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Wälder – Grüne Lungen in Gefahr
Der Wald gilt nicht umsonst als "grüne Lunge" unseres Planeten. Er nimmt Kohlendioxid auf und Sauerstoff ab und versorgt uns dadurch mit frischer Luft. Wälder gelten daher als CO2-Senke im Klimasystem – sie nehmen mehr Treibhausgas auf als sie abgeben und puffern damit einen Teil der anthropogenen CO2-Emissionen ab. Die Wälder sind jedoch auch eine wichtige Rohstoffquelle Sie liefern Bauholz, Holz für Möbel, als auch Zellulose für Papier und andere Produkte. In Fällen, in denen andere Alternativen zur Verfügung stehen, ist Holz oft das sehr viel nachhaltigere und vielfältigere Baumaterial. Außerdem kann es zum Heizen verwendet werden und stellt als nachwachsender Rohstoff eine echte Alternative zu fossilen Energieträgern dar.
Verheerende Waldbrände im Amazonas
Das gilt allerdings nur, wenn das Holz in vertretbarer Zeit nachwachsen kann. Die massenhafte Rodung des Regenwaldes, um das Land zum Anbau von Soja und als Weideland zu nutzen, ist hingegen alles andere als nachhaltig. Vor allem in Brasilien nimmt diese Form der Landnutzung immer weiter zu. Alleine im Jahr 2019 wurden 9.762 Quadratkilometer Regenwald in Brasilien gerodet. Meist wird der Wald aber nicht einfach abgeholzt. Oft werden landwirtschaftlich genutzte Flächen in Südamerika illegal durch Brandrodung erschlossen.
Diese Feuer geraten allerdings leicht außer Kontrolle. So auch 2019, als zerstörerische Waldbrände – zusätzlich zu den Rodungen - große Teile des tropischen Regenwalds im brasilianischen Amazonas vernichteten. Das Feuer wurde auch durch gelegte Brände verursacht. Aber nicht nur in Südamerika, auch in Afrika und Südostasien waren von den schlimmsten Waldbränden seit langem betroffen. Auch die Waldbrände, die Australien Anfang 2020 heimsuchten, zählten zu den Verheerendsten seit Jahrzehnten.
Grüne Lungen schwinden
Doch die Wälder leiden nicht nur durch Rodungen und andere direkten Eingriffe des Menschen – auch das Klima wirkt sich auf den Zustand der Wälder aus. Vor allem eine zu große Trockenheit setzt vielen Baumarten zu – insbesondere in den Tropen.
So haben Forscher festgestellt, dass die Luft über dem Amazonas-Regenwald in den letzten 20 Jahren messbar trockener geworden ist. Zudem fällt weniger Regen. Als Folge sind bereits viele eher feuchtigkeitsliebende Baumarten abgestorben und verschwunden. Zwar wachsen stellenweise andere, besser an die Trockenheit angepasste Baumarten nach. Diese können die entstandenen Lücken im Wald aber bisher nicht ersetzen, wie die Wissenschaftler ermittelt haben.
Ein weiteres Problem: Wird es den Bäumen zu warm und trocken, wachsen sie langsamer oder gar nicht mehr. Das aber bedeutet, dass sie auch weniger CO2 aufnehmen und in Pflanzenmaterial umwandeln. Dadurch nimmt ihre Pufferwirkung im Klimasystem ab, wie kürzlich eine Studie belegte. Demnach nehmen die Tropenwälder in Südamerika und Afrika bereits rund ein Drittel weniger CO2 auf als noch vor 30 Jahren. Einige Regenwälder in Afrika haben sogar zeitweilig mehr CO2 abgegeben als aufgenommen – sie haben damit ihre Wirkung als CO2-Senke komplett verloren – bislang glücklicherweise nur vorübergehend.
Wälder leiden auch in Deutschland
Auch die deutschen Wälder leiden zunehmend unter klimabedingten Problemen. Der trockene und heiße Sommer 2018 und der auch 2019 zu spärlich fallende Regen setzte den Bäumen stark zu. Unglücklicherweise bestehen viele Waldgebiete in Deutschland aus schnellwachsenden Fichtenmonokulturen, die besonders hohe Holzerträge versprechen. Fichten zählen jedoch zu den Flachwurzlern, die sehr empfindlich auf Trockenheit reagieren.
Doch nicht nur die Trockenheit setzt den Bäumen zu. Die Hitze bietet ideale Lebensbedingungen für Schädlinge wie Borkenkäfer. Die Käfer waren auch schon vorher ein Problem für Wälder, allerdings löste sich das Problem durch kalte Winter, in denen viele der Schädlinge sterben, von selbst. Richtig kalte Winter werden allerdings immer seltener. Da beispielsweise Borkenkäfer milde und feuchte Winter relativ unbeschadet überstehen, werden Schädlingsplagen nach Schätzungen von Experten in Zukunft vermutlich zunehmen.
Aufforstung gegen den Klimawandel
Derzeit wird diskutiert, ob großflächige weltweite Aufforstungen gegen den Klimawandel helfen und den zunehmenden Waldverlust ausgleichen können. Denn Wälder sind ideale CO2-Speicher und vor allem junge Forste nehmen viel CO2 auf, das die Bäume für ihr Wachstum benötigen. In einer Studie aus dem Jahr 2019 hatten Wissenschaftler der ETH Zürich berechnet, dass Aufforstungen deshalb eine effektive Maßnahme gegen den Klimawandel sein könnten. Würde man eine Billion Bäume pflanzen, könnte man nach Aussage der Forscher der Atmosphäre damit 200 Milliarden Tonnen CO2 entziehen.
Andere Wissenschaftler schränken dies allerdings ein: Es kommt nämlich nicht nur darauf an, Bäume zu pflanzen. Die Aufforstung muss auch an den passenden Stellen geschehen. Wenn man an Stellen aufforstet, die nicht dazu geeignet sind, kann das weitreichende Folgen haben: Ökosysteme können dadurch zerstört werden, Flussbetten austrocknen und Waldbrände gefördert werden. An den falschen Stellen kann die Wiederaufforstung sogar zum Klimawandel beitragen.
Auf die Bäume kommt es an
Ein weiteres Problem: Um die Wälder besser gegen den Klimawandel zu wappnen, muss man Baumarten für die Aufforstung wählen, die gut an die künftigen Klimabedingungen am Standort angepasst sind. Herauszufinden, welche das sind, allerdings alles andere als einfach.
In Deutschland beispielsweise müssen Förster und Forstwissenschaftler erst einmal verschiedene, eigentlich in südlicheren Gefilden heimische Baumarten testen, um herauszufinden, ob sie sich bei uns halten können. Weil Bäume aber langsam wachsen, kann es Jahre dauern, bis man die Ergebnisse solcher Tests bekommt. Bis sich die Wälder in Deutschland und anderswo an das verändernde Klima angepasst haben, kann daher noch lange dauern.