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Lorenzo de' Medici: Die Macht im Hintergrund
Was kennzeichnet das Geschlecht der Medici?
Vor allem ihr glückliches Verhältnis zum Geld. Als Lorenzo de' Medici im Jahr 1449 in Florenz geboren wurde, hatte seine Familie schon eine lange Erfolgsgeschichte hinter sich. Bereits im 13. Jahrhundert gab es verschiedene Familienzweige, die »di Cafaggiolo« bildeten eine Hauptlinie. Der Reichtum, den die Familie bereits im 14. Jahrhundert angesammelt hatte, sollte sich aber erst an der Wende zum 15. Jahrhundert in eine entsprechende politische und gesellschaftliche Stellung ummünzen lassen, nachdem Giovanni di Bicci (1360–1429) 1397 die später so berühmte Medici-Bank gegründet hatte.
Welcher Medici sorgte für den Aufstieg der Familie?
Giovannis Sohn, der spätere Großvater Lorenzos, Cosimo »il Vecchio« (1389–1464), sicherte sich mithilfe eines weit verzweigten Klientelnetzes einen großen Anteil an der Macht in Florenz. Trotz einer Kerkerhaft im Jahr 1433 und anschließender Verbannung nach Venedig, wo man ihn bereitwillig aufnahm, konnte er bald in die Arno-Metropole zurückkehren. Dort gelang es ihm, die gesamte Politik auf seine Person, seine Familie und ihre Vertrauten zu konzentrieren, ohne selbst auf Dauer Ämter der Republik bekleiden zu müssen. Neben pragmatischen und moralisch nicht immer ganz einwandfreien Methoden, wie beispielsweise Bestechung, nutzte er ganz im Stil der Zeit auch das Mittel des Mäzenatentums, um seinen umfassenden Führungsanspruch zu unterstreichen. Und das mit Erfolg: Die Signoria – die Stadtregierung von Florenz – ehrte »den Alten« nach dessen Tod mit dem Titel »pater patriae« (Vater des Vaterlands).
Konnte Lorenzo den Ruhm der Familie weiter vergrößern?
Zunächst nicht: Lorenzo »il Magnifico« konnte zwar auf einer erfolgreichen Vorgeschichte aufbauen, als er im Jahr 1469 gemeinsam mit seinem Bruder Giuliano die Führung der Familie und des florentinischen Staates von seinem Vater Piero übernahm, der nur wenige, krisenreiche Jahre regiert hatte. Belastet wurde Lorenzos Herrscherzeit aber durch seine Feindschaft mit Papst Sixtus IV. (1471–1484), dessen Neffe, Kardinal Raffaele Riario, bei der so genannten Pazzi-Verschwörung, die 1478 Giuliano de' Medici das Leben kostete, eine zentrale Rolle spielte. Auch danach gelang es Sixtus noch, Neapel und Siena zum Krieg gegen das mediceische Florenz zu bewegen. Der folgende Friedensschluss der Stadt (1480) mit dem unter spanischer Herrschaft stehenden Neapel trug aber dann beträchtlich zum strahlenden Bild Lorenzos bei: »Il Magnifico« begab sich in einer spektakulären Aktion persönlich nach Neapel, um sich dort mit dem Feind zu arrangieren.
Wodurch sicherte Lorenzo seine Macht?
Durch eine Taktik der Protektion und Bestechung. Nach den ersten Krisenjahren konnte Lorenzo überaus erfolgreich und beinahe unangefochten die Geschicke der Stadt lenken. Wie sein Großvater Cosimo verzichtete auch er weitgehend darauf, öffentliche Ämter zu übernehmen. Dennoch legte sich die Opposition gegen diese »Kryptosignorie« der Medici – die Herrschaft im Hintergrund – nie ganz.
Lorenzo versuchte nicht nur durch politische Reformen – etwa die Einrichtung des Rats der Siebzig im Jahr 1480, der nur aus Medici-Anhängern bestand – den Einfluss seiner Gegner zu beschneiden, sondern forderte darüber hinaus, dass sämtliche Lebensbereiche im Dienst seiner Regierung stehen sollten. Dies erstreckte sich von der äußerst erfolgreichen Protektion von Familienmitgliedern – etwa durch seine und seines Sohnes Eheverbindung mit dem römischen Adelsgeschlecht der Orsini – über bürokratische Reformen bis hin zur nachhaltigen Förderung von Kunst und Kultur als Mäzen.
Wie sah sich Lorenzo de' Medici selbst?
Wenn Lorenzo späteren Zeiten als Verkörperung des Renaissance-Ideals vom universellen Menschen galt, so geht dieses Bild auf eine bewusste Stilisierung durch ihn selbst und seine Umgebung zurück. Er schaltete sich als Vermittler in die »internationale« Politik ein und begründete damit einen Ruf, der letztlich auch seine Macht in der eigenen Stadt sicherte. Davon zeugt beispielsweise sein umfangreicher Briefwechsel. Einen weiteren Stilisierungsschub erfuhr sein Bild dann nach seinem Tod, als der französische König Karl VIII. Feldzüge nach Italien unternahm, und die damit verbundenen außenpolitischen Misserfolge von Lorenzos Sohn Piero 1494 zu dessen Vertreibung aus Florenz führten. Angesichts der aktuellen Probleme wurde die Regierungszeit Lorenzos als eine Ära des Friedens, der Größe und des Glanzes verklärt.
Welche Rolle spielte Girolamo Savonarola in Florenz?
Der Dominikaner, der aus einer vermögenden Familie stammte, war von Lorenzo de' Medici nach Florenz geholt worden. Dort erlangte er als fanatischer Bußprediger immer mehr Macht, die er zunehmend gegen die so erfolgreich herrschende Familie einsetzte. Als Karl der VIII. von Frankreich in Italien einmarschierte, nutzte Savonarola die Gelegenheit, um den Nachfolger Lorenzos, seinen Sohn Piero de' Medici, aus der Stadt zu vertreiben. Seine fortgesetzten Vorwürfe gegen Papst und Kirche ließen ihn aber letztlich scheitern: 1497 wurde er von Papst Alexander VI. exkommuniziert und im folgenden Jahr in Florenz öffentlich gehängt und anschließend verbrannt.
Wussten Sie, dass …
Lorenzos Sohn Giovanni, dem erst 14-jährig sein Vater im Jahr 1489 die Kardinalswürde verschafft hatte, später als Leo X. Papst wurde?
zu den von Lorenzo geförderten Künstlern auch Sandro Botticelli und Michelangelo Buonarotti zählten?
Botticelli unter dem Einfluss der Predigten des Dominikaners Savonarola einige seiner Gemälde vernichtete?
Lorenzo ebenso wie sein Vater und sein Großvater an Gicht litt?
die Medici seit 1569 als Großherzöge eine Monarchie in Florenz errichten konnten?
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