Lexikon
Reim
seit dem 18. Jahrhundert die lautliche Übereinstimmung zweier Wörter vom letzten betonten Vokal ab (z. B. T-ór/zuv-ór; Br-ót/T-ód); im Gegensatz zur Assonanz, bei der nur die Vokale, nicht aber die Konsonanten identisch sind (z. B. bot/log). Man unterscheidet u. a. die Reimarten:
männlicher (stumpfer) Reim: Der Reim erstreckt sich nur über eine Silbe (H-alt/k-alt);
weiblicher (klingender) Reim: Der Reim erstreckt sich über zwei Silben (l-eben/g-eben);
reicher (gleitender) Reim: Der Reim erstreckt sich über drei oder mehr Silben (St-erblichen/verd-erblichen);
Doppelreim: Jeweils zwei betonte Vokale und die ihnen folgenden Konsonanten stimmen überein (Kl-áng/g-eíster und S-áng/m-eíster);
rührender Reim: Auch die beiden Konsonanten vor dem betonten Vokal stimmen überein (f-liegen/liegen);
gespaltener Reim: Eine unbetonte Silbe des mehrsilbigen Reims ist ein neues, aber schwach betontes Wort (síchtbar/lícht war; máttes/hát es);
reiner Reim: Die Reimwörter sind vom letzten betonten Vokal ab in der Aussprache vollkommen identisch. Im Schriftbild können sie gelegentlich trotzdem voneinander abweichen, z. B. nahm/kam;
unreiner Reim: Entweder die Vokale oder die Konsonanten sind nicht identisch, sondern nur ähnlich (Gebr-üll/st-ill; n-eige/Schmerzensr-eiche; H-aus/sch-aust). Der unreine Reim beruht oft auf besonderen Dialektverhältnissen.
Im Endreim reimen die Wörter am Ende der einzelnen Verse. Bei der schematischen Darstellung bezeichnet man Zeilen, die den gleichen Reim tragen, jeweils mit einem gleichen Buchstaben, z. B. bei den folgenden wichtigsten Endreimen:
Paarreim: Jeweils zwei aufeinander folgende Zeilen reimen (aa bb cc ...);
Dreireim: Jeweils drei aufeinander folgende Zeilen reimen (aaa bbb ccc ...);
Kreuzreim: Die 1. Zeile reimt mit der 3., die 2. mit der 4. (abab cdcd ...);
umarmender (umschließender) Reim: Je ein Paarreim wird von zwei untereinander reimenden Zeilen eingeschlossen (abba cddc ...);
verschränkter Reim: Drei verschiedene Reime durchdringen einander (abc abc oder abc bac);
Kettenreim (äußerer Reim): Zwischen einem Reimpaar steht je eine Zeile, die zwei und vier Zeilen später ihre Entsprechung findet (aba bcb cdc ...). Eine Zeile, die innerhalb eines Reimgefüges überhaupt keine Entsprechung findet, heißt Waise; eine Zeile, die erst in der nächsten Strophe ihre Entsprechung findet, heißt Korn.
Im Anfangsreim reimen die Anfänge der Zeilen miteinander, z. B. „Krieg! ist das Losungswort./Sieg! und so klingt es fort“.
Das Klangspiel des Reims steigert die sinnliche Schönheit einer sprachlichen Aussage und schafft Sinneinheiten. Der Reim tritt gewöhnlich nur im Vers auf, ist aber kein notwendiger Bestandteil des Verses.
Geschichtliches
Die altgermanische Dichtung kannte den Reim nicht; sie benutzte den Stabreim. Ebenso war die klassisch-antike Dichtung reimlos. Erst in spätrömischer Zeit entwickelten sich Ansätze zu einer Reimdichtung. Der Reim wurde von der christlichen (mittellateinischen) Hymnendichtung aufgenommen und war im 10./11. Jahrhundert das regelmäßige Schmuckmittel der mittellateinischen Dichtung. Die erste größere Reimdichtung in deutscher Sprache ist das „Evangelienbuch“ Otfrieds von Weißenburg (um 870). Die Ausprägung eines reinen Reims erreichte ihre Vollendung im höfischen Epos und im Minnesang um 1200. In der Folgezeit wurde die Reimtechnik in allen Dichtungsgattungen immer komplizierter und gelehrter. Im 18. Jahrhundert erfolgte teilweise wieder ein Rückgriff auf die reimlosen Formen der Antike (besonders bei F. G. Klopstock). Seitdem ist das Drama meistens reimlos (Blankvers); auch die Lyrik kennt reimlose Formen.

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