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Hangbewegungen

Hangbewegungen sind in gebirgigen Regionen eine gefürchtete Naturgewalt. Jeder Starkregen könnte unvorhersehbar gewaltige Erd- und Schuttmassen zu Tale befördern, die verheerende Schäden anrichten. Aber auch außerhalb der Gebirge ist die Hangrutschung für viele Menschen ein Sinnbild für Naturgewalt. Nicht umsonst spricht man z. B. bei politischen Wahlen von “erdrutschartigen“ Gewinnen oder Verlusten. Hangbewegungen können als Stürze (→ Felssturz, → Bergsturz), → Rutschungen, oder → Fließbewegungen erfolgen. Man bezeichnet sie als Massenbewegungen oder Massenselbstbewegungen.

Die verheerende Wirkung von Hangbewegungen ist von der Besiedlungsdichte eines Gebietes abhängig. Vor allem in stark erschlossenen Gebirgen wie den Alpen führen sie immer wieder zu katastrophalen Schäden. Verkehrswege werden unterbrochen, Gebäude und Versorgungsleitungen zerstört oder stark beschädigt und landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Flächen vernichtet. Nicht zuletzt fordern katastrophale Hangbewegungen immer wieder Menschenleben.

Gegenmaßnahmen:

Um der schädlichen Wirkung der → Gravitation zu begegnen, hat der Mensch zahlreiche Maßnahmen und Methoden ersonnen, Hänge stabil zu halten. Sie reichen vom pfleglichen Umgang mit dem Schutzwald über das Anbohren von Hängen zur Wasserableitung bis hin zur ingenieurbiologischen Verbauung rutschungsgefährdeter Zonen. In vielen Regionen der Hochgebirge wäre eine Besiedlung und die wirtschaftliche und verkehrstechnische Erschließung ohne den schützenden Bergwald nicht möglich. Die Schutzfunktion des Waldes ist vielfältig: Eine intensive und tiefe Durchwurzelung festigt den Boden und verhindert Rutschvorgänge. Die Wurzeln halten den Hang wie Klammern fest. Der Wald schützt aber auch vor → Lawinen, → Steinschlag und → Bodenerosion. Neben der mechanischen Festigung des Bodens entzieht der Wald ihm Wasser. Er beugt somit Hangbewegungen zweifach vor, sofern er naturnah aufgebaut ist. Das bedeutet hohe Artenvielfalt und verschieden alte Bäume, die einen gestuften Aufbau gewährleisten. Folglich kommt dem naturnahen Bergwald eine primäre Stellung im Kampf gegen Hangbewegungen zu. Der pflegliche Umgang mit ihrem Wald ist daher ein Muss für die Menschen in den Hochgebirgen.

Das Hochgebirge ist aber auch Kulturland mit Wiesen, Äckern und anderen Anbauflächen. In den Alpen wusste man schon lange, dass zuviel Wasser im Hang gefährlich ist. So trieben früher die Bergbauern in den Zentralalpen lange Pflöcke in die mächtigen Hangschuttdecken, um sie bei Starkregen vorsorglich zu entwässern. Auch für die Ingenieurgeologie ist die Entwässerung von Rutschhängen durch Drainagen eine wesentliche Methode zu ihrer Stabilisierung. Dies kann in Form von Sickerschlitzen, Drainagelanzen oder Gräben geschehen. Stützmauern und die Verankerung von rutschanfälligen Lockermassen im festen Felsuntergrund sind weitere Sicherungsmöglichkeiten. Eine der führenden Nationen auf dem Gebiet der technischen Hangsicherung ist sicherlich Japan, das mit seinen gebirgigen Inseln, vulkanischen Lockersedimenten und Erdbeben oft von katastrophalen Hangbewegungen heimgesucht wird.

Nach eingetretener Hangbewegung kann eine Rutschfläche durch Lebendverbau vor weiteren Bewegungen und Erosion geschützt werden. Dabei setzt man häufig technische und biologische Mittel wie Drahtsteinkörbe, Geotextilien und geeignete Pflanzen, etwa Weidestecklinge, kombiniert ein. Wie beim → Schutzwald sollte die Bepflanzung auf einen stufigen Wurzelaufbau abzielen und aus sehr unterschiedlichen vitalen Pflanzen zusammengesetzt sein.

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