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Arabische Halbinsel

Geographie

Die Arabische Halbinsel ist ein alter Festlandsblock, überwiegend ein Tafelland unter wüstenhaftem Klima. Jüngere Aufwölbungen begleiten im Westen das Rote Meer, das in dieses Gewölbe als Grabenbruch eingesenkt ist. Das Relief des Tafellandes wird durch isolierte Gebirgsinseln, lang gestreckte Bergrücken und steile Schichtstufen gegliedert; entlang von Spalten ist vulkanisches Material an die Oberfläche getreten und bildet flache Decken über den kristallinen Flächen und den Schichtgesteinen des Tafellandes, auf denen sich zum Teil fruchtbare Böden, aber auch absolut kahle Geröll- und ausgedehnte Dünenfelder ausbreiten. Wo Niederschläge fallen, sind sie im Winter zu erwarten. Nur der Jemen erhält randtropische Sommerregen.

Im äußersten Südwesten und Osten erheben sich im Jemen (3760 m) und in Oman (2980 m) höhere, regenreiche Gebirge. Der gebirgige Streifen entlang dem Roten Meer vom Jemen bis Hedjas (Al Hijaz) war seit alters das wirtschaftlich-kulturelle Zentrum mit dem legendären Reich der Königin von Saba im Jemen und dem Ursprungsgebiet des Islam im Hedjas.

Heute hat sich das Zentrum an den östlichen Rand verlagert. Dort zieht sich eine lang gestreckte Senkungszone vom nördlichen Irak durch den Persischen Golf bis zum Indischen Ozean hin. An und in dieser ausgedehnten Mulde finden sich die bedeutendsten Erdöllagerstätten der Erde.

Erdöl

Arabische Halbinsel
Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh

Von den entdeckten Weltvorräten lagern etwa 63% im Gebiet um den Golf (zum Vergleich: Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) 11%, USA 4%, Westeuropa 2%, Südamerika 20%). Die Ergiebigkeit der Fördersonden ist durch den hohen natürlichen Lagerstättendruck, der Pumpen und andere Förderhilfen entbehrlich macht, sehr hoch. Ein großer Teil der Förderung findet "Offshore", d. h. unter dem Meeresboden, statt.

Der Anteil der Golfregion an der Weltförderung stieg von 6% (1938) auf über 37% (1974-1976), sank dann auf 17,5% (1984/85) und liegt derzeit bei etwa 27%, obwohl ihr Anteil an den Vorräten über 60% liegt. Da sie aber den größten Teil ihrer Förderung exportiert, beherrscht sie weitgehend den Weltmarkt und die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC). Saudi-Arabien übernahm 1972 die Führungsrolle, nicht nur nach der Fördermenge, auch politisch. Im Jom-Kippur-Krieg 1973 entdeckten die Ölproduzenten das Öl als politische Waffe, indem sie zeitweilig einen Boykott gegen westliche Länder verhängten. Die Drohung löste zwar mehr Panik als echte Wirkung aus, doch sicherte der mehrfach angehobene Ölpreis (vom 16. 10. 1973 bis 1. 1. 1974 von 2,77 auf 11,55 US-Dollar je Fass) den Produzenten einen größeren wirtschaftlichen und politischen Einfluss in der Welt.

Unter dem Eindruck des ersten Golfkriegs (1980-1988) gründeten Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, Kuwait, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate am 14. 2. 1981 den "Gulf Cooperation Council" (GCC). Er führte zur Beseitigung von Handelshemmnissen und zur Schaffung einer Freihandelszone.

Welt-Erdölvorräte

Die Ölpreisentwicklung brachte in den 1980er Jahren einen massiven Konjunkturrückgang. Die Golfstaaten haben in den Boomjahren bis 1981 nicht nur kräftig in die Industrie, sondern auch in die Infrastruktur investiert, vor allem in den Bau von Flughäfen und die Entwicklung eines Straßennetzes, in die Wasserversorgung, z.B. durch Meerwasserentsalzung, in soziale und Bildungseinrichtungen, aber auch in die Entwicklungshilfe. Sie haben es jetzt schwer, diesen Standard zu halten.

Die heute bekannten Welt-Erdölvorräte reichen bei gleich bleibender Förderung im Durchschnitt noch etwa 41 Jahre, in den USA aber nur 7-8, in der GUS 18, im Nahen Osten dagegen 100 Jahre. Das bedeutet, dass der Einfuhrbedarf der größten Verbraucher bald steigen könnte, wenn nicht neue Energiequellen erschlossen werden oder der allgemeine Energiebedarf gesekt wird. Die Staaten beiderseits des Golfs können also mittelfristig mit verstärkter Nachfrage rechnen, was ihnen gestatten wird, wieder an der Preisschraube zu drehen.

Dass die Ölproduktion immer auch durch politische Faktoren geprägt werden wird, zeigte erneut die Entwicklung im Verlauf der Golfkrise 1990 oder während des Irak-Krieges 2003.

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