Lexikon

Ksovo

Geschichte

Seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. wurde das Gebiet von Illyrern besiedelt; Slawen wanderten seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. ein. Im 14. Jahrhundert war das Kosovo Teil des Großserbischen Reiches. 1389 wurde es dem Osmanischen Reich tributpflichtig, dem es 1469 ganz einverleibt wurde (bis 1912). Im 18. Jahrhundert kam es zu einer starken albanischen Zuwanderung. Seit 1918 (Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, des späteren Jugoslawiens) gehörte das Kosovo zu Serbien. 1945 wurde das Autonome Gebiet Kosovo und Metohija eingerichtet, das mit der Verfassung von 1963 den Status einer autonomen Provinz erhielt (seit 1968 mit der Bezeichnung Kosovo).
Nach dem Tode Josip Titos 1980 eskalierten die latenten Spannungen zwischen der benachteiligten albanischen Bevölkerungsmehrheit und der serbischen Minderheit. Es kam wiederholt zu Unruhen. Mit der neuen serbischen Verfassung von 1990 wurde der Autonomiestatus des Kosovo aufgehoben. In einem von den serbischen Behörden für illegal erklärten Referendum 1991 stimmte die Bevölkerung für die Souveränität des Gebiets. 1992 wurde Ibrahim Rugova, Führer der LDK, zum Präsidenten gewählt. (erneut 1998).
In der Folgezeit verschärften sich die serbischen Repressionen. Militante albanische Kräfte gründeten als Reaktion darauf die UÇK (deutsch: Befreiungsarmee von Kosovo). 1998 eskalierten die Auseinandersetzungen zum offenen Konflikt. Jugoslawisch-serbische Einheiten gingen massiv gegen die UÇK sowie gegen die albanische Zivilbevölkerung vor. Hunderttausende flohen aus dem Krisengebiet. Erst nach der Drohung mit einem Militäreinsatz der NATO stimmte das Belgrader Regime im Oktober 1998 einem Truppenrückzug sowie der Stationierung von OSZE-Beobachtern zu. Im Dezember 1998 flammten die Kämpfe jedoch wieder auf. Zur Lösung des Konflikts wurde im Februar 1999 eine Kosovo-Friedenskonferenz auf Schloss Rambouillet bei Paris anberaumt. Die in Rambouillet erarbeiteten Friedensvorschläge wurden von der Belgrader Führung nicht akzeptiert. Daraufhin begann die NATO im März 1999 einen Luftkrieg gegen Jugoslawien. Serbische Einheiten verschärften danach ihre Übergriffe gegen die albanische Zivilbevölkerung. Am 10. 6. 1999 stellte die NATO ihre Luftangriffe ein, nachdem sich die Belgrader Führung zum Abzug aller bewaffneten Kräfte aus dem Kosovo verpflichtet hatte.
Die noch am selben Tag verabschiedete UN-Resolution 1244 übetrug die Verwaltungshoheit über den Kosovo auf die Vereinten Nationen. Die UN-Mission für den Kosovo (UNMIK) übernahm zunächst die legislative, exekutive und judikative Gewalt in der Krisenregion. Eine internationale Friedenstruppe unter Führung der NATO (KFOR) bemühte sich um die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung. Die UÇK stimmte der Umwandlung in ein Kosovo-Schutzkorps zu.
Unter Führung von Rugova gewann die LDK die ersten freien Parlamentswahlen 2001. Das Parlament wählte ihn 2002 zum Republikpräsidenten. 2004 kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die serbische Bevölkerung. Bei den Parlamentswahlen im selben Jahr, die von der serbischen Bevölkerung weitgehend boykottiert wurden, konnte die LDK ihren Wahlsieg von 2001 wiederholen. Nach schwerer Krankheit verstarb Rugova im Januar 2006. Fatmir Sejdiu wurde neuer Republikpräsident. Im selben Jahr begannen in Wien Verhandlungen über den zukünftigen Status des K. 2007 legte der UN-Sonderbeauftragte Martti Oiva Ahtisaari einen Vorschlag zur Lösung der Statusfrage vor (international überwachte Souveränität; Sonderrechte für die serbische Minderheit). Bei den Parlamentswahlen 2007, die wiederum von der serbischen Minderheit boykottiert wurden, siegte die von Hashim Thaçi geführte und aus der Rebellenbewegung UÇK hervorgegangene PDK. Thaçi bildete mit der LDK eine Regierung der großen Koalition. 2008 proklamierte Kosovo einseitig die staatliche Unabhängigkeit von Serbien. Am 15. 6. 2008 trat die neue Verfassung des Kosovo in Kraft. Im September 2010 legte Präsident Sejdiu nach einem für ihn negativen Verfassungsgerichtsurteil sein Amt nieder, die LDK zog sich im Oktober 2010 aus der Regierung zurück. Bei Parlamentsneuwahlen im Dezember 2010 blieb die PDK trotz Stimmeinbußen stärkste politische Kraft. Am 23. 2.2011 wählte das Parlament den Bauunternehmer B. Pacolli (AKR) zum neuen Staatspräsidenten. Die Abgeordneten der Opposition boykottierten die Abstimmung. Thaçi blieb Regierungschef an der Spitze eines Kabinetts aus PDK, AKR und Minderheitsvertretern. Im März 2011 erklärte das Verfassungsgericht die Wahl Pacollis für ungültig, da das nötige Quorum durch den Boykott der Opposition verfehlt worden war. Um die innenpolitische Krise zu bewältigen, einigten sich Regierung und Opposition darauf, die Verfassung zu reformieren, um das Staatsoberhaupt zukünftig direkt vom Volk wählen zu lassen. Für eine Übergangszeit wurde am 7. 4. 2011 Atifete Jahjaga (* 1975), stellvertretende Direktorin der kosovarischen Polizei, zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Im Juli/August 2011 eskalierte der latente Konflikt zwischen Serbien und Kosovo hinsichtlich der Kontrolle über den mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Landes. Die Regierung in Priština hatte versucht, Grenzposten zu Serbien unter die Kontrolle der Zentralregierung zu bringen, um in Reaktion auf ein serbisches Importverbot für kosovarische Waren einen Einfuhrstopp für serbische Waren durchzusetzen. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. .Dabei erschoss ein Heckenschütze einen kosovarischen Polizisten. Es wurden Straßenblockaden errichtet und eine Grenzstation abgebrannt. Um den Konflikt einzudämmen, intervenierten KFOR-Einheiten.
  1. Einleitung
  2. Natur und Klima
  3. Bevölkerung
  4. Staat und Politik
  5. Wirtschaft und Verkehr
  6. Geschichte
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