann einen unerfahrenen Anwender sicher durch die verwirrende Vielfalt an Pilzarten und Fruchtkörperformen geleiten, die wir im Wald finden", konstatieren die Experten.
In vielen Pilz-Apps sind die Fotos und Bilder zu klein, um die wichtigen Details zu zeigen. Zudem fehlen manchmal wesentliche Merkmale zur Unterscheidung oder konkrete Hinweise auf Doppelgänger. "Ein Speisepilzsammler, der sich bei der Bestimmung nur von einer App leiten lässt, spielt grob fahrlässig mit seiner Gesundheit", so das Fazit der Experten.