wissen.de Artikel
Schatzi, Hasi und Co: Was Kosenamen verraten

Vom Namen zum Kosenamen
Grundsätzlich gibt es drei Arten von Kose- und Spitznamen. Zu ersten Variante gehören Bezeichnungen wie Andi, Chrissi, Alex oder Uschilein: Der Vorname wird verkürzt oder durch angehängte Endungen verniedlicht. Solche Kosenamen werden laut einer Umfrage von rund zehn Prozent der Deutschen verwendet. Typisch ist eine solche Verniedlichung des Namens auch in Familien mit kleineren Kindern - da wird aus einem Alexander ein Alex oder aus Christina eine Chris.
Interessant dabei: Solche Kurznamen verraten oft nicht mehr, welches Geschlecht die Person hat. "Was bei den Vornamen peinlich genau kontrolliert wird, nämlich die Geschlechterunterscheidung, kann im Privatbereich und vor allem bei Paaren offensichtlich vernachlässigt werden", erklärt die Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling von der Universität Mainz. "Man könnte sagen: Das Geschlecht ist hier längst geklärt, ich brauche es nicht mehr im Namen aufzurufen. Die mit dem Namen vollzogene Streicheleinheit ist wichtiger."
Was Tiernamen als Koseworte verraten
Ob Mausi, Hase, Tiger oder Bärchen – die zweite Variante der Kosenamen stammt aus dem Tierreich. Sie liegen in der Rangliste der beliebten Kosenamen in Deutschland ganz weit oben. Allein acht Prozent der Deutschen titulieren den Partner liebevoll mit Hase, Hasi oder Häsle, fünf Prozent nennen die Geliebte "Mausi" und auch der Bär darf für viele Kosenamen-Varianten herhalten – von Schmusebär bis Bärchen.
Psychologisch jedoch sind solche Tier-Kosenamen durchaus verräterisch. Denn sie zeigen, welches Bild wir von unserem Gegenüber haben. Nennt eine Frau ihren Partner beispielsweise Bär, sieht sie in ihm eher einen Beschützer – wenn auch vielleicht einen eher gemütlichen, etwas tapsigen. Umgekehrt stehen Mausi, Spatz oder Hasi eher für ein niedliches, aber eher schwächeres und schutzbedürftiges Wesen. Ein Tier-Kosenamen kann manchmal auch einiges über das Machtverhältnis in einer Beziehung aussagen.
Schatz, Liebling und Co – die allgemeingültigen
Mit Abstand am häufigsten aber ist das klassische "Schatz" – für Männer wie Frauen gleichermaßen. Immerhin rund 40 Prozent der Deutschen nutzen diesen Kosenamen für ihren Liebsten oder ihre Liebste. Auch in einigen anderen Ländern liegen Varianten von Schatz weit vorn – in Italien beispielsweise als "tesoro". Auch Liebling und Süße oder Süßer sind bei uns und anderswo beleibt.
Böse Zungen behaupten, generische Kosenamen wie Schatz, Liebling oder Schnucki seien deshalb so beliebt, weil man sich dabei nicht den Namen des Gegenübers merken muss – bei schnell wechselnden Partnern durchaus praktisch. Kreativ und individuell ist dieser Kosename daher eher nicht. Doch "Schatz" hat auch eine durchaus positive Bedeutung: Im Kern drückt dieser Kosename eine hohe Wertschätzung aus – kann allerdings auch gewisse Besitzansprüche andeuten. Und wenn er mit einem gewissen genervten Unterton ausgesprochen wird – "Schaaaatz" – verkehrt sich die Wertschätzung schnell ins Gegenteil.
Immerhin haben allgemeine Kosenamen wie Schatz den Vorteil, dass sie auch in der Öffentlichkeit nicht unbedingt anstößig oder peinlich wirken. Ganz anders kann dies ein individuelleren Namen wie Stinker, Knutschkugel oder Zuckerpuppe sein: Wer im Supermarkt seinen Liebsten lautstark mit diesen Kosenamen ruft, dürfte sich und ihn ziemlich blamieren.
Hätschelhansi und Kohlkopf – Kosenamen berühmter Personen
Auch wenn Kosenamen meist sehr privat sind und selten verraten werden, bei einigen Prominenten der Gegenwart und Vergangenheit kennen wir sie. So wurde der Dichter Johann Wolfgang von Goethe Zeit seines Lebens von seiner Mutter zärtlich "Hätschelhans" genannt. Der preußische Fürst Hermann von Pückler nannte seine Ehefrau schon während seiner Brauwerbung liebevoll "Schnucke". Der Dichter Joachim Ringelnatz taufte seine Frau Leonharda etwas sperrig, aber sehr individuell: "Muschelkalk".
Eher skurril muten dagegen die Kosenamen an, mit denen Prinz Philip seine Frau, die britische Königin Elizabeth, in trauter Zweisamkeit titulieren soll: Er nennt sie etwas despektierlich "Cabbage" – Kohlkopf - oder auch "Sausage" – Würstchen.