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40. Geburtstag: Als die E-Mail nach Deutschland kam
Während heute fast jedes Kind weiß, wie man per E-Mail kommuniziert, war der erste „Online-Brief“ ein Durchbruch der digitalen Kommunikation. Die erste E-Mail der Welt versendete der US-Informatiker Ray Tomlinson im Jahr 1971 über ein drei Meter langes Kabel von einem Computer an einen zweiten. Die Mail-Adresse des Empfängers ist sogar noch bekannt: „tomlinson@bbntenexa“. Mit der Trennung von Benutzernamen und der Computeradresse durch das von ihm zufällig ausgewählte @-Symbol legte Tomlinson außerdem den Grundstein für das Format heutiger Mail-Adressen.
Die erste Mail in Deutschland
Vor 40 Jahren schickte dann Laura Breeden am 3. August 1984 aus der amerikanischen Stadt Boston die allererste Mail nach Deutschland – ein weiterer historischer Moment. Empfänger waren der damalige Leiter des Fachbereichs Informatik der Universität Karlsruhe Michael Rotert unter der E-Mail-Adresse "rotert@germany" und im CC stand der Projektleiter Werner Zorn. Der Betreff: „Wilkommen bei CSNet - Willkommen nur mit einem L drin, aber auf Deutsch!“.
In der Zeit danach nutzten vor allem Wissenschaftler die neue Technologie als Kommunikationsmedium – und auch diese mussten zuerst Erfahrung mit dieser Mail-Kommunikation sammeln. „Manche Professoren haben jede Mail ausgedruckt, andere haben sie wirklich nur gelesen, und haben schnell angefangen, mehr über das Medium abzuwickeln, als das Medium sicherheitstechnisch hergegeben hat“, berichtet Rotert aus der Zeit.
Die Verbreitung der E-Mail
Als in den 1990er Jahren das Internet dann allmählich für die breite Masse zugänglich wurde, nutzten rasant mehr und mehr Menschen auch im nichtwissenschaftlichen Kontext E-Mails als Kommunikationsmedium. Als dann 1996 der erste Online-Mail-Anbieter online ging, registrierten sich noch innerhalb des ersten Jahres etwa eine Million Nutzer.
40 Jahre nach der ersten deutschen E-Mail ist das Kommunikationsmedium nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. „Heute werden E-Mails von fast allen Menschen und in allen Lebensbereichen verwendet“, kommentiert Melanie Volkamer vom Karlsruher Institut für Technologie. So nutzten beispielsweise im Jahr 2023 rund 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland die E-Mail als Kommunikationsmittel – sei es im geschäftlichen Umfeld, im Bildungssektor oder privat. Und weltweit wurden laut Statista im selben Jahr sogar rund 350 Milliarden der elektronischen Briefe täglich empfangen und versendet.
Gefahr bei der Nutzung von Mails
Dieser immense Austausch von Datenmengen vereinfacht allerdings die Cyberkriminalität. Ein Trick der Verbrecher: der Nigeria-Scam. Hier bittet ein angeblicher nigerianischer Prinz das Opfer per Mail, Geld auf sein eingefrorenes Konto zu überweisen, da er nur dann sein gesamtes Vermögen aus Nigeria transferieren könne. Als Dank verspricht der „Prinz“ dem Opfer später eine Million Dollar zurückzuzahlen. Dieses Geld kriegen die hilfsbereiten Mailempfänger allerdings nie zu Gesicht – ihre „Spende“ ist häufig verloren und liegt nun auf dem Konto der Trickbetrüger.
Deutlich häufiger als dieser leicht zu durchschauende Betrug ist dagegen das sogenannte Phishing. Dieses wird meist genutzt, um die Passwörter, E-Mail-Adressen oder Bankdaten der Opfer zu erhalten. Dafür verschicken die Cyberkriminellen zahlreiche vermeintlich von seriösen Banken, Paketversendern oder Online-Händlern stammende Mails, die beispielsweise mit Schadsoftware versehene Anhänge oder Links enthalten. Klicken Kunden der vermeintlichen Absender auf den Link oder laden das Dokument runter, ist es schon zu spät. Das Ausmaß der Schäden durch Phishing ist immens: Laut Statista gab etwa im Jahr 2023 rund ein Drittel befragten Unternehmen an, dass sie innerhalb der letzten zwölf Monate Schäden durch Phishing-Angriffe erlitten hätten. Wie viele Menschen privat betroffen sind, lässt sich kaum schätzen.
Cyberkriminalität wird immer einfacher
Mail-Betrug wird laut Volkamer zudem zunehmend einfacher. Denn während der E-Mail-Aufbau früher schlicht war und keine Anhänge, Formatierungen oder Links enthielt, lassen sich diese heute beliebig erstellen und formatieren. „Mit generativen KIs wie ChatGPT ist es ohne große Vorkenntnisse möglich, sehr überzeugende Scam- oder Phishing-Mails zu erstellen“, erklärt auch Sandro Wefel von der Universität Halle.
Ein weiteres Problem ist, dass viele, teilweise auch private E-Mail-Adressen auf offiziellen Webseiten verfügbar sind oder einfach nach Schema aus Name-Vorname zusammengebaut werden können. So ist es für die Betrüger ein Einfaches, sich ellenlange Listen mit den Kontaktdaten von Personen zu erstellen und an eine große Menge potenzieller Opfer glaubhafte Betrugsmails zu versenden.
Schutz vor Mail-Betrug
Doch auch die Schutzmaßnahmen gegen Cyberbetrug werden besser. Laut Volkamer sollten allerdings nicht nur technische Sicherheitssysteme gegen E-Mail-Betrug entwickelt, sondern die Menschen auch im Umgang mit E-Mails zu sensibilisiert werden. Wichtig ist laut der IT-Sicherheitsexpertin vor allem, dass man sich die URL hinter einem Link anschaut, bevor man diesen öffnet.
Doch auch das ist gar nicht so einfach, denn E-Mails werden heute nicht mehr am Computer, sondern hauptsächlich am Smartphone genutzt. „Auf dem Handy können gefälschte E-Mails oder gefährliche Links jedoch schlechter erkannt werden. Die hinterlegte URL ist schwerer abrufbar und es passiert leicht, dass man sich nicht erst die URL anzeigen lässt, sondern versehentlich gleich den Link öffnet. Deshalb empfehle ich, vermeintlich gefährliche E-Mails am Computer zu betrachten und dort den Link zu prüfen“, so Volkamer.