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Sicherer Schulweg für Erstklässler – was muss man beachten?
Zwar sind die Temperaturen noch hoch, doch der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und auch die Schulferien gehen vorbei. Während Schüler in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Bremen schon seit einigen Wochen wieder die Schulbank drücken, enden heute die Ferien in Nordrhein-Westfalen – und wie mit jedem neuen Schuljahr machen sich auch dieses Jahr wieder hunderttausende Erstklässler zum ersten Mal auf den Schulweg.
Übung unter realen Bedingungen
Doch gerade für verkehrsunerfahrene Kinder können schwer befahrene Straßen oder komplexe Kreuzungen ein echtes Risiko darstellen. Wie können Eltern da sichergehen, dass ihre Kleinen den Schulweg unverletzt überstehen? „Eine gute Vorbereitung ist das A und das O, damit Eltern ihren Kindern einen sicheren Weg zur Schule ermöglichen können“, erklärt Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband.
„Besonders wichtig ist, dass Eltern den Schulweg mit ihren Kindern mehrmals unter realen Bedingungen üben – idealerweise zu den Zeiten, zu denen der Weg auch während des Schuljahres zurückgelegt wird“, sagt Zaneta. Dabei sollten die kritischen Punkte gemeinsam durchgegangen werden, sodass die Kinder die Risiken verstehen und bestimmte Abläufe, wie die Straße sicher zu überqueren, fast routiniert ablaufen.
Alleine laufen?
Ob die Kinder nach diesem Verkehrstraining dann wirklich in der Lage sind, den Schulweg alleine anzutreten, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Etwa, wie gefährlich die Strecke ist und wie weit die Schule generell entfernt ist. Vor allem aber hängt es vom Kind selbst ab: Befolgt es die wichtigsten Verkehrsregeln? Verhält es sich an gefährlichen Orten aufmerksam und verantwortungsbewusst?
Sollten die frisch Eingeschulten noch zu verträumt oder impulsiv zum Alleinelaufen sein, lohnen sich laut Zaneta Schulweggemeinschaften – dabei laufen mehrere Kinder aus der Nachbarschaft anfangs gemeinsam mit einem Erwachsenen zur Schule und erst später allein. Dabei gewöhnen sich die Erstklässler weiter an den Schulweg und können lernen, sich an den richtigen Stellen verantwortungsvoll zu verhalten.
Wenn die Kinder loslaufen, ist auch ausreichend Zeit sowie ein stressfreier Start in den Tag wichtig für die Sicherheit auf dem Schulweg. Eltern sollten ihren Kindern deshalb morgens genügend Zeit einräumen, um diese sicher zu bewältigen. „Zeitdruck führt oft dazu, dass Kinder unsichere Abkürzungen nehmen, rennen oder unaufmerksam werden – alles Faktoren, die das Unfallrisiko erhöhen“, sagt Zaneta.
Das passende Verkehrsmittel auswählen
Aus diesem Grund sollten Erstklässler auch bei längeren Schulwegen vorerst auf das Fahrrad verzichten. Im Rahmen der Verkehrserziehung werden Schülerinnen und Schüler erst später offiziell auf das Fahrradfahren im Straßenverkehr vorbereitet und die Kinder legen am Ende eine Fahrradprüfung ab. Doch diese Schulung steht meist erst in der vierten Klasse auf dem Lehrplan. „Das Fahrrad ist für Schulanfänger weniger geeignet, da sie oft noch überfordert sind, das Fahrrad zu beherrschen und gleichzeitig auf den Verkehr zu achten“, erklärt TÜV-Expertin Zaneta. Bis dahin empfiehlt sie, die Schulanfänger lieber zu Fuß gehen zu lassen.
Sollte der Schulweg zum Laufen zu lang sein, können die Kinder mit Bus oder sogar Bahn zur Schule fahren. Auch in dem Fall sollte die komplette Strecke jedoch vorher gemeinsam mit den Eltern geübt werden. Das richtige Verhalten an der Haltestelle, das Vorzeigen der Fahrkarte, das sichere Mitfahren und die Kenntnis der Strecke können Eltern gemeinsam mit den Kindern erproben. Genaue Absprachen für unvorhergesehene Fälle, wie zum Beispiel den Ausfall eines Busses, geben den Kindern zusätzliche Sicherheit.
Suche nach dem sichersten Weg zur Schule
Wichtig ist es auch, schon vorher zu ermitteln, welche Route für die Kinder geeignet ist. Denn es gilt: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. „Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern mögliche Gefahrenquellen wie stark befahrene Straßen, unübersichtliche Kreuzungen oder Baustellen berücksichtigen“, sagt Zaneta. „Zebrastreifen, Ampeln und Mittelinseln sollten bevorzugt genutzt werden, auch wenn dies kleine Umwege bedeutet.“
Orientierung für die Routenplanung können dabei auch Schulwegpläne bieten, die vielerorts von Lehrkräften, Eltern und Behörden erstellt werden und sichere Routen empfehlen. Davon gibt es zahlreiche online zu finden, so etwa der Schulwegplaner der Initiative für sichere Straßen GmbH. Diese Seite bietet eine Straßenkarte an, auf der verschiedene Orte der Stadt farblich unterschiedlich gekennzeichnet sind, je nach Gefährlichkeit des Verkehrs – rot markiert dabei beispielsweise hochriskante Abschnitte, gelb eher unterdurchschnittlich riskante.
Appell an Autofahrer: Runter vom Gas!
Um genau diesen Gefahrenscore in der Nähe der Grundschulen möglichst niedrig zu halten, sollten Eltern ihre Kinder zudem auch nicht mit dem Auto direkt vor die Schule bringen. Das erhöhte Verkehrsaufkommen vor den Schulen birgt ein hohes Unfallrisiko. Eine Alternative sind spezielle "Elternhaltestellen" in der Nähe der Schule, die in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden eingerichtet werden können.
Auch alle anderen Verkehrsteilnehmenden sollten vor allem in der Nähe von Schulen extra vorsichtig fahren und die Geschwindigkeit reduzieren. „Die Behörden sind aufgefordert, die Einhaltung der Verkehrsregeln rund um Schulen zu überwachen“, sagt Zaneta. „Weitere Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, Zebrastreifen, zusätzliche Ampeln, Mittelinseln und der Ausbau von Radwegen können die Sicherheit auf Schulwegen weiter erhöhen.“