Lexikon
Brasilien
Demokratisierung und Reformen
Erste Ansätze zu einer Liberalisierung gab es unter der Präsidentschaft Ernesto Geisels (1974–1979). 1979 wurden die nahezu diktatorischen Sondervollmachten des Präsidenten aufgehoben, das Zweiparteiensystem abgeschafft und die Gründung neuer Parteien zugelassen. Der innenpolitische Öffnungsprozess (die „abertura“) wurde 1980 unterbrochen, dann aber fortgesetzt. 1985 fanden nach 21-jähriger Militärdiktatur wieder freie Präsidentschaftswahlen statt. Ein Wahlmännergremium bestimmte den Kandidaten des oppositionellen Partido do Movimento Democrático (PMDB), Tancredo de Almeida Neves, zum neuen Staatsoberhaupt. Neves starb aber noch vor Amtsantritt und der Vizepräsident José Sarney übernahm verfassungsgemäß die Präsidentschaft. Er versuchte die Schuldenkrise zu überwinden und führte einschneidende Währungsreformen durch.
1988 trat eine neue Verfassung in Kraft, die die Direktwahl des Präsidenten vorsah. Fernando Collor de Mello, der erste direkt gewählte Präsident, musste auf Grund von Korruptionsvorwürfen 1992 nach nur zweijähriger Amtszeit zurücktreten. Sein Nachfolger wurde Itamar Franco (1992–1994). Eine Hyperinflation brachte Brasilien Anfang der 1990er Jahre wieder an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. 1994 legte Finanzminister Fernando Cardoso den so genannten Plano Real vor, der neben einer Währungsreform weit reichende Verwaltungsreformen und Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung umfasste. Dank des Erfolges seiner Wirtschaftspolitik gewann Cardoso die Präsidentschaftswahlen 1994. 1998 wurde er erneut zum Staatsoberhaupt gewählt. Das erste Gipfeltreffen der südamerikanischen Staatschefs in Brasília (2000) betonte den regionalen Führungsanspruch des Landes.
Die Präsidentschaftswahlen 2002 gewann der Gründer der Arbeiterpartei (PT) und ehemalige Gewerkschaftsführer Luiz Inácio Lula da Silva. Als erster Sozialist im Präsidentenamt stützte sich Lula auf ein breites Mitte-links-Bündnis, das die liberale Wirtschaft- und Finanzpolitik beibehielt, dabei jedoch versuchte, soziale Akzente zu setzen. Die Glaubwürdigkeit des Präsidenten wurde durch Korruptionsaffären in seiner eigenen Partei beschädigt. Trotzdem wurde er von der Bevölkerung 2006 im Amt bestätigt. Mit Dilma Rousseff konnte 2010 erstmals eine Frau die brasilianischen Präsidentschaftswahlen gewinnen.
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