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Die Majas von Goya: Das unverhüllte Bild weiblicher Sexualität

Was ist revolutionär an den beiden »Maja«-Porträts?

In Goyas Bildern wurde mit der Tradition gebrochen – statt dezenter Andeutungen von weiblicher Erotik sind hier erstmals Sexualität und Verführungslust bestimmendes Bildthema. Weibliche Schönheiten, die ihren nackten Körper effektvoll in Szene setzen und sich vom Betrachter bewundern lassen, kennt die bildende Kunst seit antiker Zeit. Doch die Darstellung bedurfte lange der Verklärung und Überhöhung: Der nackte weibliche Körper durfte nur in einem mythologisch-göttlichen oder biblischen Zusammenhang abgebildet werden. Die nackte Gestalt verkörperte erhabene Begriffe wie Wahrheit, Jugend oder Natur und lenkte ihren Blick keusch gen Himmel oder zu Boden.

Warum malte Goya zwei Porträts derselben Frau?

Die beiden Gemälde ergänzen sich. Ihr besonderer Reiz liegt in der Gegenüberstellung ein und derselben Person als nackt und bekleidet. Die »Nackte Maja« nimmt eine betont verführerische Pose ein, welche die wohl geformten Rundungen bestens zur Geltung bringt. Die Arme sind bequem hinter dem Kopf verschränkt – sie suggerieren Wehrlosigkeit und zugleich gespanntes Erwarten. Der ausgestreckte Körper bietet sich als Objekt der Lust und Begierde an und ist dem Betrachter herausfordernd zugewandt. Das gilt auch für die »Bekleidete Maja«: Ihr Gewand umspielt und betont die weiblichen Rundungen. Die Schärpe ist so eng um die Taille gebunden, dass die Formen trotz der Verhüllung noch plastischer zum Ausdruck kommen. Was Goya (1746–1828) malte, ist weder weiblicher Akt noch intime Entblößung, sondern eine Frau als sexuelle Reizquelle, als Subjekt und zugleich Objekt der Verführung.

Wer ist auf den beiden Bildern dargestellt?

Bei der Frage nach der Identität der geheimnisvollen Schönheit wird stets die Herzogin von Alba genannt, die Goya protegiert hatte. Die wohlhabende Duquesa besaß, wie eine englische Reisende konstatierte, »Schönheit, Volkstümlichkeit, Grazie, Reichtum« und obendrein einen der höchsten Adelstitel des Landes. Die von anderen Frauen beneidete und im Volk verehrte Grande Dame war seit 1796 verwitwet und bei Hofe das Ziel vieler Verleumdungen. Unbestritten ist, dass sie sich nicht immer an die strengen Gesetze der spanischen Aristokratie und der Hofetikette hielt. Vielmehr führte sie ein für die damalige Zeit freizügiges Leben. Sie galt als sehr intelligent, arrogant und provozierend. Außerdem war ihre Stellung von politischer Brisanz, sah der Hof doch in ihr eine ernst zu nehmende Rivalin der Königin Maria-Luisa.

Welches Schicksal erlitten die »Majas«?

Ab 1808 befanden sich die beiden etwa um 1800 entstandenen »Maja«-Gemälde, die heute im Prado in Madrid hängen, im Besitz des Don Manuel de Godoy, dem Günstling des Königs und eigentlichen Potentaten Spaniens. Es heißt, er habe seinen Gästen zunächst die bekleidete Version gezeigt, um schließlich mit mechanischer Hilfe die »Nackte Maja« hervorzuzaubern. 1815 gelangten die Werke in die Hände des Inquisitionstribunals. Der taube und schwer kranke Goya musste sich für die Darstellung verantworten, da die Abbildung eines nackten Körpers in Spanien ausdrücklich verboten war. Schließlich wanderten die beiden »Majas« in den Speicher der Akademie der Schönen Künste von San Fernando. Erst 1900 wurden sie der Öffentlichkeit gezeigt und lösten eine wahre »Maja«-Begeisterung aus.

Wie verlief Goyas Leben?

Francisco de Goya wurde am 30.3.1746 in der spanischen Provinz Aragón geboren. Nach seiner Ankunft in Madrid lernte er 1775 die Herzogin von Alba kennen, die ihn fortan protegierte. Ab 1789 war er Hofmaler des spanischen Königs Karl IV., den er in »Die Familie Karls IV.« ungeschönt darstellte. 1792 verlor er durch eine schwere Krankheit sein Gehör. Er fertigte nun Druckgrafiken mit politischem und sozialem Inhalt, wie die »Desastres de la Guerra« von 1810. Nachdem er sich 1815 vor einem Inquisitionstribunal verantworten musste, zog er sich in sein Landhaus zurück, in dem die düsteren »Schwarzen Bilder« entstanden, bevor er 1824 ins politische Exil nach Frankreich ging. Goya starb am 16.4.1828 in Bordeaux.

Wussten Sie, dass …

die »Maja«-Gemälde entstanden, als die Herzogin von Alba bereits 38 Jahre alt war? Die Dargestellte hingegen ist etwa 20-jährig.

»maja« »schön« und »gut aussehend« bedeutet? Es steht auch für eine spezifisch spanische Erscheinung hübscher señoritas, die einen unabhängigen Lebensstil pflegten, der von Aristokratinnen nachgeahmt wurde.

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