Lexikon
Zigeuner
Völkerkunde
Eigenbezeichnung Roma, ein unter allen Völkern außer in Ostasien verbreitetes Volk mit rund 12 Mio. Angehörigen auf der ganzen Welt, davon in Europa rund 8 Mio. Die meisten Zigeuner leben in den osteuropäischen Ländern, vor allem in Serbien, Rumänien, Makedonien, Ungarn und Bulgarien; ihre Zahl in Deutschland wird auf rund 50 000 geschätzt. Die Bezeichnung „Zigeuner“ wird von vielen Angehörigen dieses Volkes als diskriminierend abgelehnt.
Die indoeuropäische Sprache der Zigeuner, das „Romanes“, wird noch von rund 1 Mio. gesprochen. Über die Sprachforschung lässt sich die Herkunft der Zigeuner aus Nordindien nachweisen. Vermutlich wanderten sie zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert bis zum Balkan oder wurden dorthin verschleppt. Erst bei der Abwanderung aus Griechenland im 15. Jahrhundert bildeten sich die unterschiedlichen Gruppen der Zigeuner heraus: in Osteuropa die Roma im engeren Sinne, in Westeuropa die deutschen Sinti, in Frankreich die Manusch und die Calé, die Vorfahren der spanischen Gitanos. In Deutschland wurden sie zuerst 1407 in Hildesheim urkundlich erwähnt.
Da sich die sesshafte Bevölkerung Mitteleuropas z. B. durch Zünfte und Handelsgesellschaften gegenüber den Zigeunern abschloss, behielten diese häufig ihr nomadisches Leben in Zelten und Wagen und ihr Wandergewerbe als Korbflechter, Kesselflicker, Schausteller, Wahrsager u. a. bei. Nicht zuletzt deshalb waren die Zigeuner Verfolgungen ausgesetzt. Das nationalsozialistische Regime versuchte, die Zigeuner in seinem Machtbereich auszurotten; seinen Vernichtungsaktionen fielen mindestens 275 000 Zigeuner zum Opfer.
In Sprache und Religion haben sich die Zigeuner der jeweiligen Kultur, in der sie leben, angepasst; sie bewahren daneben aber ihre eigenen kulturellen Traditionen. Die Zigeuner sind Musiker und Geigenbauer sowie geschickte Handwerker (Schmiede, Hufschmiede, Goldschmiede) und Händler. Besonders reich ist ihr Schatz an mündlich überlieferten Sagen und Liedern.
Trotz vieler Assimilationsversuche bemühen sich die Zigeuner bis heute um die Bewahrung ihrer eigenständigen Kultur. Mit der Unterzeichnung des Minderheitenschutzabkommens beim Europarat 1995 (ratifiziert 1997) sind sie in Deutschland offiziell als ethnische Minderheit anerkannt.

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