Lexikon
Essay
[ˈɛsɛi; der oder das; englisch, Versuch]
französisch Essaikürzere, literarisch gestaltete und inhaltlich anregende Abhandlung, meist über ein aktuelles künstlerisches oder wissenschaftliches Thema. Gattungstheoretisch steht der Essay anderen literarischen Zweckformen nahe wie der wissenschaftlichen Abhandlung, dem Traktat oder dem Feuilleton. Von diesen unterscheidet er sich jedoch durch eine größere Subjektivität, thematische Vielfalt und Freiheit in der Wahl seiner stilistischen und formalen Mittel. Der Verfasser eines Essays sieht seine Darstellung als Gedankenspiel, um den Lesern Betrachtungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Denkanstöße zu geben. Kennzeichen des Essays sind daher u. a. die lockere, assoziative Anordnung der Gedanken, die auch Abschweifungen oder Perspektivwechsel zulässt, verbunden mit einem anspruchsvollen, eleganten, bisweilen provokanten Stil.
Als Begründer der literarischen Form gilt M. E. de Montaigne, der 1580 seine literarisch-philosophischen Reflexionen unter dem Titel „Essais“ veröffentlichte. 1597 übernahm F. Bacon diese Bezeichnung und machte sie damit zum Gattungsbegriff. Besonders verbreitet durch die englischen moralischen Wochenschriften findet sich die Textform in Deutschland seit 1750 u. a. bei J. J. Winckelmann, G. E. Lessing, G. C. Lichtenberg, J. G. Herder, F. Schlegel oder W. von Humboldt, die den Essay jedoch mehr als literarische „Probe“ oder „Versuch“ auffassten und den Begriff nie im Titel verwendeten. Erst H. Grimm führte die Bezeichnung für seine Sammlung kunsthistorischer Aufsätze („Essays“ 1859) in Deutschland ein. Bedeutende Essayisten im deutschsprachigen Raum sind u. a. T. W. Adorno, W. Benjamin, J. Burckhardt, E. R. Curtius, H. von Hofmannstal, H. und T. Mann, W. Jens, H. M. Enzensberger, D. Wellershoff; im englischsprachigen Raum: R. Steele, J. Addison, T. B. Macauley, R. W. Emerson, E. A. Poe, O. Wilde, T. S. Eliot; in Frankreich: C. A. Sainte-Beuve, H. Taine, Stendhal, P. Valéry, A. Gide, S. de Beauvoir, R. Barthes; in Italien: G. D’Annunzio, U. Eco; in Spanien: M. de Unamuno y Jugo, J. Ortega y Gasset, J. Goytisolo.
Wissenschaft
Das Rätsel um den Ursprung
In der Evolutionslinie des modernen Menschen klaffen kolossale Lücken. Und weder der zeitliche Beginn ist gewiss noch die Herkunftsregion. von THORWALD EWE Jeder heute lebende Mensch ist der vorläufige Endpunkt einer langen Reihe von Vorfahren. Wo sich diese Ahnenreihen in ferner Vergangenheit treffen, müsste logischerweise...
Wissenschaft
Lunare Wasserstellen
In ewig dunklen Kratern an den Mondpolen überdauerte Wassereis bereits Milliarden von Jahren. Wasser-Moleküle finden sich aber auch im Gestein unter hellem Sonnenlicht. von THORSTEN DAMBECK Der Mond ist knochentrocken – so lautete nach den Apollo-Missionen jahrzehntelang das Mantra der Experten. Sie stützten sich auf chemische...
Weitere Lexikon Artikel
Mehr Artikel zu diesem Thema
Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch
Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon
Weitere Artikel aus dem Bereich Gesundheit A-Z
Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek
Weitere Artikel auf wissenschaft.de
Skurrile Regelfälle
Der Glaube ans Wasserklosett
Brennstoffzelle oder Batterie?
Hat Altern einen Sinn?
Die Mülldeponie am Himmel
Wärme aus der Tiefe