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Bevölkerungsentwicklung
Nun ist es offensichtlich. Die von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgestellte Studie bestätigt die zukünftige Kinderarmut und die damit schrumpfende Bevölkerung Deutschlands. Nicht nur liegt die Geburtenrate schon jetzt mit etwa 8,7 Lebendgeburten pro 1,000 Einwohner (Stand 2003) sehr niedrig verglichen mit anderen europäischen Ländern (wie etwa Frankreich mit 12,7), sondern auch die Kinderanzahl pro Paar setzt mit 1,4 ein Zeichen dafür, dass sich etwas ändern muss, in der Politik, ebenso viel wie in unserer Einstellung.
26 Prozent der Kinderlosen wollen auch in den folgenden Jahren keinen Nachwuchs. Ohne Zweifel ist diese Entscheidung auf einige offensichtliche Faktoren zurückzuführen. Die mangelnde Kinderfreundlichkeit der Bundesrepublik, die hohen Ausbildungs- und Urlaubskosten, die Angst vor Verantwortung oder etwa die Ablehnung sonstiger materieller Einbußen.
Die Konsequenzen dieser Bevölkerungsentwicklung sind allgemein bekannt. Die Wirtschaft betreffend werden weniger Berufstätige für die Rente einer größeren Anzahl an alten Menschen aufkommen müssen, die dank der fortschrittlichen Medizin eine höhere Lebenserwartung haben und der Bedarf an Wohnungen und Konsumgütern wird deutlich sinken. Andererseits müssen sich Touristikbranchen und Gesundheitswesen auf eine neue Kundenzusammensetzung umstellen. Anstelle von Sprach-, Abenteuer- und Erlebnisreisen müssen nun Wellness- und Kulturreisen mehr in den Vordergrund gebracht werden, um der zukünftigen hohe n Nachfrage gerecht zu werden.
Da ältere Menschen eher auf medizinische Unterstützung angewiesen sind, wird nicht nur der Krankenkassenbeitrag, sondern auch die Sorge um überfüllte Seniorenheime und Krankenhäuser wachsen. Ein positiver Effekt ist hinsichtlich dessen der Zuwachs an zusätzlichen Arbeitsplätzen für Pflegepersonal.
Auch wenn Politik und Regierung aufgrund unzureichender Unterstützung in Form von Beiträgen zur Kinderbetreuung, Ausbildung, Errichtung von Ganztagsschulen oder Sportplätzen hauptverantwortlich für die Abneigung der Deutschen zum Nachwuchs ist, spielt auch die Wandlung der Frau eine entscheidende Rolle. Während vor einigen Jahrzehnten die Frauen sich noch wie selbstverständlich um Haushalt und Kindererziehung kümmerten, ist die Gleichstellung der Geschlechter nun fast abgeschlossen und die weibliche Bevölkerung strebt eine andere Lebensweise an: Mehr als die Hälfte aller Frauen stellen sich Mutterschaft und eine Teilzeitarbeit als eine ideale Kombination vor. Weil dabei aber auch noch ein ordentliches Gehalt von großer Bedeutung ist, muss die Ausbildung von hohem Niveau sein, was auch von immer mehr jungen Frauen erreicht wird. Deutlich wird das daraus, dass landesweit mehr Mädchen als Jungen die allgemeine Hochschulreife erreichen und in Unternehmen öfter als früher die Rolle der Leiterin einnehmen.
So sieht also heutzutage das typische Bild einer Karrierefrau aus. Dadurch treten Partnersuche und Kinderkriegen häufig in den Hintergrund. Viele Frauen heutzutage möchten sich immer später auf eine feste Beziehung und Schwangerschaft einlassen, um die erreichte berufliche Freiheit und Unabhängigkeit noch ein wenig ausnutzen zu können und sich hauptsächlich ein angenehmes Leben zu erarbeiten. Kinder werden auf später verschoben und Schwangerschaften bei 40jährigen werden immer häufiger.
Dass die biologische Uhr einer jeden Frau aber nicht aufhört zu ticken beweisen die mit dem Alter zunehmenden Fehl- und Totgeburten sowie die gesundheitlichen Komplikationen einer solchen risikoreichen Schwangerschaft. Ältere Mütter neigen auch dazu, nicht mehr den nötigen Elan und die Autorität aufbringen zu können, die bei der Kindererziehung notwendig sind.
Glücklicherweise hat die moderne Forschung eine Methode entwickelt, die es auch älteren Frauen ermöglicht gesunde und starke Kinder auf die Welt zu bringen. Das Einfrieren von Eizellen wird von Tag zu Tag populärer, garantiert dieser Eingriff uns Frauen doch noch ein paar Jahre, um uns in unserer beruflichen Umwelt zu etablieren und einen festen Partner zu finden.
Aber wie kann man letztendlich Kinderlose ermutigen den wichtigen Schritt einer Elternschaft zu wagen? Nicht nur ist jedes Kind eine Bereicherung, sondern auch ein Mitglied der nächsten Generation, die das Voranschreiten im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Sinne unseres Landes prägen, und für unser Wohlergehen im Alter aufgrund des Generationenvertrages unverzichtbar ist.
Es ist doch eigentlich wie mit der Klimaveränderung. Wir können die Auswirkungen unserer jetzigen Lebensweise auf die Zukunft nicht der betroffenen Generation überlassen, wenn jene in diesen buchstäblich ertrinkt, und es zu spät ist zum Handeln.
Vielmehr müssen wir nun das Problem beim Namen nennen und über mögliche Lösungen beraten und diskutieren.
Überzeugt davon sind alle, dass sich etwas ändern muss, und der erste Schritt ist auch schon getan. Bei einem Treffen der Haushaltsexperten der Union erwähnte Kanzlerin Angela Merkel zusätzliche Ausgaben für Kinderbetreuung und Bildung, womit in der Familienpolitik wieder ein Fortschritt gemacht wurde . Doch wie lange wir auf diese Unterstützungen warten müssen ist wie immer unklar.
Beunruhigend ist jedoch, dass das Verhältnis alter zu junger Menschen in fünfzig Jahren nur noch bei etwa 2 zu 4, währen es heute noch bei 2 zu 7 liegt.
Doch wer denkt schon so weit in die Zukunft?!