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Friedrich I. Barbarossa: Der legendäre Stauferkaiser

Wer bedrohte Friedrich Barbarossas Herrschaft?

Die Welfen, vor allem aber der Papst. Mit den Welfen – Gegenspieler der Staufer – suchte der 1152 zum König gewählte Friedrich den Ausgleich und überließ dem mächtigen Welfenfürsten Heinrich dem Löwen (1130 bis 1195) 1156 das Herzogtum Bayern. Dieser revanchierte sich anfangs auch durch Waffenhilfe für Friedrichs Italienzüge, doch ließ seine Unterstützung bald nach. Nachdem des Welfen Verweigerung der Heeresfolge 1176 zur Niederlage Friedrichs bei Legnano geführt hatte, kam es zum Bruch und zum Kampf, den Barbarossa (Rotbart), wie die Italiener Friedrich I. nannten, 1180 für sich entschied. Der Konflikt mit den Welfen war damit vorerst beigelegt.

In der Italienpolitik des Kaisers schwelte allerdings ein wesentlich gefährlicherer Konflikt: Als weltlichem Herrn der Christenheit oblag Friedrich der Schutz der Kirche, zu dem er sich bald nach der Thronbesteigung verpflichtete. Das brachte ihm beim ersten Italienzug am 18. Juni 1155 die Kaiserkrönung durch Papst Hadrian IV. ein, der aber eine Verstimmung folgte, weil der frisch Gekrönte eigene Wege ging. Die Auseinandersetzungen eskalierten unter Hadrians Nachfolger Alexander III., der sich während seines Pontifikats (1159–1181) zum bedrohlichsten Gegner des Kaisers entwickelte und diesen mit dem Kirchenbann belegte.

Wodurch wurde Friedrich aus Italien vertrieben?

Durch eine Seuche. Dank der Unterstützung durch die deutschen Fürsten konnte Barbarossa im Jahr 1162 Mailand einnehmen und 1167 schließlich in Rom einziehen. Dort inthronisierte der Kaiser einen Gegenpapst und ließ seine zweite Frau, Beatrix von Burgund, zur Kaiserin krönen. Dann der Rückschlag: Eine verheerende Malaria-Seuche, der reihenweise deutsche Fürsten und der unentbehrliche Kanzler Rainald von Dassel zum Opfer fielen, zwang Friedrich zum Abzug.

Der Lombardenbund witterte nun seine große Chance, verständigte sich mit dem Papst und trotzte der kaiserlichen Oberhoheit. Der 1168 nach Deutschland zurückgekehrte Kaiser versuchte vergeblich, die Verbündeten zu spalten. Und so blieb wieder nur die militärische Option, mit der Friedrich 1176 in der Schlacht bei Legnano endgültig scheiterte. Am 24. Juli 1177 kam es dann in Venedig zu einem Verständigungsfrieden mit dem Papst.

Was versöhnte Friedrich Barbarossa schließlich mit dem Papst?

Der Fall Jerusalems. Am 20. Oktober des Jahres 1187 eroberte Sultan Saladin die Heilige Stadt. Diese Hiobsbotschaft beendete sofort den schwelenden Machtkonflikt zwischen Kaiser und Papst Klemens III.: Jetzt brauchte die Kirche Friedrich Barbarossa als Anführer eines weiteren Kreuzzugs zur Rückeroberung Jerusalems.

Der Kaiser nahm 1188 in Mainz das Kreuz und zog im Jahr darauf auf dem Landweg nach Osten. Doch dann kam es zu einem tragischen Unfall: Friedrich ertrank unter ungeklärten Umständen am 10. Juni 1190 im Fluss Saleph in der heutigen Türkei. Längst war der Kaiser – nicht zuletzt auch wegen der kulturellen Blüte seiner Zeit – zum Mythos geworden.

Warum verlor Friedrich I. die Schlacht bei Legnano?

Der Grund lag wohl in der Ritterehre des Kaisers. Die Lage der Kaiserlichen in Oberitalien war im Frühjahr 1176 denkbar schlecht: Vergeblich hatte der Kaiser Herzog Heinrich den Löwen um militärische Hilfe ersucht. Nur 1000 Ritter und ebenso viel Fußvolk brachten ihm die Reichsfürsten im März über die Alpen. Hätte Friedrich sie mit seinen anderen noch unter Waffen stehenden Truppen vereinigen können, wäre er einem lombardischen Angriff wohl gewachsen gewesen. Aber die Gegner suchten das zu verhindern und zogen Friedrich entgegen.

Ein vernünftiger Feldherr hätte alles daran gesetzt, Gefechte und schon gar eine offene Schlacht zu vermeiden, bis er seine Truppen vereinigt hätte. Doch das wäre gegen Friedrichs und seiner Ritter Ehre gegangen, und so kam es am 29. Mai zur Schlacht bei Legnano am Olonafluss. Nach Anfangserfolgen fiel jedoch erst der kaiserliche Fahnenträger, und dann sahen die Ritter Barbarossa selbst mit seinem Pferd stürzen, hielten ihn für tot und gaben ihre Sache endgültig verloren. Drei lange Tage blieb Friedrich verschollen, ehe er wieder bei den Seinen in Pavia auftauchte. In den schweren Stunden seiner Flucht vom Schlachtfeld muss er wohl eingesehen haben, dass der Konflikt mit Papst und Lombarden mit Gewalt nicht zu lösen sei, und ging auf Verständigungskurs.

Wussten Sie, dass …

Friedrich I. seinen Beinamen Barbarossa den Italienern verdankt – wegen seines rötlichen Bartes (barba = Bart, rossa = rot)?

die Umstände von Friedrichs Tod Anlass für Spekulationen sind? Einige glauben, dass er bei der Flussüberquerung vom Pferd abgeworfen und von seiner Rüstung unter Wasser gezogen wurde, andere wiederum vertreten die Ansicht, dass er wegen der Sommerhitze und seines Alters im eiskalten Gebirgswasser einen Herzinfarkt erlitt.

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