Lexikon

Siegel

[
lateinisch sigillum, „Bildchen“
]
reliefartiges, mittels eines Stempels (Siegelstempel) gefertigtes Zeichen aus Metall, Wachs oder einer anderen leicht erhärtbaren Masse; dient zur Beglaubigung einer Urkunde oder zum Verschluss eines Schriftstücks oder eines Behältnisses. Siegel (aus Ton) finden sich schon bei den Assyrern und Babyloniern (Siegelzylinder), später bei Griechen und Römern, von denen sie die Germanen übernahmen. Siegelführend waren zunächst Einzelpersönlichkeiten, später auch Körperschaften. Kaisersiegel finden sich in Byzanz seit dem 6. Jahrhundert, Papstsiegel seit dem 9. Jahrhundert. Im frühen und hohen Mittelalter siegelten Kaiser und Könige sowie Angehörige des Adels und der hohen Geistlichkeit, denen die Bürger seit dem 13. Jahrhundert folgten. Siegel geistlicher Korporationen finden sich seit dem 11. Jahrhundert, Städtesiegel seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts (Trier 1113, Köln 1149).
Das Siegel wurde der Urkunde aufgedrückt oder ihr mittels einer Schnur oder eines Pergamentstreifens angehängt. Zweiseitig geprägte Siegel heißen Münzsiegel oder, wenn sie aus Metall sind, Bullen.
Das Siegel besteht aus dem Siegelbild und der Umschrift (Legende), die den Namen des Siegelführers angibt. Die meisten Siegel des Mittelalters bestehen aus Wachs. Dieses war zunächst farblos. Seit dem 12. Jahrhundert verwendete man gefärbtes Wachs, vor allem rotes und grünes. Das Siegeln mit rotem Wachs galt im späteren Mittelalter als besonderes Vorrecht. Vom 16. Jahrhundert an kam auch Siegellack in Gebrauch. Um Siegelmissbrauch zu verhüten, wurden die Siegelstempel im Mittelalter sorgfältig aufbewahrt. Die großen Siegel der Herrscher waren hohen Beamten anvertraut. Später wurde das Amt des Siegelbewahrers zum bloßen Titel (z. B. Lordsiegelbewahrer in England).