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Hadrian: Der Kaiser mit dem Wall
Publius Aelius Hadrianus hatte als 14. Kaiser des römischen Reiches große Fußstapfen auszufüllen. Schließlich war sein Vorgänger niemand Geringeres als Trajan - jener Herrscher, unter dessen Führung das Weltreich seine flächenmäßig größte Ausdehnung erreicht hatte und der bereits unter seinen Zeitgenossen als der Beste, als "optimus princeps" galt. Dieser vom Senat verliehene Titel sollte bis weit über die Antike hinaus ein Inbegriff für den tüchtigen Kaiser bleiben.
Auch für Hadrian selbst war Trajan in gewisser Hinsicht seit Kindheitstagen ein Vorbild. Denn als der Vater des in Spanien aufgewachsenen Jungens verstarb, nahm sich sein Verwandter des Zehnjährigen an: Kaiser Trajan wurde Hadrians Vormund. Er sorgte dafür, dass das Kind in griechischer Literatur und Philosophie unterrichtet wurde und ebnete ihm den Weg für eine Karriere in Militär und Politik.
Der Weg zum Thron
Auf seiner Laufbahn, die ihn schließlich auf den kaiserlichen Thron führen sollte, durchlief Hadrian zahlreiche Stationen - vom Militärtribun, über den rechtskundigen Prätor bis hin zum Provinzstatthalter und Quästor. Danach ging es an die Front: An der Seite von Trajan nahm Hadrian an zwei Kriegen gegen die Daker auf dem Balkan teil. Später wurde er zunächst Statthalter in Pannonien, im heutigen Österreich, und im Jahr 117 schließlich Praeses von Syrien.
Hier erreichte ihn noch im selben Jahr eine Nachricht des inzwischen schwer erkrankten Kaisers: Trajan hatte Hadrian adoptiert. Als der Kaiser am 8. August im Alter von fast 64 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls starb, war klar: Hadrian würde sein Nachfolger werden. Wenige Tage später wurde er zum neuen Pontifex Maximus ernannt.
Friedens- und Reisekaiser
Im Laufe seiner 21-jährigen Amtszeit lief Hadrian seinem Vorgänger zwar nicht den Rang des "optimus princeps" ab. Doch auch er machte sich einen Namen. In die Geschichtsschreibung ging Hadrian unter anderem als der "friedliebende Kaiser" ein. Denn abgesehen von einem brutalen Kampf gegen die Juden, der mit Hunderttausenden Opfern auf beiden Seiten und der Verbannung der Juden aus der Stadt Jerusalem grausam endete, führte Hadrian kaum Kriege. Er verzichtete auf Eroberungen und gab sogar die von Trajan im sogenannten Partherkrieg gewonnen Gebiete auf.
Der zweite Beiname, der dem 14. römischen Kaiser oftmals zugesprochen wird, ist der des Reisekaisers. Insgesamt dreizehn seiner 21 Amtsjahre befand sich Hadrian auf Reisen außerhalb Italiens - mit Ausnahme von Augustus war kein anderer Kaiser des Weltreichs so viel unterwegs. Angetrieben von seiner leidenschaftlichen Erkundungslust, bezweckte Hadrian mit diesen Unternehmungen jedoch auch politische Ziele.