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Berufswünsche: Was Kinder später werden wollen
"Was willst Du später einmal werden?" - diese Frage hat Iris Baumgardt von der Universität Siegen im letzten Jahr mehr als 400 Dritt- und Viertklässlern gestellt. Die Kinder sollten dazu einen Aufsatz schreiben, zusätzlich führte die Erziehungswissenschaftlerin mit einigen von ihnen Interviews. Ihr Ziel: Sie wollte herausfinden, welche Berufswünsche Kinder heute haben – und wie sich diese von denen früherer Generationen unterscheiden.
Feuerwehrmann und Kinderkrankenschwester
"Das Ergebnis hat mich selbst überrascht", sagt Baumgardt. Denn unter den beliebtesten Berufen waren erstaunliche viele Klassiker: Bei den Jungs lagen Polizist, Pilot, Fußballer, Feuerwehrmann und Rennfahrer unter den ersten fünf, bei den Mädchen Tierärztin oder Ärztin, Kinderkrankenschwester, Lehrerin, Model und Tierpflegerin. Mehr als die Hälfte der Kinder konzentrierte sich bei ihren Wünschen auf nur zwölf Berufe. Deutlich seltener dagegen, aber immerhin auch genannt, wurden originelle Berufe wie Baumschulgärtnerin, UNICEF-Botschafterin oder Flughafenbesitzer.
Auffallend aber: Kein einziger Junge nannte einen Pflegeberuf, kein einziges Mädchen einen Beruf auf dem Bau als Wunschziel. "Die Berufs- und Arbeitswelt scheint bereits für Grundschulkinder eine ideale Bühne zu sein, um sich als Junge oder Mädchen zu beschreiben", sagt Baumgardt. Die Ergebnisse zeigen, dass meisten Berufe in den Augen der Kinder entweder männlich oder weiblich zugeordnet sind. Als Folge blenden Mädchen und Jungen ganze Berufsbereiche für sich schlicht aus.
Selbstbewusster, aber dennoch rollenkonform
Immerhin eine Veränderung gibt es gegenüber früher: Mädchen sind selbstbewusster geworden. "Mädchen wollen heute höher hinaus", sagt Baumgardt. "Heute träumen die Mädchen nicht mehr so oft wie früher von den schulischen Ausbildungsberufen, die in der Regel schlecht bezahlt, anstrengend und mit wenig Aufstiegsmöglichkeiten verbunden sind: Immer mehr Mädchen möchten Lehrerin statt Erzieherin, Ärztin statt Krankenschwester werden."
Prinzipiell ist es ja nicht unbedingt schlimm, wenn ein Mädchen unbedingt Tierärztin werden will. Schließlich muss nicht jeder Jungen ein Erzieher und jedes Mädchen eine KfZ-Mechatronikerin werden. Bedenklich aber sei es, wenn Kinder auf manche Berufe von vornherein gar nicht erst kommen – wie sie vermeintlich nicht für ihr Geschlecht geeignet sind. "Es geht darum, zu vermeiden, dass Mädchen und Jungen ganze Berufsgruppen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit ausblenden", betont Baumgardt.