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"Ich werde dieser Regierung die Faust ins Gesicht schlagen"

1. Februar 1979, Teheran. Nach 15 Jahren kehrt der 78-jährige Schiitenführer Ayatollah Ruhollah Chomeini aus seinem Exil bei Paris in den Iran zurück. Schah Mohammad Reza Pahlewi hat am 16. Januar das Land verlassen. Nach Chomeinis Ankunft beginnt ein Machtkampf mit der noch vom Schah ernannten Regierung unter Führung von Schahpur Bachtiar, den Chomeini allerdings in weniger als zwei Wochen für sich entscheidet.

Chronik Verlag - Jahresband 1979

Mehr als 1 Mio. Menschen sind auf den Straßen, als der greise Schiitenführer in Begleitung von etwa 50 Mitarbeitern und rund 150 Journalisten in einer von der Air France gecharterten Boeing 747 auf dem Teheraner Flughafen Mehrabad landet. Das Militär hat sich zurückgezogen, etwa 50 000 freiwillige "islamische Polizisten" sorgen für die Aufrechterhaltung der Ordnung.

Klare Worte

Chomeini hält nach seiner Ankunft eine kurze Rede. Er nennt die amtierende Regierung Bachtiar als von Beginn an ungesetzlich. Sie müsse durch eine wahrhaft islamische Regierung ersetzt werden. Ähnlich äußert er sich auch in einer Ansprache auf dem Teheraner Friedhof Behest-e-Sara: "Von jetzt an bin ich es, der die Regierung ernennt. Ich werde dieser Regierung die Faust ins Gesicht schlagen. Alle diese Leute werde ich vor Gericht stellen lassen."

Damit ist klar, dass Chomeini den Machtkampf mit Premier Bachtiar sucht. Dabei steht der Regierungschef, den der Schah erst am 4. Januar eingesetzt hat, von Beginn an in der Defensive. Mit der Ernennung Bachtiars hatte der Schah versucht, der Opposition den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Die Unzufriedenheit mit dem autokratischen Herrschaftssystem war Ende 1978 in bürgerkriegsähnlichen Unruhen eskaliert. Am 29. Oktober begann ein Generalstreik in der Ölprovinz Chusestan, der die Wirtschaft des Landes weitgehend lahmlegte und bis zum Jahresende zu einer vollständigen Einstellung der Ölexporte führte. Wiederholt kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und den Anhängern von Chomeini, der am 6. Oktober den Irak – wo er sich seit seiner Ausweisung aus dem Iran 1964 aufgehalten hatte – verlassen musste und ein Exil in Frankreich fand.

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