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Albert Einstein: 1905 – das Wunderjahr auf dem Papier
Im Jahre 1905 arbeitet der sechsundzwanzigjährige Einstein schon seit 3 Jahren als Sachbearbeiter im Berner Patentamt. Von 9 bis 17 Uhr muss er dort Patente begutachten, aber am Abend und an den Sonntagen arbeitet er selbst als Erfinder: als Erfinder einer neuen Physik. Erfindungen dieser Art landen nicht bei einem Patentamt, sondern sie werden bei Fachzeitschriften eingereicht, wo sie erst erscheinen, wenn sie von Fachkollegen kritisch begutachtet worden sind. Schon fünf Mal hat Einstein seit 1901 Erfolg gehabt: Die angesehenen „Annalen der Physik“ haben Artikel des unbekannten jungen Mannes aus Bern veröffentlicht. Vier davon beschäftigen sich mit Problemen aus der Thermodynamik. Damit scheint die Arbeitsrichtung dieses Herrn Einstein aus Bern festgelegt: die Theorie der Wärme und der Gase. Außerdem ist klar, dass dieser Nachwuchswissenschaftler, der weder einen Doktortitel hat noch an einem Institut arbeitet, keine Probleme mit seinem Selbstbewusstsein hat. Der Titel „Eine Theorie der Grundlagen der Thermodynamik“ für seinen vierten Artikel zeugt nicht gerade von Bescheidenheit.
Viermal ist in diesem Wunderjahr Albert Einstein mit einem dicken Briefumschlag zum Berner Hauptpostamt gelaufen: im März, im Mai, im Juni und noch einmal im September. Jedes Mal enthielten die Briefe Sensationen und alle trugen den gleichen Adressaten: Den Herausgeber der „Annalen der Physik“, Prof. Paul Drude, Berlin, Deutsches Reich
Einsteins Hauspostille: die “Annalen der Physik“
Die „Annalen der Physik“ sind eine der ältesten Fachzeitschriften der Welt. Sie erschien erstmals 1790 als „Journal der Physik“ und wurde 1799 in „Annalen der Physik“ umbenannt. Im Jahr 2005 erscheint ihr 517. Band. Zu Einsteins Zeiten erschienen die „Annalen“ noch in deutscher Sprache und in gewissem Sinne waren sie viele Jahre Albert Einsteins Hauspostille. Der damals Zweiundzwanzigjährige schaffte es 1901 zum ersten Mal, dort einen Artikel zu veröffentlichen. Bis 1922 erschienen hier 49 Beiträge von Einstein auf insgesamt 471 Seiten. Die Annalen erscheinen in Serien. Die Serien sind in Bände gegliedert, die jeweils mehrere hundert Seiten umfassen. Jeden Monat erscheint ein Teil eines Bandes als Heft. Erst wenn die Hefte eines Bandes zum Buchbinder gegeben worden sind, steht in der Bibliothek schließlich ein dickes Buch. Zwischen 1900 und 1906 erscheint die vierte Serie, innerhalb derer die Bandzählung wieder mit eins beginnt. Deswegen erscheinen 1905 die Bände 17 und 18 (in der Gesamtzählung sind es die Bände 322 und 323).