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Tauben: In unterschiedlichen Lebensräumen
Leben Tauben nur in Städten?
Nein. Die heimische Hohltaube (Columba oenas) ist auch heute noch in lichten Wäldern, alten Parks, Obstgärten und felsigen Gegenden zu Hause – den ursprünglichen Lebensräumen der Tauben. Hohltauben brüten in Baumhöhlen und ernähren sich von Samen und Früchten, die sie unter anderem auf Feldern suchen.
Vollkommen an ein Leben in der Nähe des Menschen hat sich dagegen die Ringeltaube (Columba palumbus) angepasst. Mit einem Gewicht von bis zu 500 Gramm und einer Länge von 40 Zentimetern ist sie die größte und auch die häufigste Taube in Europa. An ihrem schieferblauen Gefieder, dem weißen Nackenfleck und dem weißen Band auf der Flügeloberseite ist sie leicht zu erkennen. Da Ringeltauben mit Vorliebe Früchte, Getreidekörner, Beeren und frische Blätter fressen, können sie in Obst- und Gemüseanbaugebieten erhebliche Schäden anrichten.
Gibt es die Türkentaube nur in der Türkei?
Nein, es ist ihr gelungen, innerhalb eines Menschenalters fast ganz Europa zu erobern. Der Siegeszug der Türkentaube (Streptopelia decaocto), die ursprünglich in Indien und China zu Hause ist, begann 1912, als sie in Serbien auftauchte. 1946 brütete sie bereits in Deutschland, 1955 erreichte sie England und 1964 Island. Türkentauben, deren sandfarbenes bis graubraunes Gefieder im Nacken von dem charakteristischen schwarzen, halbmondförmigen Band geziert wird, sind fast ausschließlich in Dörfern und Städten zu finden. Oft suchen sie mit Stadttauben zusammen in Straßen und auf Plätzen nach Samen, Früchten und fressbaren Abfällen.
Sind Turteltauben verliebt?
Nein, »turteln wie die Tauben« tun sicherlich nur menschliche Liebespaare. Dennoch hat diese Redewendung eine Verbindung mit der Turteltaube (Streptopelia turtur), denn sie geht auf ihr wie »turr, turr« klingendes Gurren zurück. Dieser Ruf, der nur von den Männchen abgegeben wird, hat zwei Funktionen: Zum einen wird damit das Revier markiert und den Rivalen bedeutet, dass sie hier nichts zu suchen haben. Zum anderen aber soll dieser von den Artgenossen offenbar als Zeichen der Stärke interpretierte Laut paarungswillige Weibchen anlocken – die ihrerseits auf der Suche nach möglichst potenten »Samenspendern« sind.
Übrigens: Turteltauben sind lebhafter gefärbt als ihre Verwandten. Neben einem grauen Kopf und einem braunen Rücken verfügen sie über einen auffälligen Halsfleck aus schwarzweißen Streifen und schwarze, rostrot gesäumte Federn auf den Schultern und Flügeldecken. In unseren Breiten sind Turteltauben nur in warmen Gegenden heimisch; den Winter verbringen sie in Afrika. Als Lebensraum bevorzugen sie Parklandschaften in Wassernähe. Ihre Hauptnahrung sind Sämereien aller Art, die sie zum Leidwesen der Bauern auch auf frisch eingesäten Getreidefeldern suchen.
Welche Taube ist das »Rennpferd des kleinen Mannes«?
Die Brief- oder Reisetaube. Die Beschäftigung mit ihr hat eine lange Tradition. Erste Überlieferungen von der Taube als Nachrichtenbotin stammen von etwa 2600 v. Chr. aus dem alten Ägypten. In Deutschland war die Brieftaubenhaltung vor allem bei den Bergleuten im Ruhrgebiet ein beliebtes Hobby. Auch heute noch werden die »Rennpferde des kleinen Mannes« zu Wettflügen auf die Reise geschickt. Bei günstigen Wetterverhältnissen können sie 1000 Kilometer pro Tag ohne Unterbrechung zurücklegen. Dabei erzielen sie Reisegeschwindigkeiten von 50–60 und Höchstgeschwindigkeiten von 100–120 km/h.
Erreicht werden diese Leistungen durch »psychische Motivation«, d. h., die Vögel werden von ihrem Partner oder ihren Küken getrennt, zu denen sie so schnell wie möglich zurückzukehren versuchen. Dabei offenbaren sie ein ausgezeichnetes Heimfindevermögen. Bis heute weiß man nicht genau, woran sie sich orientieren; ohne Zweifel spielt der Sonnenstand eine entscheidende Rolle, möglicherweise aber auch Gerüche und das Erdmagnetfeld.
Übrigens: Ursprünglich wurden Tauben wohl als Fleischlieferanten und wegen ihres Dungs gehalten, der einen wertvollen Dünger abgab. Auch heute werden noch Masttauben gezüchtet, die ein Gewicht von bis zu 900 Gramm erreichen können. Das Fleisch von Jungtauben ist sehr zart und hat ein feines, kräftiges Aroma.
Wie versorgen Flughühner ihre Jungen mit Wasser?
Mithilfe ihres saugfähigen Gefieders. Alle Flughühner ernähren sich von Samen und sind daher gezwungen, regelmäßig zu trinken. Da die Wasserstellen oft weit von den Brutplätzen entfernt sind, haben sie sich zu hervorragenden Langstreckenfliegern entwickelt. Meist sammeln sich die Vögel vor dem Start in lärmenden Schwärmen. Damit sie trotz ihrer kurzen Beine an das begehrte Nass herankommen können, müssen die Ufer der Wasserstellen flach sein.
Dort stillen die erwachsenen Tiere aber nicht nur ihren eigenen Durst, sondern nehmen auch Wasser auf, um die Jungen zu versorgen. Dazu waten die männlichen Vögel bis zum Bauch ins Wasser, kauern sich nieder und schaukeln ihren Körper hin und her, wobei sich das besonders fein strukturierte Bauchgefieder mit bis zu 40 Gramm Wasser vollsaugt. Auch nach einem langen Rückflug in großer Hitze enthalten die Federn noch genug Wasser, um die Jungen ausreichend zu tränken. Dazu stecken die Küken ihren Schnabel tief in das väterliche Gefieder und saugen die lebenswichtige Feuchtigkeit mit melkenden Bewegungen aus.
Sollte man Stadttauben füttern?
Eher nicht, obwohl das Füttern der zutraulichen Vögel nicht der alleinige Grund ist für die massenhafte Ausbreitung. Denn Stadttauben können sich auch deshalb so ungehemmt vermehren, weil in diesem »künstlichen« Lebensraum ihre natürlichen Feinde, vor allem Greifvögel, weitgehend fehlen. Dass viele Menschen die »Ratten der Lüfte« inzwischen als Plage empfinden, hat durchaus seine Berechtigung. Ihre Hinterlassenschaften verschmutzen nicht nur Bürgersteige und Häuser, sondern können auch die für Menschen gefährliche Papageienkrankheit übertragen. Außerdem richtet der ätzend scharfe Taubenkot große Schäden an Gebäuden an. Die Beseitigung dieser Schäden verschlingt Unsummen.
Wussten Sie, dass …
Tauben unter den Vögeln eine einzigartige Trinktechnik haben? Sie saugen nämlich das Wasser einfach auf.
die Wandertaube (Ectopistes migratorius) vom Menschen planmäßig ausgerottet wurde? Die Letzte ihrer Art starb 1914 im Zoo von Cincinnati.
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