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Debatte um Palmölproduktion: Billiges Fett zulasten des Regenwaldes
Ob Tiefkühlpizza, Schokocreme, Margarine oder Shampoo: Palmöl steckt in etwa jedem zweiten Supermarktprodukt – vor allem in Lebensmitteln und Kosmetika. Das Öl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen wird, ist mit einem Anteil von einem Drittel am globalen Gesamtverbrauch das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Jedes Jahr werden nach Angaben von Greenpeace rund 60 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Deutschland importiert jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen davon, vorwiegend aus Indonesien und Malaysia.
Zwei Eigenschaften machen das Öl bei Herstellern so beliebt: Es ist erstens billig und zweitens vielseitig einsetzbar. So schmeckt es ähnlich wie Butter und verleiht Speisen eine streichfeste, cremige Konsistenz. Außerdem können aus dem Öl Tenside hergestellt werden, die unter anderem in Duschgels und Reinigungsmitteln stecken. Auch in Schmiermitteln, Farben und Lacken findet Palmöl Verwendung – zudem wird auch Biokraftstoff häufig Palmöl beigemischt.
Regenwald muss Plantagen weichen
Was für die Produktion praktisch ist, versetzt Umweltschützer jedoch in Alarmstimmung. Denn die stetig steigende Nachfrage nach dem Öl hat zur Folge, dass für Palmölplantagen im großen Stil tropische Wälder gerodet werden. Das betrifft vor allem die wichtigsten Produktionsländer Indonesien und Malaysia, aber auch Länder in Südamerika und Afrika.
Seit 1990 hat sich die Anbaufläche für Ölpalmen laut der Umweltorganisation WWF weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht. Mit jedem Hektar, der hinzukommt, schrumpft in den betroffenen Ländern der Regenwald – und damit die "Grüne Lunge" unseres Planeten. Regenwälder gehören zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern auf der Erde, ihr Baumbestand kann Milliarden Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid aufnehmen.
Brennpunkt Indonesien
Besonders extrem wirkt sich der Verlust von tropischen Urwaldriesen in Indonesien aus. Hier gibt es nämlich vor allem auf Sumatra, Borneo und Neuguinea viel Regenwald, der auf Torfmoorböden wächst. Diese sind besonders effektive Kohlenstoffspeicher und enthalten bis zu 50-mal mehr Kohlenstoff als eine gleich große Fläche Regenwald auf herkömmlichem Grund.
Werden die tropischen Torfmoore jedoch trockengelegt, um dort Ölpalmen anzubauen, entweichen auf einen Schlag große Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre. "Indonesien ist dadurch zum drittgrößten Treibhausgas-Emittenten der Erde geworden", schreibt WWF. Umweltschützer kritisieren zudem, dass durch die Trockenlegung der Moore und Brandrodungen das Risiko für unkontrollierte Waldbrände steigt.
Durch solche Feuer verbrannten im vergangenen Jahr große Flächen Land, dabei wurden Unmengen zusätzliches Kohlendioxid frei. Das hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung vor Ort, sondern auch für das globale Klima. Unter dem Raubbau an der Natur leidet zudem die biologische Vielfalt. Die riesigen Monokulturen nehmen bedrohten Arten wie Orang-Utans und Tigern den Lebensraum – und die Waldbrände gefährden sie zusätzlich.