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Die Flucht in den Tod

Günter Grass neue Novelle Im Krebsgang wirft Licht auf ein lang verdrängtes Thema: Das größte Unglück der Schifffahrtsgeschichte - der Untergang des Flüchtlingsschiffes “Wilhelm Gustloff“. Doch historisch betrachtet ist der Untergang nur die Spitze des Eisberges - Grass beleuchtet erstmals in der deutschen Nachkriegsgeschichte die lang verdrängte Tragödie der Flucht aus dem Osten.

Vergeltung für den Nazi-Terror

Truppen der Roten Armee in der Schlacht von Stalingrad 1943

Rückblende Januar 1945: Der Zweite Weltkrieg, der zwei Jahre zuvor vor den Toren Stalingrads seine Wende genommen hatte, ging in die finale Phase. Die Lufthoheit über dem Reich längst verloren, befanden sich die deutschen Truppen auf allen Kriegsschauplätzen im Rückzug.
Die Rote Armee, die 1942 bis vor die Tore Moskaus zurückgedrängt worden war, forderte blutige Vergeltung für den Nazi-Terror. Gerüchte von wahllosen Vergewaltigungen und Massenhinrichtungen trieb die deutschstämmige Bevölkerung in Ostpreußen panisch in großen Flüchtlingszügen - den so genannten Trecks - in den Westen.
Die Angst vor den Gräueltaten war nicht unberechtigt: Der russische Schriftsteller Ilja Ehrenburg etwa rief die russischen Soldaten dazu auf, “zu morden und Rache zu nehmen für das von den faschistischen Bestien verwüstete Vaterland, für Mütterchen Russland“. [Günter Grass: Im Krebsgang. Göttingen: Steidl, 2002]

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