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Echsen: Kriechtiere mit Schuppen
Wie leben bei uns heimische Eidechsen?
Bei »unseren« Eidechsen handelt es sich v. a. um die in Europa und Westasien weit verbreitete Zauneidechse (Lacerta agilis). Sie wird etwa 20 bis 30 Zentimeter lang, ist relativ kurzbeinig und gedrungen; bei Gefahr kann sie den Schwanz abwerfen und später neu bilden.
Die Tiere bevorzugen sonnige, warme und trockene Biotope. Man findet sie beispielsweise an Hecken, Böschungen und Waldrändern, wo sie Jagd auf Insekten machen. Die Weibchen sind einfach braun gefärbt, die Männchen schmücken sich zur Paarungszeit im Frühjahr mit grünen Flanken. Beide Geschlechter kommen im Frühling aus ihren Winterquartieren und häuten sich. Nach Balz und Paarung legen die Weibchen meist im Juni vier bis zwölf Eier in selbst gegrabene Erdhöhlen, aus denen nach acht bis zehn Wochen die Jungen schlüpfen.
Übrigens: Sämtliche Echsen lieben warme Standorte, und zwar weil sie, wie alle Reptilien, wechselwarm sind, das heißt, dass ihre Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur abhängig ist. Um auf »Betriebstemperatur« zu kommen, müssen sie sich in der Sonne aufwärmen. Deshalb sind die meisten Arten in den Tropen und Subtropen zu Hause.
Sind Blindschleichen tatsächlich blind?
Nein – im Gegenteil: Sie haben kleine, aber gut funktionierende Augen und normal schließbare Lider. Auch wenn ihre Gliedmaßen vollständig reduziert sind und sie eine gegabelte Zunge haben, sind Blindschleichen (Anguis fragilis) keine Schlangen. Sie gehören nach ihrem inneren Bau zu den Eidechsen und sind für Menschen völlig harmlos.
Blindschleichen sind sehr anpassungsfähig, man findet sie in weiten Teilen Europas und in Nordafrika. Sogar im Herzen großer Städte kann man sie antreffen. Meist werden sie nicht länger als 30 bis 45 Zentimeter. Als Futter bevorzugen sie Regenwürmer und Nacktschnecken. Diese Echsen werden von vielen Greifvögeln und Säugern wie Fuchs und Igel verfolgt. Bei Gefahr können sie ihren langen Schwanz abwerfen, der den Räuber ablenkt, während die Blindschleiche im Unterholz verschwindet. Dort bildet sich ein Stummelschwanz.
Blindschleichen bringen nach einer Tragzeit von etwa drei Monaten meist acht bis zwölf Junge zur Welt. Diese Tiere können recht alt werden: 20 bis 30 Jahre sind in menschlicher Obhut keine Seltenheit. Ein Methusalem in Kopenhagen soll es auf über ein halbes Jahrhundert gebracht haben.
Wodurch ist das Chamäleon an seinen Lebensraum angepasst?
Für das Leben auf Bäumen ist diese Echse hervorragend ausgestattet, denn ihre teilweise zusammengewachsenen Zehen, die sich in zwei Gruppen gegenüberstehen, ermöglichen einen sicheren Griff im Geäst. Zusätzlichen Halt gibt der Greifschwanz. Typisch ist die lange Schleuderzunge, die mit mehr als fünf Metern pro Sekunde auf kleine Beutetiere »abgeschossen« wird. Die Insekten – bei größeren Arten auch Kleinvögel und kleine Säuger – bleiben an der klebrigen Spitze hängen und werden zudem von Zungenmuskeln festgehalten. Beim Zielen helfen dem Tier seine vorstehenden, unabhängig voneinander beweglichen Augen, die ihm ein hervorragendes räumliches Sehvermögen ermöglichen.
Legendär ist die Farbveränderung des Chamäleons. Wenn zwei Männchen einander drohen, aber auch bei Veränderungen von Temperatur oder Luftfeuchtigkeit zeigt die Haut unterschiedliche Farben. Dank ihrer Fähigkeit zum Farbwechsel können sich Chamäleons auch hervorragend tarnen, so dass ihre langsamen Bewegungen beim Heranschleichen an eine Beute kaum sichtbar sind.
Die Männchen liefern sich oft heftige Zweikämpfe um ihr Territorium und ihr Kopf ist häufig mit Helmen und Hörnern geschmückt, wie beim ostafrikanischen Dreihornchamäleon (Chamaeleo jacksonii). Einige Arten können bei Erregung laut fauchend drohen und heftig beißen. Die meisten Chamäleons legen Eier, einige Arten sind ovovivipar, d. h., die Eier werden im Mutterleib ausgebrütet.
Trägt der Dornteufel seinen Namen zu Recht?
Ja, denn sein Körper ist mit harten Stachelschuppen besetzt. Vermutlich dienen sie dazu, Angreifer abzuschrecken, aber auch zur Tarnung leisten sie einen Beitrag, denn sie verleihen dem Dornteufel (Moloch horridus) auf den ersten Blick das Aussehen eines trockenen und welken Blattes. Trotz seines Furcht erregenden Äußeren ist er völlig harmlos. Beheimatet ist die zu den Agamen (Familie Agamidae) gehörende Art in den Trockengebieten Australiens.
Übrigens: Noch skurriler wirkt die ebenfalls in Australien heimische Kragenechse (Chlamydosaurus kingii): Wenn sie sich bedroht fühlt oder einem Gegner imponieren will, klappt sie einen breiten Kragen aus und faucht laut.
Wussten Sie, dass …
es auch giftige Echsen gibt? Einzige Vertreter sind die Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum) und ihre Verwandte, die Skorpion-Krustenechse (Heloderma horridum).
Brückenechsen sich als lebende Fossilien kaum von ihren Verwandten vor rund 200 Millionen Jahren unterscheiden?
der Zwerggecko (Jaragua sphaero) mit einer »Länge« von 1,6 Zentimetern das kleinste Reptil ist?
Warum können Geckos an der Decke laufen?
Ermöglicht wird dieses Kunststück durch kleine Haftlamellen an jeder Zehe, mit deren winzigen Fortsätzen sich die Tiere festheften. So sind Geckos (Familie Gekkonidae) in der Lage, spiegelglatte Oberflächen, selbst Glas zu erklimmen oder »kopfunter« an der Decke zu spazieren. Ihren Namen verdanken die im Mittelmeerraum und in den Tropen heimischen Tiere übrigens vermutlich ihren Klickgeräuschen, die wie »gecko« klingen.
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Windkraftanlagen aus Holz galten lange Zeit als nicht realisierbar. Doch nun setzt ein Umdenken ein, denn der natürliche Baustoff bietet strukturelle und auch ökonomische Vorteile. von JAN BERNDORFF Die Windenergiebranche steckt in einem Dilemma. Sie soll ein wichtiger Eckpfeiler der Energiewende sein und klimaschonend „grünen“...
Tobias Erb
(*1979) ist Biochemiker am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg. Mit seiner Forschungsgruppe untersucht er Stoffwechsel-Mechanismen. Der Fokus liegt dabei auf der Umwandlung von Kohlendioxid durch Bakterien, Algen und Pflanzen – und wie sich dieser Prozess synthetisch verbessern lässt.
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