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Die griechische Staatenwelt: Oligarchen, Tyrannen und Demokraten

War das alte Griechenland ein einheitlicher Staat?

Nein, das Griechenland der Antike war eine Ansammlung von Stadtstaaten. Zentrum des (politischen) Lebens als Gemeinschaft aller Bürger war die Polis. Regionen ohne beherrschendes Zentrum wie Phokis oder Thessalien hatten meist einen Rat, in dem die führenden Städte eine gemeinsame Politik verabredeten. Zunächst herrschte das Königtum vor, das aber vielerorts durch eine Herrschaft des Adels (Aristokratie) abgelöst wurde. Merkmale dieser Gesellschaftsform waren Kampfspiele und Wagenrennen, ebenso das »Symposion«, ein mit Unterhaltung und Trinkgelage verbundenes Gastmahl. Verwandtschaftliche und (gast-)freundschaftliche Beziehungen der Adelsführer gingen dabei über das Gebiet des Stadtstaates hinaus.

Was ist eine Oligarchie?

Wenn die Herrschaft von nur wenigen Adeligen bzw. Familien getragen wurde, spricht man von einer Oligarchie. Für die spätere politische Philosophie war sie ein Zerrbild der Adelsherrschaft (Aristoteles), in der Geldgier Antriebsfeder und Maßstab für die Ämterzuteilung war (Platon). Für die frühere Zeit dürften solche Urteile nur bedingt zutreffen. Macht gründete sich vielmehr auf Besitz, gewachsene Autorität und persönliche Verdienste, weniger auf öffentliche Ämter, die es in dieser Form häufig noch gar nicht gab.

Wie funktionierte eine altgriechische Tyrannis?

Der Tyrann war ein Alleinherrscher, der im Gegensatz zum König aus einer Oligarchie heraus an die Macht gelangt war und zur Absicherung seiner Herrschaft die Unterstützung einflussreicher Familien brauchte. Die erste bedeutende Tyrannis entstand in Korinth (657–583 v.Chr.): Kypselos, Periander und Psammettich machten die Stadt zur wichtigsten See- und Handelsmacht Griechenlands. Der Tyrann Kleisthenes von Sikyon (um 600–570 v.Chr.) war führend am 1. Heiligen Krieg (595–585 v.Chr.) beteiligt. Damals zerstörte die Amphiktyonie, ein Städte- und Staatenbündnis zum Schutz der Heiligtümer der Demeter in Anthela und des Apollon in Delphi, die Stadt Kirrha (Krisa), die von den Pilgern, die nach Delphi wollten, Abgaben erpresste. Eine dritte bedeutende Tyrannis war die der Peisistratiden 560–510 v. Chr. in Athen. Gestützt auf die arme Landbevölkerung, stabilisierte Peisistratos die sozialen Verhältnisse, förderte die Kunst und ließ bedeutende Bauwerke errichten.

Wie kam es zur Entwicklung der Demokratie?

Nach dem Sturz der Peisistratiden setzte der athenische Adlige Kleisthenes, Enkel des Kleisthenes von Sikyon, Verfassungsreformen durch; die Demokratie (Herrschaft des Volkes) nahm Gestalt an. Begonnen hatte diese Entwicklung bereits um 600 v. Chr., als vielerorts das zuvor nur mündlich überlieferte Recht schriftlich festgehalten wurde (in Athen durch Drakon um 624 v. Chr.). Damit wurde dem Kräftespiel der mächtigen Familien ein objektiv nachprüfbares Recht gegenübergestellt. Die Reformen Solons in Athen (594 v. Chr.) begrenzten die Macht der reichen Adelsgeschlechter und führten mit der Volksversammlung ein demokratisches Organ ein. Die politischen Ämter blieben aber weitgehend den oberen Schichten vorbehalten. Erst Kleisthenes brach die Macht der Adelsfamilien, indem die lokalen Abhängigkeiten zwischen Adel und Volk durch eine neue »Gemeindeordnung«, die allen Bürgern die gleichen Rechte gewährte, gesprengt wurden.

Was war in Sparta anders?

Sparta, das im 8. und 7. Jahrhundert zur Vormacht auf der Halbinsel Peloponnes aufgestiegen war, nahm eine Sonderentwicklung. Die spartanische Gesellschaft war von soldatischer Disziplin durchdrungen, der männliche Nachwuchs der kleinen Führungsschicht der Spartiaten wurde früh gedrillt. Vom 20. bis zum 60. Lebensjahr dienten die Männer als Hopliten (Fußsoldaten) und lebten in Kasernen. Gesellschaftlich unter den Spartiaten standen die Periöken (»Umwohner«) mit eingeschränkten Bürgerrechten und der Verpflichtung zum Kriegsdienst. Die Heloten waren rechtlos, tributpflichtig und konnten jederzeit getötet werden. Obwohl sie gegenüber den Spartiaten in der Überzahl waren, scheiterten sie mit mehreren Aufständen. Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. schuf sich Sparta durch Gründung des Peloponnesischen Bundes, dem mit Ausnahme des Erzfeindes Argos alle Staaten der Peloponnes angehörten, eine starke Machtbasis.

Wer kämpfte gegen wen bei Marathon?

In der Schlacht bei Marathon kämpften Perser gegen Griechen. 500 v. Chr. erhoben sich die griechischen Städte an der Westküste Kleinasiens gegen die persische Oberhoheit, unter der sie seit 546 v. Chr. standen. Der Ionische Aufstand erhielt allerdings aus Griechenland nur wenig Unterstützung und endete 494 v. Chr. mit der Zerstörung Milets. Der persische König Dareios I. nahm jedoch die Einmischung in sein Hoheitsgebiet nicht hin und wollte durch Unterwerfung des Mutterlandes, vor allem Athens, seine Herrschaft über die Griechenstädte Kleinasiens festigen. Nach einem ersten erfolglosen Flottenvorstoß bei Athos (492 v. Chr.) landete 490 v. Chr. ein persisches Heer bei Marathon, wurde aber von den Athenern geschlagen.

Wer siegte in der Schlacht bei Salamis?

In der Seeschlacht von Salamis brachten die kleinen wendigen Schiffe der Athener 480 v. Chr. der übermächtigen persischen Flotte eine vernichtende Niederlage bei. Das war vorausgegangen: Nach Dareios' Tod (486 v. Chr.) rüstete sein Sohn Xerxes I. zu einem neuen Krieg. Athen verstärkte daraufhin seine Flotte und wurde zur stärksten Seemacht Griechenlands. Gegen die Bedrohung durch die Perser schlossen sich der Peloponnesische Bund, Athen und andere Städte unter der Führung Spartas zusammen. Trotzdem gelang dem angeblich 100000 Soldaten starken persischen Heer 480 v. Chr. der Durchmarsch durch Griechenland und die Besetzung Athens, dessen Bevölkerung zuvor auf die nahe gelegene Insel Salamis evakuiert worden war. In der engen Bucht von Salamis kam es zur Schlacht.

Was führte zum Ende der Perserkriege?

Dem Ende der Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern ging eine längere Entwicklung voraus. 479 v. Chr. schlug das vereinte griechische Heer unter dem spartanischen Feldherrn Pausanias die Perser bei Platää in Böotien entscheidend. Die kleinasiatischen Griechenstädte lösten sich erneut aus der persischen Oberhoheit und schlossen sich den Griechen an. Nun gingen die Griechen in die Offensive: 478 v. Chr. gelang Pausanias die Herauslösung der griechischen Städte auf Zypern und am Hellespont aus der persischen Herrschaft.

Nachdem Sparta das gemeinsame Bündnis 462 v. Chr. verlassen hatte, banden sich die griechischen Städte Kleinasiens und Thrakiens sowie die meisten Inseln der Ägäis stärker an die Schutzmacht Athen. 478/77 v. Chr. wurde der 1. Attische Seebund (auch Attisch-Delischer Seebund genannt, da die Insel Delos Bundessitz war) gegründet. Nach anfänglichen militärischen Erfolgen nutzte Athen den Bund zunehmend als Instrument zur Steigerung der eigenen Macht. 448 v. Chr. endeten die Perserkriege mit dem Kalliasfrieden, der die griechischen Städte Kleinasiens und Zyperns unter Wahrung ihrer Autonomie im persischen Reich beließ und gegenseitige Einmischung und Angriffe untersagte.

Worum ging es im Peloponnesischen Krieg?

Der Kern des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) war die Rivalität zwischen Athen und Sparta. Athen war bereits nach den Siegen gegen die Perser als gleichberechtigte Kraft neben Sparta anerkannt und ging nun daran, seine Position auszubauen. Zwar schlossen Sparta und Athen 445 v. Chr. einen 30-jährigen Frieden, der die jeweiligen Einflusssphären anerkannte, doch beschwor das Vormachtstreben Athens neue Konflikte herauf. Innerhalb des Peloponnesischen Bundes drängte Korinth auf einen antiathenischen Kurs, weil es seine Handelsinteressen, besonders in Italien, bedroht sah. Schließlich führte das Eingreifen Athens in einen Konflikt Korinths mit seiner Kolonie Korkyra (Korfu) zum Krieg zwischen Athen und Sparta.

Wie verlief der Krieg zwischen Athen und Sparta?

Der Verlauf des über ein Vierteljahrhundert währenden Kriegs war wechselhaft. Zunächst fiel das überlegene spartanische Heer mehrmals ins athenische Hinterland ein, während die überlegene Flotte Athens die Küstengebiete der Peloponnes verwüstete. Nach zehn Jahren schlossen beide Seiten einen Friedensvertrag auf 50 Jahre (Nikiasfrieden). Die Lage blieb jedoch gespannt. In dieser Situation beschloss die athenische Volksversammlung 415 v. Chr., der Stadt Segesta auf Sizilien gegen die korinthische Tochterstadt Syrakus beizustehen, die daraufhin Unterstützung von Sparta erhielt. Die »Sizilische Expedition« der athenischen Flotte endete 413 v. Chr. mit einer vernichtenden Niederlage. Nun standen sich erneut Athen und Sparta direkt gegenüber. Athen musste den Abfall mehrerer Bundesgenossen verkraften. Außerdem unterstützte Persien nun Sparta. In dieser Lage gelangen der athenischen Flotte 411 und 410 v. Chr. drei Seesiege, die Sparta zu einem Friedensangebot bewogen, das Athen jedoch in Verkennung der Situation ablehnte. Der Peloponnesische Krieg endete 404 v. Chr. mit der totalen Niederlage und Entmachtung Athens.

Blieb Sparta dauerhaft Vormacht?

Nein, diese Position hielt es nur ca. drei Jahrzehnte. Zunächst versuchte Sparta, alle von Athen aufgegebenen Machtpositionen zu besetzen, und ging dabei mit großer Härte vor. Dabei verschreckte es alte Verbündete. Dies gab Athen die Gelegenheit zur Revanche: Im Korinthischen Krieg (395–386 v. Chr.) kämpften die Athener, unterstützt von Persien, an der Seite Korinths, Argos' und Thebens gegen Sparta. Im von Persien diktierten Königsfrieden fielen die Griechenstädte Kleinasiens und Zyperns wieder an Persien, das der eigentliche Gewinner des Machtkampfes zwischen Athen und Sparta war. Spartas Vormachtstellung in Griechenland endete 371 v. Chr. in der Schlacht bei Leuktra gegen Theben, als das thebanische Heer mit einer neuen Schlachtformation (»Schiefe Schlachtordnung«) das als unbesiegbar geltende spartanische Heer überwand.

Waren die Kriege gegen die Perser ein Kampf um Kultur und Freiheit?

Die Kriege gegen die Perser sind bereits in der Antike zum »Kampf für Griechenland«, gar für »Kultur und Freiheit« stilisiert worden. Dem ist entgegenzuhalten, dass nie alle oder auch nur die große Mehrheit der griechischen Staaten (also nicht »die« Griechen) gegen Persien kämpften. Auch Bündnisse zwischen griechischen Staaten und Persien hatten nichts Ungewöhnliches an sich, selbst während der Perserkriege. Weder waren alle griechischen Staaten ein »Hort von Freiheit und Demokratie«, noch herrschte in Persien eine unmenschliche Despotie. Vermutlich stammen sogar wichtige Gedanken zur Staatstheorie aus nichtgriechischen– auch persischen– Quellen, so dass die Wiege der abendländischen Demokratie wohl nicht allein in Griechenland stand.

Wussten Sie, dass …

die griechischen Götter und Göttinnen sich gemeinhin sehr »menschlich« gebärdeten? Ihre Bedeutung variierte regional und änderte sich auch im Lauf der Zeit.

sich eine bekannte Marke biologisch erzeugter Lebensmittel von der griechischen Göttin Demeter herleitet? Als Erdgöttin war sie »zuständig« für Fruchtbarkeit, Wachstum, Getreide und die Ernte.

Welche Rolle spielten die Griechen Kleinasiens?

Die Griechen Kleinasiens, die mit dem Vorderen Orient in Berührung kamen, hatten maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der abendländischen Kultur: Mit Thales und Anaximander aus Milet nahm die griechische Philosophie ihren Anfang und mit Herodot aus Halikarnassos die Geschichtsschreibung.

546 v.Chr. fiel Kleinasien an die Perser. Der Aufstand der ionischen Städte gegen die persische Herrschaft (500–494 v.Chr.) löste die Perserkriege aus. Nach der Eroberung Kleinasiens durch Alexander den Großen und der Zugehörigkeit zum Seleukidenreich Ende des 4. Jahrhunderts wurde Pergamon im Nordwesten 241 v. Chr. Zentrum eines unabhängigen Königreichs, das für seine Bibliothek, Theater und Tempel (u. a. Pergamonaltar) berühmt war. 133 v. Chr. fiel Pergamon testamentarisch an Rom, das im 2. und 1. Jahrhundert v.Chr. seine Macht allmählich auf Kleinasien ausdehnte. Unter seiner Herrschaft florierten die Griechenstädte. Die griechische Besiedlung Kleinasiens endete erst 1923, als nach dem Frieden von Lausanne etwa eine Million Griechen aus der neu gegründeten Türkei vertrieben wurden. Die meisten Inseln der Ägais sind jedoch nach wie vor griechisch.

Wussten Sie, dass …

die ersten Olympischen Spiele auf das Jahr 776 v. Chr. datiert werden? Das wissen die Forscher aus erhalten gebliebenen Siegerlisten.

der Begriff »Olympiade« ursprünglich den vierjährigen Zeitraum zwischen zwei Spielen bezeichnete? Schon in der Antike wurde der Begriff aber auch für die Spiele selbst gebraucht.

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