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Feuchtgebiete: Einzigartig und bedroht
Feuchtgebiete liegen an der Grenze zwischen Land und Wasser. Ob Moor, Auenlandschaft, Sumpfgebiet oder Feuchtwiese - gemein ist diesen Flächen, dass sie permanent oder zeitweise durch das nasse Element geprägt sind. Sie stehen unter Wasser oder werden regelmäßig überflutet. Das Ergebnis dieses Zusammenspiels zwischen trocken und nass sind einzigartige Ökosysteme. Doch diese Schätze der Natur sind in Gefahr.
Durch sinkende Grundwasserspiegel, gezielte Entwässerung, Bewirtschaftung und Bebauung gibt es weltweit immer weniger intakte Feuchtgebiete. Auch in Deutschland schwinden diese Landschaften zusehends. Beispiel Moore: Einst bedeckten sie mit rund 1,5 Millionen Hektar gut vier Prozent der Landfläche Deutschlands. Heute sind laut dem Naturschutzbund NABU jedoch 95 Prozent dieser Flächen entwässert, abgetorft, bebaut oder werden landwirtschaftlich genutzt.
Heimat für bedrohte Arten
Das Problem ist nicht neu: Schon vor knapp fünf Jahrzehnten erkannte die UNESCO, dass die Feuchtgebiete und damit die dort heimischen Tiere und Pflanzen bedroht waren. Auf ihre Initiative hin unterzeichneten Vertreter zahlreicher Länder am 2. Februar 1971 die sogenannte Ramsar-Konvention - ein Übereinkommen zum Schutz der Feuchtgebiete. Deutschland unterschrieb das Abkommen 1976 und hat sich damit verpflichtet, Gebiete wie die Elb- und Donauauen, die Rieselfelder in Münster und die Boddengewässer der Ostsee zu erhalten.
Doch warum ist der Schutz solcher Feuchtgebiete überhaupt wichtig? Moore, Feuchtwiesen und Co sind von großer ökologischer Bedeutung. Denn sie dienen unter anderem vielen Vögeln als Rast- und Überwinterungsplatz. Zudem sind diese Ökosysteme Heimat wahrer Spezialisten - Arten, die sich an die besonderen Bedingungen eines Lebens mit Wasserüberschuss angepasst haben. Ob Orchideen, Schmetterlinge, Frösche oder fleischfressende Pflanzen: Die meisten dieser Spezies kommen nur in Feuchtgebieten vor und viele von ihnen sind vom Aussterben bedroht.
Wichtige Kohlenstoffspeicher
Neben ihrer Rolle als Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen übernehmen Feuchtgebiete jedoch auch eine wichtige Funktion für das Klima: Sie speichern Kohlenstoff und wirken damit als Puffer im globalen Klimasystem. Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) ist allein in den Torfschichten von Mooren rund ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs gebunden - und damit doppelt so viel wie in allen Wäldern der Erde zusammen.
Umgekehrt bedeutet dies: Werden die Kohlenstoffsenken zum Beispiel durch Entwässerung zerstört, entweicht der ehemals gespeicherte Kohlenstoff innerhalb kürzester Zeit in Form von CO2. Zusätzlich entstehen ebenfalls klimaschädliche Gase wie Lachgas (N2O). "Entwässerte Moore sind so in ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher gefährdet, sie werden zur Treibhausgasquelle und tragen erheblich zum Klimawandel bei", schreibt das BfN.
Schutz vor Überschwemmungen
Eine weitere Bedeutung der Feuchtgebiete liegt in ihrer Funktion als Wasserspeicher. Moore, Sümpfe und Auen können große Mengen Wasser aufnehmen und sie erst langsam und zeitversetzt wieder abgeben. Durch diese Schwamm-Wirkung tragen intakte Feuchtgebiete erheblich zum Hochwasserschutz bei. Gleichzeitig beeinflussen sie auch die Qualität des Wassers positiv: So sind Feuchtgebiete in der Lage, dem durchströmenden Grund- und Oberflächenwasser Nähr-, aber auch Schadstoffe zu entziehen. Damit fungieren sie als eine Art Wasserfilter - und können umliegende Gebiete und Gewässer entlasten.