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Was passiert, wenn die USA aus der WHO austreten?

Kurz nach seiner Amtseinführung am 20. Januar hat Donald Trump zahlreiche Dekrete unterschrieben. Darunter war auch eines, das den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorsieht. Aber wieso will Trump die WHO verlassen? Was könnten die Folgen einer solchen Entscheidung sein? Und wie läuft ein Austritt ab?
SSC, 27.01.2025
Donald Trump bei der Unterzeichnung eines Dekrets an seinem ersten Amtstag
Das Dekret zum Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation WHO war nur eines von vielen Dokumenten, die Donald Trump unmittelbar nach seiner Amtseinführung unterzeichnete.

© The Trump White House / Public Domain

Die Weltgesundheitsorganisation WHO koordiniert als Sonderorganisation der Vereinten Nationen das internationale Gesundheitswesen. In dieser Funktion spielte die WHO etwa bereits bei der Bekämpfung der Pocken und von Ebola eine große Rolle. Die Organisation finanziert sich zu etwa 15 Prozent aus Pflichtbeiträgen der – zurzeit noch 194 – Mitgliedsstaaten und zu nahezu 85 Prozent aus freiwilligen Beiträgen. Geht es nach US-Präsident Donald Trump, gehören die USA bald allerdings nicht mehr dazu.

Eines von vielen Dekreten

Trump sitzt an seinem Schreibtisch im Oval Office. Vor ihm liegen bereits zahlreiche Mappen mit unterzeichneten Dekreten. Ein Angestellter händigt ihm nach und nach weitere Mappen aus. „Ohh, das ist eine große Sache“, kommentiert der US-Präsident, als der Angestellte ihn darüber informiert, dass es beim nächsten Erlass um den Austritt der USA aus der WHO geht. Wenige Sekunden später ist auch dieser Erlass von Trump unterschrieben.

Einen Grund für den Austritt nennt Trump während der Unterzeichnung ebenfalls: Die USA zahlen mehr Geld an die WHO als China, obwohl in China mehr Menschen leben als in den USA. Die Pflichtbeiträge der WHO-Mitgliedsstaaten richten sich jedoch vor allem nach dem Bruttonationaleinkommen der Staaten – also dem gesamten Einkommen aus Produktion und Dienstleistungen eines Staates – und nicht nach ihrer Bevölkerungszahl.

Bereits 2020 während seiner ersten Amtszeit plante Trump einen Austritt aus der WHO. Der Grund damals: Die WHO habe zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert und werde zu sehr durch China beeinflusst. 2021 stoppte Trumps damaliger Nachfolger Joe Biden den Austritt jedoch noch rechtzeitig.

Ein Jahr Zeit

Ein Austritt aus der WHO ist mit einer einjährigen Kündigungsfrist verbunden. Für das Jahr 2025 zahlen die USA also weiterhin alle Beiträge. In dieser Zeit könnte die WHO versuchen, die USA von einem endgültigen Austritt abzuhalten. Diesen Wunsch äußert die Organisation auch in einem Statement auf ihrer Website: „Wir hoffen, dass die Vereinigten Staaten dies noch einmal überdenken werden, und freuen uns auf einen konstruktiven Dialog, um die Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und der WHO zum Wohle der Gesundheit und des Wohlergehens von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt aufrechtzuerhalten.“

Sollten die USA endgültig aus der WHO ausscheiden, würden der Organisation wichtige Einnahmen fehlen. „Natürlich muss die WHO ihre eigenen Prioritäten setzen, aber es ist schon anzunehmen, dass nun durch den Rückzug der USA wesentliche, große Public-Health-Programme etwa zu Tuberkulose, HIV und auch zu ,Pandemic-Preparedness‘-Initiativen zu Schaden kommen werden“, sagt Beate Kampmann von der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

Bald weniger Expertise?

„Ein möglicher Austritt eines [...] sehr wichtigen Mitgliedslandes wie den USA würde die Tätigkeit der WHO stark schwächen“, ergänzt Ralf Reintjes von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. „Hierbei geht es nicht nur um den Wegfall erheblicher finanzieller Mittel, [...] sondern auch sehr stark um die Expertise vieler Gesundheitsexperten aus den USA.“

Viele der Schlüsselpositionen der WHO sind derzeit mit US-Amerikanern besetzt. Auf sie müsste die WHO in Zukunft womöglich verzichten. „Es gibt meines Wissens nach Mitarbeitende aus den USA auf allen Ebenen und in sehr vielen Bereichen der WHO“, schätzt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. „Für mich ist derzeit noch unklar, wie es mit Einzelpersonen aus den USA weitergeht, die ja einen Vertrag mit der WHO haben.“

Wie könnte es nach dem Austritt weitergehen?

Fest steht: Wenn die WHO nach dem Austritt der USA ihre Arbeit und alle Programme unverändert weiterführen will, müssten andere Mitgliedsstaaten mehr bezahlen. Denn die USA sind derzeit der größte Geldgeber der Organisation und bezahlten zwischen 2022 und 2023 rund 1,3 Milliarden US-Dollar in Form von Pflichtbeiträgen und freiwilligen Zahlungen. Zum Vergleich: Der Gesamthaushalt der WHO für 2024 bis 2025 beträgt rund 6,8 Milliarden US-Dollar.

Aber welche Länder könnten nach einem Austritt stärker vertreten sein? „Erwartbar scheint mir eine größere Rolle für China und Indien, die EU sowie Brasilien. Die WHO ist eine Mitgliederorganisation, womöglich bilden sich jetzt auch verstärkt Blöcke, um Positionen voranzutreiben“, erklärt Zeeb. „Das Thema Klimawandel und Gesundheit – auch ein Reizthema für die Trump-Administration – hat an Bedeutung kontinuierlich zugenommen. Hier werden sich andere Länder oder Ländergruppen stark positionieren.“

Welche konkreten Folgen der Austritt der USA aus der WHO haben wird, ist allerdings noch unklar. Es bleibt auch abzuwarten, ob sich Präsident Trump vielleicht doch noch einmal umentscheidet.

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