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USA: Das Phänomen Trump
Egal ob eine Mauer an der Grenze zu Mexiko oder das Einreiseverbot für Muslime – Donald Trump schreckt vor kaum einer drastischen Aussage zurück. In seinen Wahlkampfauftritten beleidigt er, provoziert und diskriminiert. Er inszeniert seine Auftritte als Spektakel, als Spiel mit der Angst und als bewussten Tabubruch. Sein Argument dafür: Das Land habe aufgrund seiner immensen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Probleme keine Zeit für Political Correctness, so Trump.
Damit stößt der Präsidentschaftskandidat viele vor den Kopf, Intellektuelle und Angehörige der Eliten ebenso wie ethnische Minderheiten, Muslime und Einwanderer. Politiker, Wissenschaftler und selbst einige hochrangige Vertreter der Republikaner – und damit von Trumps eigener Partei – haben bereits öffentlich vor einer Wahl Trumps zu US-Präsidenten gewarnt.
Den Nerv getroffen
Doch gerade in der weißen Mittel- und Unterschicht der USA hat Trump eine große Anhängerschaft. Sie sehen sich durch aktuelle Entwicklungen, durch die Wirtschaft und die Politik benachteiligt und suchen die Schuld dafür bei bequemen Sündenböcken: dem Establishment, den Eliten oder den Einwanderern. Dieses Verhalten ist ähnlich dem, das in Europa für den Erfolg rechter und extremer Parteien und Bewegungen sorgt.
"Teile der Bevölkerung haben mit Trump die Legitimation gefunden, das zu sagen, was sie schon lange denken", erklärt Amerikanistik-Professor Daniel Stein von der Universität Siegen. Und die Dunkelziffer derer, die solche Dinge zwar denken, aber sich bisher nicht öffentlich zu Trump bekennen, sei unbekannt.
Wie reich ist er wirklich?
Dabei ist klar: 75 bis 80 Prozent von Trumps Aussagen entsprechen gar nicht der Wahrheit. So verkauft sich Donald Trump gerne als erfolgreicher Geschäftsmann und Milliardär. Er möchte das Land wie einen Konzern führen, sagt er selbst. Dabei ist fraglich, wie erfolgreich der Geschäftsmann wirklich ist, meint Stein. Im Wahlkampf sei es Usus, dass alle Kandidaten ihre Steuererklärung offenlegen. Trump hat das bisher nicht gemacht.
"Das legt nahe, dass er entweder gar nicht so viel Geld besitzt, wie er alle glauben machen will, oder dass niemand erfahren soll, aus welch ominösen Quellen das Geld kommt. Beides wirft kein gutes Licht auf ihn", so der Experte. Er mutmaßt, dass Geldmangel auch hinter Trumps Verzicht auf teure Wahlkampf-Spots und stattdessen einer 24-Stunden Beschallung via Twitter steckt. "Trump scheint das Geld für Wahlkampfspots nicht zu haben", glaubt Stein.
Populismus ist schwer zu bekämpfen
Aber all das stört seine Anhänger nicht. "Donald Trumps Anhänger sind erschreckend loyal", meint Stein. Viele von ihnen sind weitgehend resistent gegenüber rationalen Argumenten. Solange Trump ihre Ressentiments nährt und ihnen aus der Seele spricht, halten sie zu ihm. Das aber macht die Sache so gefährlich: "Populistische Lösungsvorschläge sind verlockend, weil sie so simpel klingen. Alles, was man dem entgegensetzen kann, sind komplexe und oft auch unpopuläre Antworten. Klar, dass das nicht immer funktioniert", erklärt Stein.
Erschreckend auch: Trumps Anhänger stehen hinter ihm, selbst wenn er laut darüber nachdenkt, nukleare Waffen einzusetzen. "Militärisch haben US-amerikanische Präsidenten fast alle Macht der Welt. Trump könnte im Alleingang innerhalb kürzester Zeit Langstreckenwaffen abfeuern lassen, ohne dass irgendjemand etwas dagegen tun könnte", sagt der Amerika-Experte.