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Disteln und Kletten: Wehrhaft oder anhänglich

Was symbolisieren Disteln?

Vordergründig stehen Disteln für Leid und Mühsal, sie gelten als unnahbar und unordentlich. Disteln wachsen oft auf Äckern und Weiden, wo sie dem Mensch die Feldarbeit erschweren. Deshalb erachtet man sie als gemein, peinigend und als Zeichen für Vernachlässigung. Disteln symbolisieren Kraft und Stolz, wofür man sie heimlich bewundert.

Übrigens: In Schottland sind Disteln sogar Nationalblumen; viele Familienclans führen sie im Wappen. Der Legende nach sollen Disteln Schottland einst vor der Fremdherrschaft durch die Wikinger gerettet haben: Als sich die Nordmänner ins schottische Heereslager schleichen wollten, mussten sie dichte Distelhecken durchqueren. Ihr Wehklagen ob der schmerzhaften Tortur alarmierte die schottischen Krieger, welche die nachfolgende Schlacht gewannen. Die Begegnung mit den Disteln soll den Wikingern ein für alle Mal ihren Appetit auf Schottland verdorben haben.

Welche Pflanzen gehören zu den Disteln?

Disteln werden Pflanzen genannt, die mit einer stechenden oder kratzenden Bewehrung ausgestattet sind – ohne Berücksichtigung der botanischen Systematik. Neben den eigentlichen Disteln aus der Gattung Carduus werden auch andere Pflanzen als Disteln bezeichnet. Viele davon sind Korbblütler, etwa Kratzdistel (Cirsium) oder die Eselsdistel (Onopordum), manche aber auch zu anderen Familien: So ist die Kardendistel (Dipsacus) ein Mitglied der Kardengewächse und die Edeldistel (Eryngium) ein Doldenblütler.

Welche Distel gilt als Delikatesse?

Die Gemüseartischocke (Cynara scolymus). Die bis zwei Meter hohe, sehr stattliche Staude mit silbrig grünen Blättern und großen, blauvioletten, distelartigen Blüten ist bereits seit dem Altertum im Mittelmeerraum eine begehrte Gemüsepflanze. In Mitteleuropa wurde sie erst im 15. Jahrhundert bekannter, war zu dieser Zeit aber so teuer, dass sich nur die Reichen ihren Genuss leisten konnten. Damals galt sie zudem auch als Aphrodisiakum, von dem gesagt wurde, es mehre »den natürlichen Samen« und reize »zu den ehelichen Werken«. In der Küche wird vor allem der essbare, fleischige Blütenboden der Kopfblüten verwendet, die vor dem Aufblühen in unreifem Zustand geerntet werden. Auch der untere Teil der Blütenhüllblätter kann gekocht und z. B. in eine Sauce gedippt werden.

Sind Disteln auch Zierpflanzen?

Ja, einige Distelarten sind trotz ihrer Kratzbürstigkeit in vielen Gärten als bizarr anmutende Pflanzen gern gesehen. Vorderhand sind Kugeldisteln, darunter beispielsweise die Drüsige Kugeldistel (Echinops spaerocephalus), die Banater Kugeldistel (Echinops bannaticus) oder Echinops ritro zu nennen. Ihre Anziehungskraft auf Gartenliebhaber rührt von den silbergrauen, blaugrauen oder blauvioletten Blütenkugeln her.

Zu den schönsten Disteln gehört die aus dem Mittelmeerraum stammende Gemeine Mariendistel (Silybium marianum), die bereits seit dem Mittelalter hierzulande kultiviert wird. Die purpurrot blühende Pflanze kann eine Höhe von 1,50 Metern erreichen. An den weißen Adern, welche die Blätter durchziehen, ist sie eindeutig von anderen Disteln zu unterscheiden. Sie ist auch eine alte Heilpflanze, deren Früchte schützend und heilend auf die Leber wirken und beispielsweise bei Vergiftungen verabreicht werden.

Was verdanken wir der Klette?

Den Klettverschluss, der 1951 zum Patent angemeldet wurde. Der Schweizer Erfinder George de Mestral (1907–1990) hatte um 1940 die zündende Idee, als er aus dem Fell seines Hundes Kletten entfernen musste. Anstatt sich über sie zu ärgern, legte er sie unter das Mikroskop und entdeckte so ihr Prinzip: Der Grund für das zähe Haften sind die elastischen, zu Widerhaken gekrümmten Hüllblätter der Kletten, die sich in Haaren und Fasern festkrallen. Reißen sich die Fruchtstände von dem Vorbeigehenden wieder los und fallen gleichzeitig nicht von der Pflanze ab, dann können die Samen durch das Zurückschnellen herauskatapultiert werden. Häufig bleiben die Fruchtstände allerdings auch haften und werden dann weitertransportiert.

Wussten Sie, dass …

Tuchmacher und Weber früher Disteln als Werkzeug einsetzten? Sie rauten mit den stachligen Blütenköpfen der Weber- oder Walkerdistel Wollstoffe auf.

Distelöl aus den Samen der Färberdistel (Carthamus tinctorius) gewonnen wird? Es ist besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E.

Disteln wichtige Futterpflanzen sind? Schmetterlinge und viele andere Insekten trinken den Nektar; außerdem locken die fettreichen Samen und die auf den Pflanzen lebenden Käferlarven wiederum eine Vielzahl von Vögeln an, etwa den Distelfink, der dank seines langen, schmalen Schnabels als Einziger an die Samen der Weberdistel gelangen kann.

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