Lexikon
jugoslạwische Kunst
die Architektur, Plastik, Malerei und das Kunsthandwerk des ehemaligen Staates Jugoslawien (1918–1991), i. w. S. auch die Kunst der auf dessen Gebiet lebenden Völker (in Serbien, Makedonien, Montenegro, Kroatien, Bosnien, Herzegowina, Slowenien).
Griechische, später römische Einflüsse bestimmen die antike Kunst im gesamten Siedlungsgebiet der Illyrer. Besonders unter den illyrischen Kaisern entstanden bedeutende Bauten (Diokletianspalast in Split). Die frühchristliche Architektur (Basiliken in Solin, Poreč u. Pula; Kuppelbasilika in Caričin Grad) und Kunst (Mosaiken in Poreč) stand zunehmend unter byzantinischem Einfluss. Die kontinuierliche Entwicklung wurde mit der slawischen Besiedlung unterbrochen. Die im 8. Jahrhundert einsetzenden neuen künstlerischen Strömungen wurden zunehmend von der politischen und kulturellen Situation der drei großen Volksgruppen bestimmt. Die Kunstgeschichte unterscheidet daher zwischen kroatischer Kunst, serbischer Kunst und slowenischer Kunst.
Die Kunstentwicklung des 1918 gegründeten Einheitsstaats Jugoslawien stand bis zu dessen Ende 1991 im Spannungsverhältnis zwischen westeuropäischer Kunst und nationalen Themen. Die Architektur nahm schnell moderne Strömungen auf, die sich auch nach 1945 fortsetzten. Seit den 1960er Jahren wurden Einflüsse Le Corbusiers, der Postmoderne und des Strukturalismus verarbeitet. In der Plastik wurde I. Meštrovič schulbildend für die nachfolgende Bildhauergeneration. Die Malerei verband Einflüsse unterschiedlicher internationaler Strömungen (Fauvismus, Kubismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus) mit nationalen oder lokalen Motiven. Aus einer bereits während der 1920er Jahre einsetzenden gesellschaftskritischen Kunst entwickelte sich 1939–1944 ein stark antifaschistisch geprägter Sozialistischer Realismus. Gleichzeitig erfuhr eine besonders im Dorf Hlebine beheimatete volkstümliche Laienmalerei starke Verbreitung und Förderung. Die vor allem in Slowenien herrschende Aufgeschlossenheit gegenüber aktuellen internationalen Entwicklungen dokumentierte u. a. die Internationale Grafik-Biennale von Ljubljana.
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