wissen.de Artikel
Chancen für Studienabbrecher
Für viele Abiturienten ist es nach der Schule fast schon ein Automatismus: Mit der Hochschulreife geht es an die Hochschule - wohin sonst? Für diesen Weg haben sich im Studienjahr 2016/ 2017 mehr als eine halbe Million junge Menschen entschieden. Ein Rekordwert, wie schon 2015. Doch im Alltag an der Universität merken die Studienanfänger oft schnell: Studieren liegt ihnen nicht.
Knapp 30 Prozent aller Anfänger im Bachelor brechen ihr Studium nach Angaben des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wirtschaftsforschung vorzeitig und ohne Zeugnis ab. Besonders hoch sind die Abbrecherquoten bei den Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. Gründe für den Bruch mit der Uni gibt es viele: Die graue Theorie, die unregelmäßigen Arbeitszeiten oder zu hohe Anforderungen sind die häufigsten Faktoren, die den Studierenden die anfängliche Motivation rauben. Auch Geldsorgen und Finanzierungsprobleme spielen nicht selten eine Rolle dabei.
Begehrt bei Arbeitgebern
Die Entscheidung gegen die Vollendung des Studiums fällt den meisten Studenten nicht leicht. Der Bruch im Lebenslauf, der Stempel "Studienabbrecher": Er erscheint den jungen Menschen und oft auch deren Eltern mitunter wie eine mittelschwere Katastrophe. Über allem steht dann die Frage: Was jetzt? Wie soll es weitergehen?
Die gute Nachricht: Zum Studium gibt es zahlreiche Alternativen - und gerade Studienabbrecher sind für viele Arbeitgeber besonders attraktiv. Denn auch wer seine Studienzeit vorzeitig beendet, hat durch die Vorlesungen und Kurse an der Universität bereits wertvolle Kenntnisse und Kompetenzen erworben. So lernen Studierende in der Regel etwa, sich selbständig auch in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten. Hinzu kommt, dass sie älter sind und dadurch mehr Lebenserfahrung mitbringen als frisch gebackene Schulabsolventen.
Viele Ausbildungsmöglichkeiten
Längst gehen die Industrie-, Handels- und Handwerkskammern aktiv auf Ex-Studierende zu, um sie an Betriebe und Unternehmen zu vermitteln. Denn leistungsstarke Berufseinsteiger sind rar. Auch in den MINT-Berufen, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, werden junge Fachkräfte händeringend gesucht - und Studienabbrecher umworben.
Für einen erfolgreichen Umstieg bieten sich neben einer betrieblichen Ausbildung sogenannte schulische Berufsausbildungen an. In diesem Rahmen lassen sich zum Beispiel Berufe wie Erzieher, Physiotherapeut oder Fremdsprachenkorrespondent erlernen. Speziell für Abiturienten hat die deutsche Wirtschaft außerdem die sogenannten Sonderausbildungen entwickelt. Sie sind eine Mischung aus betrieblicher Ausbildung und Studium und eignen sich zum Beispiel für Menschen, die Fluglotse, Eurokaufmann oder Handelsassistent werden wollen.