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Henry Ford: Mobilität für alle
Hat Henry Ford Auto und Fließband erfunden?
Nein. Der erste »Motorwagen« wurde 1885 von Carl Benz gebaut, und das Fließband kam ab den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zum Einsatz, und zwar erstmals in den großen Schlachthäusern von Cincinnati.
Dass man Henry Ford dennoch nicht nur mit Autos in Verbindung bringt, sondern ihn landläufig auch für den Erfinder des Fließbands hält, hat seinen Grund: Ford war der Pionier in der Massenherstellung von Autos, und die war nur durch eine Rationalisierung des Fertigungsprozesses mithilfe der Fließbandproduktion möglich.
Warum wurdeFord Automobilfabrikant?
Weil er früh erkannte, dass das Leben als Bauer das Seine nicht war. Henry Ford wurde am 30. Juli 1863 in Dearborn/Michigan geboren und verbrachte seine Kindheit auf der elterlichen Farm. Schon mit 16 Jahren zog er nach Detroit und lernte Mechaniker, 1891 nahm er eine Stelle als Ingenieur bei der Edison Illuminating Company an.
Sein erstes Auto, das Quadricycle, stellte er 1896 fertig, ab 1899 widmete er sich ausschließlich dem Automobilbau. Im Jahr 1903 gründete er die Ford Motor Company mit Sitz in Detroit, die in den Anfangsjahren noch ganz konventionell und »handwerklich« das Model A fabrizierte: zuverlässig, robust und vor allem preiswert.
Wie gelang der wirtschaftliche Durchbruch?
Ford erkannte eine Marktlücke. Als das Auto noch eine Novität war, handelte es sich um ein Luxusgefährt der vermögenden städtischen Oberschicht, das als Transportmittel für Waren und zum Einsatz auf holprigen Landstraßen ungeeignet war.
Fords Meinung nach war aber nun die Zeit reif für ein robustes, preiswertes Gefährt, einen mobilen Untersatz, der die Funktion von Pferd und Wagen übernehmen konnte. Zuverlässig, einfach gebaut und damit leicht zu reparieren sollte es sein, mit Ersatzteilen, die man per Post bestellen oder im Laden um die Ecke kaufen konnte.
So ein Auto wurde das Model T, das er der Öffentlichkeit am 1. Oktober 1908 vorstellte. Mit dem sensationell niedrigen Preis von 850 Dollar fuhr Ford seiner Konkurrenz buchstäblich davon. 1909 verkaufte er bereits 19000 Stück, das Geschäft lief so gut, dass er 1910 in Highland Park/Michigan ein Werk eröffnete, in dem nun streng arbeitsteilig, mit vorgefertigten Teilen und ab 1913 auch unter Einsatz der Fließbandtechnik produziert wurde.
Beutete der Unternehmer seine Arbeiter aus?
Überhaupt nicht, auch wenn seine soziale Einstellung nicht ganz uneigennützig war. 1914 sorgte der Patriarch für Schlagzeilen, als er einen Gewinnbeteiligungsplan für seine Arbeiter entwickelte, den Acht-Stunden-Tag einführte und den Mindestlohn auf fünf Dollar pro Tag festlegte, womit er weit über dem lag, was die Konkurrenz zahlte. Hinter dieser Großzügigkeit stand auch Kalkül, er sah nicht nur die motivierten Produzenten, sondern ebenso die potenziellen Konsumenten: »Ich will, dass meine Arbeiter gut bezahlt werden, damit sie meine Autos kaufen.«
Ging es für den Autopionier immer bergauf?
Nein. Henry Fords Erfolg hielt bis Anfang der 1920er Jahre an. Dann änderten sich die Zeiten und auch der Markt, stärkere und bequemere Fahrzeuge waren gefragt. Im Jahr 1927 stellte Ford sein neues Model A vor, das zwar begeistert aufgenommen wurde, aber an den enormen Erfolg des Models T nicht herankam. Mit dem Namen Ford verband man immer noch das reine Transportmittel, und dessen Ära war vorbei, ebenso wie die der Patriarchen.
Henry Ford starb am 7. April 1947. Europa lag zu dieser Zeit noch in den Nachkriegswehen und es sollte bis in die 1950er Jahre hinein dauern, bis sich in der alten Welt wiederholte, was Henry Ford initiiert hatte: die Entwicklung des Autos vom Luxusgut zum Massenartikel.
Henry Ford brachte Amerika ins Rollen. Mit der Einführung seines berühmten Model T im Jahr 1908 schlug die Geburtsstunde der Autonation.
Henry Ford war ein Patriarch, eine Unternehmerfigur, die viel eher ins 19. Jahrhundert gepasst hätte als in eine Zeit, in der die Börsen- und Bankenherrschaft zunahm und sich die anonymen Riesenkonzerne ausbreiteten.
1927 schloss Ford alle seine Fabriken und stattete sie neu aus. Die Endmontage wurde nun an den Rouge River in Dearborn verlegt, Ende des Jahres stellte er sein neues Model A vor, das zwar begeistert aufgenommen wurde, aber an den Erfolg des Model T nicht herankam.
Wusstcen Sie, dass ...
der Patriarch Henry Ford eine Unternehmerfigur war, die viel eher ins 19. Jahrhundert gepasst hätte als in eine Zeit, in der die Börsen- und Bankenherrschaft zunahm und sich die anonymen Riesenkonzerne unaufhaltsam ausbreiteten?
sich Ford in den 1930er Jahren trotz seiner sozialen Einstellung gegen eine gewerkschaftliche Organisation der Ford-Arbeiter wehrte? Damit rief er das Gericht auf den Plan, das ihm verbot, sich in die Aktivitäten der Gewerkschaft einzumischen.
das Model T, das zwischen 1908 und 1927 15 Millionen Käufer fand, in den 19 Jahren so wenig geändert wurde, dass ein Gebrauchtwagen kaum vom Neuwagen zu unterscheiden war?
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