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Grönland und die USA: Eine Beziehung mit langer Geschichte
„Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt halten die Vereinigten Staaten von Amerika den Besitz und die Kontrolle über Grönland für absolut notwendig.“ Das schrieb US-Präsident Donald Trump am 22. Dezember 2024 auf seiner Mikroblogging-Plattform Truth Social. Und es war nicht die letzte Äußerung dieser Art: Immer wieder betont der US-Präsident seither, dass die arktische Insel für die USA wichtig seien und dass er Grönland bekommen werde – „auf die eine oder andere Weise“. Dabei schließe er auch ein militärisches Vorgehen nicht aus.
Die Reaktion Grönlands war entsprechend deutlich: In einer schriftlichen Stellungnahme äußert sich der grönländische Premierminister Múte Egede sehr klar zu Trumps Vorhaben: „Grönland gehört uns. Wir sind nicht käuflich und werden nie käuflich sein.“ Als Reaktion auf Trumps Äußerungen wurden die für April 2025 geplanten Parlamentswahlen in Grönland auf den 11. März vorgezogen. Die Wahlen standen entsprechend ganz im Zeichen von Trumps Aussagen. Gewonnen hat die oppositionelle Demokratische Partei Demokraatit – sie strebt eine Unabhängigkeit von Dänemark an und will auch kein Teil der USA werden.
Bereits 2019, während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident, hatte Donald Trump laut darüber nachgedacht, das Gebiet in der Arktis zu kaufen – auch damals wehrte Grönlands Regierung ab. Der Versuch der US-amerikanischen Regierung, die Insel zu erwerben, ist jedoch ein alter Hut. Aber von Anfang an.
Die „Hoffnungsinsel“ und Dänemark
Der Legende nach soll der aus Norwegen stammende, jedoch in Island lebende Wikinger Erik der Rote im Jahr 985 eine erste Siedlung auf Grönland gegründet haben – der Kontakt zu den Siedlern brach allerdings ab. Heute weiß man, dass die Wikinger ihre grönländischen Siedlungen wenige hundert Jahre später wegen einer Kälteperiode wieder aufgaben. Doch im 18. Jahrhundert glaubte man noch, Wikinger-Nachfahren auf Grönland finden zu können. Der aus dem Königreich Dänemark-Norwegen stammende Missionar und Pastor Hans Egede machte sich daher im Jahr 1721 auf den Weg nach Grönland, um diese – angeblich in Reichtum lebenden – Siedler zu finden.
Angekommen auf der von Egede benannten Insel Haabets Ø („Hoffnungsinsel“) fand der Missionar jedoch keine Wikinger-Siedler. Stattdessen traf er auf die Inuit, die im 12. Jahrhundert nach Grönland gekommen waren und bis heute den größten Teil der dortigen Bevölkerung ausmachen. Was folgte, war eine Kolonialisierung des arktischen Gebiets, ehe es 1814 nach dem Ende des Dänisch-Norwegischen Königreichs offiziell zur dänischen Kolonie wurde.

Kriegsstrategischer Handel und Unterstützung
1917 betrieben Dänemark und die USA dann zum ersten Mal einen Handel mit Territorien: Die USA kauften den Dänen das in der Karibik gelegene „Dänisch-Westindien“ ab – heute US Virgin Islands, um dort im Ersten Weltkrieg einen Marinestützpunkt zu bauen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Jahr 1941 US-amerikanische Truppen auf Grönland stationiert, um eine deutsche Invasion zu verhindern. Zuvor hatte das Deutsche Reich bereits Dänemark besetzt. Dadurch konnte Dänemark die Insel in der Arktis nicht mehr versorgen und stellte sie unter den Schutz der USA. Nach dem Eintritt der USA in den Krieg bauten US-Truppen zwei Luftwaffenstützpunkte auf der Insel auf.
US-Militärpräsenz auf Grönland
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zogen die US-amerikanischen Truppen jedoch nicht einfach ab: Der damalige Präsident Harry Truman bot Dänemark an, ihm Grönland abzukaufen – für 100 Millionen US-Dollar in Gold. Truman begründete dies mit großem militärstrategischem und geopolitischem Interesse und damit, dass das Gebiet ohenhin nur eine finanzielle Belastung für Dänemark sei. Die dänische Regierung lehnte ab, stimmte jedoch wenige Jahre später – im Rahmen der NATO-Verteidigungsstrategie während des Kalten Kriegs – einer dauerhaften US-Militärpräsenz auf Grönland zu.
Bis heute besteht die Militärbasis „Pituffik Space Base“, die die USA 1951 als „Thule Air Base“ im Nordwesten Grönlands errichteten. Dieser Stützpunkt verfügt unter anderem über ein System zur Warnung vor ballistischen Raketen und ist damit für die Verteidigung der USA gegen potenzielle Angriffe – beispielsweise aus Russland – bis heute strategisch bedeutend. Nach dem Ende des Kalten Krieges schrumpfte das Interesse der USA an Grönland aber zunächst wieder und bis auf Pituffik wurden alle restlichen US-Militärstützpunkte geschlossen.

Wie autonom ist Grönland?
Im Jahr 1953 änderte Dänemark den bisherigen Status Grönlands als Kolonie. Das Gebiet in der Arktis wurde nun zur dänischen Provinz und alle Grönländer erhielten die dänische Staatsbürgerschaft. Nach einem ersten Schritt in Richtung Autonomie Ende der siebziger Jahre erhielt die Insel 2009 die sogenannte Selvstyre („Selbstverwaltung“). Diese deklarierte die Grönländer erstmals zu einem unabhängigen Volk mit dem Recht, selbst über eine künftige Unabhängigkeit von Dänemark abzustimmen.
In Bezug auf seine Innenpolitik ist Grönland dadurch bereits weitgehend autonom. Außenpolitisch und wirtschaftlich ist Grönland aber weiterhin Teil des Königreichs Dänemark. Dadurch gelten beispielsweise Handelsabkommen oder die NATO-Mitgliedschaft Dänemarks auch für Grönland.
Warum Trump Grönland kaufen will
Aber warum hat Trump so großes Interesse an Grönland? Durch ihre Lage zwischen Europa und Nordamerika und ihre Nähe zum Arktischen und Nordatlantischen Ozean ist die Insel für die USA geopolitisch von großer Bedeutung. Militärisch liegt Grönland auf der Flugroute, die russische Raketen bei einem Angriff auf die USA nehmen würden. Im Zuge der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der NATO hat die US-Basis Pituffik daher an Bedeutung gewonnen.
Hinzu kommt: Durch schmelzendes Eis im Zuge des Klimawandels könnten die Nordwestpassage nördlich von Kanada und die Nordostpassage nördlich von Sibirien schiffbar werden. Dies eröffnet neue arktische Schifffahrtsrouten. Grönland und die umgebenden Meeresgebiete bilden gewissermaßen das Einfahrtstor zu diesen Routen. Die Übernahme Grönlands böte den USA daher eine stärkere Kontrolle über diese Seewege. „Was für Handelsschiffe gilt, gilt natürlich auch für russische Kriegsschiffe und Atom-U-Boote“, erklärt die Deutsche Welle.
Aber auch Interessen an den Rohstoffvorkommen Grönlands könnten Trumps Wunsch einer US-Übernahme Grönlands antreiben. Unter dem Gletschereis der Insel werden große Vorkommen an Öl, Gas, Gold, Uran, Zink und seltenen Erden vermutet. Derzeit dominiert China den Handel mit vielen dieser Ressourcen. Die schmelzende Eisschicht könnte den USA den Zugang zu den Stoffen auf Grönland erleichtern. Bislang blockiert die grönländische Regierung aus Umweltgründen jedoch den Abbau der Rohstoffe.