Lexikon
Revolutiọn
[
lateinisch
]die rasche und gewaltsame Veränderung des Bestehenden, aber auch eine nicht unbedingt gewaltsame Umwälzung einer gesamten Staatsordnung in sozialer, wirtschaftlicher und vielfach auch kultureller Hinsicht. Die Abgrenzung zu anderen Formen der politischen Gewalt (Aufstand, Putsch, Rebellion, Revolte) ist schwierig. Ein umfassender Revolutionsbegriff im Sinne einer radikalen Erneuerung existiert erst seit der Französischen Revolution von 1789. Die englische Revolution (Glorious Revolution) von 1689 brachte dagegen keine totale Umwälzung der bestehenden politischen Ordnung, genauso wenig wie die als rivoluzione bezeichneten Unruhen in den italienischen Stadtstaaten der Neuzeit.
Französische Revolution: Liberté, Égalité, Fraternité
Liberté, Égalité, Fraternité
© Corbis/Bettmann
Einen zentralen Platz nimmt der Revolutionsbegriff in der marxistischen Theorie ein. Danach werden Revolutionen durch die ökonomischen Entwicklungsprozesse einer Gesellschaft bestimmt. Vorbedingung für das Entstehen einer revolutionären Situation ist, dass die Produktivkräfte einer Gesellschaft in Widerspruch zu den Produktionsverhältnissen geraten. Dabei geht nach marxistischer Auffassung die politische Macht von der herrschenden Klasse auf eine neue Klasse über. Dazu muss allerdings die unterdrückte Klasse ein revolutionäres Bewusstsein entwickeln, das es ihr erlaubt, die Notwendigkeit der Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu erkennen. Die von Marx entworfene Revolutionstheorie wurde insbesondere von Lenin weiterentwickelt, der damit die Grundlage für die russische Oktoberrevolution von 1917 legte, die im Widerspruch zu den Thesen von Marx nicht in einem hoch industrialisierten, sondern in einem Agrarland stattfand. Das von Trotzkij entwickelte Theorem der permanenten Revolution beharrte auf dem Begriff der Weltrevolution und geriet dabei in Gegensatz zur Stalin’schen Auffassung vom Aufbau des Sozialismus in einem Lande.
Trotzkij, Lew (Leo) Dawidowitsch
Lew (Leo) Dawidowitsch Trotzkij
© wissenmedia
Bedeutsam für die Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt wurde die Revolutionstheorie Mao Zedongs, der die Durchführung einer Revolution an den lang andauernden Guerillakampf der unterdrückten Agrarbevölkerung unterentwickelter Länder band. Diese Ideen wurden vor allem von den Guerillabewegungen in Lateinamerika aufgenommen.
Die islamische Revolution im Iran 1979 etablierte eine theokratische Herrschaft.
Unter „Revolution von oben“ wird eine Reform des Staates durch die Regierung verstanden (z. B. die „preußischen Reformen“ 1806–1814).
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