Durch einen 2:1-Sieg gegen die Niederlande holt sich das deutsche Team unter Bundestrainer Helmut Schön nach 1954 zum zweiten Mal den WM-Titel. Nach zwei Elfmetern brachte “der goldene Schuss” von Torjäger Gerd Müller die Entscheidung.
Der “Bomber” Gerd Müller
Zu Beginn eines dramatischen Finales versetzten die favorisierten Niederländer der DFB-Auswahl und dem Publikum bereits in der ersten Spielminute einen gewaltigen Schock: Spielmacher Johan Cruyff brach im Strafraum durch und konnte von Uli Hoeneß nur mit einem Foul gestoppt werden. Neeskens verwandelte den fälligen Strafstoß vor 80 000 Zuschauern im Münchner Olympiastadion unhaltbar zum 1:0.
Doch statt aus ihrem Vorsprung Kapital zu schlagen und die Deutschen weiter unter Druck zu setzen, fingen die Holländer allzu früh an, auf Zeit zu spielen. So konnte die DFB-Auswahl unter Kapitän Franz Beckenbauer zu ihrem Spiel finden. Und – Duplizität der Ereignisse – in der 25. Minute kam im Strafraum Bernd Hölzenbein zu Fall. Schiedsrichter John Taylor zeigte erneut auf den Punkt. Paul Breitner übernahm die Verantwortung und verwandelte kaltblütig. Im Gegensatz zu den Holländern setzten die Deutschen nach, und in der 43. Minute gelang Gerd Müller nach einer Hereingabe von Rainer Bonhof der Treffer zum 2:1. Dabei war er von drei Niederländern umringt, nahm kurz den Ball an und schloss mit einer Körperdrehung ab. Typisch Müller.
Nach der Halbzeit kamen die Niederländer entschlossen aus der Kabine und zogen – endlich – das intelligente Angriffsspiel auf, mit dem sie souverän ins Finale gestürmt waren. Nur die Paraden von Torwart Sepp Maier und die Manndeckerleistung von Berti Vogts, der Cruyff “zudeckte”, verhinderten den Ausgleich. Mit Glück und viel Kampf verteidigten die Deutschen ihren knappen Vorsprung bis zum Schlusspfiff. Die DFB-Auswahl hatte letztlich dem immensen Erwartungsdruck der Öffentlichkeit Stand gehalten und im eigenen Land den Titel geholt.
Dabei waren die Leistungen in der Vorrunde von Verkrampfung und Nervosität gekennzeichnet. Negativer Höhepunkt aus bundesdeutscher Sicht war die 0:1-Schlappe im Prestigeduell gegen die DDR am 22. Juni. Das Siegtor von Jürgen Sparwasser, das die deutsch-deutsche Fußball-Hierarchie aus den Angeln hob, rüttelte die DFB-Auswahl jedoch wach. Kapitän Franz Beckenbauer bat zur nächtlichen Krisensitzung und legte die neue Marschrichtung fest.