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Was bezweckt man mit dem Polterabend?

Den Brauch des Polterns kennt man schon seit dem 16. Jahrhundert: Am Abend vor einer Hochzeit schmeißen die Verwandten und Freunde des Brautpaares mit viel Jubel und Radau ausrangiertes Porzellan kaputt - Scherben bringen schließlich Glück. Doch nicht eigentlich deswegen heißt dieses Vorfest Polterabend. Sicher, das seit etwa 1400 bekannte Verb »poltern«, das von lautmalerischen Worten wie buldern und boldern abstammt, heißt »rumpeln, Geräusche machen«; wenig später kam noch die Bedeutung »aufbrausen, laut werden, schimpfen« dazu. Aber das fortissimo zerdepperte Geschirr hat noch einen Hintersinn.

Das lautstarke Scheppern soll nämlich anderen lärmenden Erscheinungen signalisieren, dass es hier nichts weiter zu spuken gibt: Es will die Poltergeister vertreiben. Einem alten Aberglauben nach sind Poltergeister häusliche Spukerscheinungen, die mit infantilem Schabernack für Lärm, Unordnung und Zerstörung sorgen. Der Polterabend ist also ein verkürzter Poltergeistabend: Er demonstriert den Dämonen, dass sie überflüssig sind, schlägt sie mit ihren eigenen Waffen, treibt sie hinaus. Deshalb lassen sich - auch dies ein alter Brauch - viele Brautleute von ihren Gästen ein neues edles Ess-Service zur Hochzeitsfeier schenken: Denn jetzt besteht ja keine Gefahr mehr, dass die Kobolde das Porzellan zerschlagen.

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