Ein Philosoph revolutioniert die Sprachwissenschaft
Harvard 1955: Der englische Philosoph John L. Austin entdeckt, dass wir, indem wir etwas sagen, etwas tun. Seine Theorie formuliert Austin in seinen berühmten Vorlesungen “How to do things with words”. Die Vorlesungen revolutionieren Sprachwissenschaft und Philosophie. Austin rückt neue, aufregende Fragen nach der Funktionsweise und nach Erfolgsbedingungen der menschlichen Kommunikation in den Mittelpunkt der Sprachbetrachtung.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts galt, dass die Bedeutung eines Satzes sein Wahrheitswert sei, also die Frage, ob er wahr oder falsch ist. Eine andere Bedeutung, so hatte 1892 der Sprachphilosoph Gottlob Fregel bestimmt, gebe es nicht. Demnach wäre ein Großteil des alltäglichen Sprechens bedeutungslos.
Für “Katzen sind Raubtiere” gilt das, denn es lässt sich fragen, ob der Satz wahr oder falsch ist. Was aber ist mit einer Äußerung wie: “Ich glaube, dass Deep Blue gewinnt?“ Wahr oder falsch kann man hier nicht fragen, der Satz hat keinen Wahrheitswert. Nichtsdestotrotz ist er nicht bedeutungslos.