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Kanada: Wirtschaftlich stark und landschaftlich einzigartig
Welcher Fluss löste einen Goldrausch aus?
Der Klondike. Der US-Amerikaner George Washington Carmack hatte 1896 an einem Nebenarm des Klondike, eines Nebenflusses des Yukon im Nordwesten Kanadas, ein ergiebiges Goldvorkommen entdeckt. Als diese Nachricht in den USA eintraf, brach ein legendärer Goldrausch aus, der letzte in Nordamerika und zugleich der kürzeste und stürmischste.
Rd. 100 000 Menschen machten sich auf den beschwerlichen Weg zum Klondike. Mit einer Ausrüstung von fast 1 t Gewicht – die Lebensmittelvorräte eingeschlossen – mussten die Glücksritter von Südalaska aus eine Strecke von 880 km durch unwegsames Gebiet zurücklegen. Nur ungefähr 4000 waren erfolgreich, einige 100 wurden wirklich reich. Einen sicheren Gewinn verzeichneten hingegen die Geschäftsleute, die sich im 1896 entstandenen Ort Dawson City niederließen.
Landesnatur
Wie groß ist Kanada?
Kanada ist flächenmäßig nach Russland das zweitgrößte Land der Erde. Der Staat, der fast so groß wie ganz Europa ist, erstreckt sich über fünfeinhalb Zeitzonen zwischen Pazifik und Atlantik. In der Sprache der Cree-Indianer bedeutet Kanada »sauberes Land«.
Der gigantische Flächenstaat, der nicht nur über reiche Bodenschätze, sondern auch über die größten Süßwasserreserven der Welt verfügt, hat einzigartige und faszinierende Landschaften. Zur Hälfte baut sich das Land aus dem Rumpf des Kanadischen Schildes auf, einem alten Faltengebirge, das im Laufe der Erdgeschichte durch Erosion auf 400–500 m Höhe eingeebnet wurde.
Wie viele Nationalparks gibt es im Land?
38 Nationalparks und sog. National Park Reserves. Allein in den Rocky Mountains gibt es sieben. Im Wood Buffalo National Park lebt die größte Bisonpopulation der Welt. Dieser und weitere Parks zählen neben historischen Orten wie die Altstadt von Québec zu den 13 Stätten, mit denen Kanada auf der UNESCO-Liste des Welterbes vertreten ist.
Wo liegt die Hudsonbai?
Die Hudsonbai, ein Binnenmeer von mehr als der doppelten Größe Frankreichs, trennt den Westen des Kanadischen Schildes von der Halbinsel Labrador im Osten. Im Norden löst sich das Festland im Polarmeer in die zahlreichen, teilweise vergletscherten Inseln des Kanadisch-Arktischen Archipels auf. Den bis zu 1500 m hohen nördlichen Appalachen im Osten Kanadas schließen sich am Atlantik die Hügellandschaften der Halbinsel Nova Scotia und der Inseln Prince Edward Island und Neufundland an. Westlich der Appalachen wird der mächtige Sankt-Lorenz-Strom von einem fruchtbaren Tiefland begleitet.
Nach Westen schließen sich dem Kanadischen Schild die Großen Inneren Ebenen an, die als Tafellandschaft von Osten nach Westen von 300 m auf 1500 m Höhe ansteigen. Den Westen Kanadas beherrschen die 3000 bis 4000 m hohen Kordilleren der Rocky Mountains und der pazifischen Küstenkordillere.
Bevölkerung
Leben noch Indianer in Kanada?
Ja. Rd. 780 000 Indianer leben im Land, verteilt auf den Süden und die bewaldeten Gebiete im Norden. Hinzu kommen noch 50 000 Inuit an den nördlichen Küsten und auf den arktischen Inseln. 1999 wurde ihnen mit Nunavat das erste weitgehend autonom verwaltete Gebiet übertragen, später noch Inuvialuit, Nunavik und Nunatsiavut. Darüber hinaus konzentriert sich die Bevölkerung auf einem bis zu 350 km breiten Streifen entlang der Grenze zu den USA. Weite Teile des Nordens sind nahezu unbesiedelt. Fast vier Fünftel der Kanadier leben in Städten, die meisten in Toronto, Montreal, Vancouver und Ottawa.
Ist Kanada ein Einwanderungsland?
Ja, bis heute wandern jährlich 200 000 Menschen legal ein. Die meisten Kanadier sind Weiße britisch-irischer oder französischer Abstammung. Die rd. 6 Mio. Frankokanadier gehen auf die französischen Immigranten des 17. und 18. Jh. zurück. Ihnen folgten im 18. Jh. britische Einwanderer. Anfang des 20. Jh. kamen auch Zentral-, Ost- und Südeuropäer ins Land, nach dem Zweiten Weltkrieg folgten weitere Südeuropäer. Viele Immigranten der 1960er Jahre stammten aus der Karibik und Südamerika, seit den 1970er Jahren aus Asien.
Geschichte
Wer erforschte das Land?
1497 erreichte der italienische Entdecker John Cabot (um 1450–1498/99) auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien die Küste Kanadas. 1534/35 erforschte Jacques Cartier (1491–1557) den St.-Lorenz-Strom und nahm das Land beiderseits des Flusses für Frankreich in Besitz.
Die Gründung der Hudsonbai-Kompanie 1670 verschärfte die britisch-französischen Rivalitäten. 1763 musste Frankreich alle nordamerikanischen Festlandsbesitzungen an Großbritannien abtreten. Die Engländer garantierten den Franzosen in Kanada Religionsfreiheit und ihr Eigentum.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte Kanada an der Seite des Mutterlands. Mit dem Westminsterstatut 1931 erhielt Kanada nahezu die volle Unabhängigkeit. Im Zweiten Weltkrieg näherte sich die Regierung unter William L. Mackenzie King den USA an, unterstützte aber auch Großbritannien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kanada Mitglied der UN und trat der NATO bei. 1949 schloss sich Neufundland dem Dominion an. Mit dem Constitution Act von 1982 konnte Kanada Verfassungshoheit von Großbritannien erlangen.
Welches Problem hat die Provinz Québec?
Die Autonomiebestrebungen der Frankokanadier in der größten und am stärksten bevölkerten Provinz (rd. 7,5 Mio. Einwohner) im Osten des Landes wurden zu einem innenpolitischen Problem. 1980 und 1995 scheiterten Referenden über die Eigenständigkeit der Provinz Québec mit der gleichnamigen Hauptstadt. 1995 gaben etwas mehr als 50 000 Stimmen den Ausschlag für den Verbleib bei Kanada. In Québec leben mehr als 80 % Frankokanadier. Die bedeutendste Industriestadt ist Montreal.
Wirtschaft
Ist Kanada eine Wirtschaftsmacht?
Ja. Ein seit über zehn Jahren anhaltendes Wirtschaftswachstum, verbunden mit Überschüssen im Staatshaushalt, hat Kanada an die Spitze der G-8-Staaten gebracht. So stieg das BIP pro Kopf in der letzten Dekade um ca. 25 % – und damit schneller als in allen übrigen G-8-Staaten. Die kanadische Wirtschaft ist bis heute eng mit den USA verknüpft. 86 % der kanadischen Exporte gehen in das Nachbarland und 61 % der Importe kommen aus den Vereinigten Staaten.
Was verbindet Kanada mit Saudi-Arabien?
Erdöl. Kanada ist einer der größten Rohstofflieferanten der Welt: Seit Anfang des 21. Jh. die Technik zur Gewinnung der großen Schwerölvorräte in den Ölsanden Albertas rentabel wurde, ist Kanada nach Saudi-Arabien das Land mit den weltweit größten Erdölreserven. In der Weltgasförderung belegt es Platz drei, bei der Erdölförderung bisher Platz neun. Der Bergbau erwirtschaftet ein Viertel des Exportwerts. Kanada ist weltgrößter Uranförderer. Auf Basis der Rohstoffe hat Kanada eine breit gefächerte Industrie aufgebaut.
Was exportiert die Landwirtschaft?
Obwohl nur 8 % der Staatsfläche landwirtschaftlich genutzt werden, gehört das Land zu den größten Getreideexporteuren der Welt. Die Kornkammer des Landes ist der Südteil der Prärieprovinzen (Alberta, Saskatchewan, Manitoba – kurz »Alsama«). Hier wird v. a. Weizen angebaut. Neben Getreide werden auch Ölsaaten wie Raps und Leinsamen kultiviert.
Die atlantische Fischerei – die Neufundlandbank zählt zu den ertragreichsten Fischgründen der Welt – und die pazifische Fischerei liefern Lachs, Kabeljau, Hummer, Hering u. a. Holz und Holzerzeugnisse stellen rd. 11 % des Ausfuhrwerts und stehen damit an 3. Stelle der Exportliste hinter Autos und Maschinenbauerzeugnissen (51 %) bzw. Produktionsgütern (16 %).
Was geschah …
um 1000?
Der Wikinger Leif Eriksson landet an der Küste Neufundlands.
1497?
Der italienische Seefahrer John Cabot erreicht die kanadische Küste.
1534/35?
Jacques Cartier nimmt die Gebiete beidseitig des St.-Lorenz-Stroms für Frankreich in Besitz.
1663?
Kanada wird königliche französische Kolonie.
1763?
Im Frieden von Paris tritt Frankreich alle nordamerikanischen Festlandsbesitzungen an Großbritannien ab.
1867?
Das Londoner Parlament verabschiedet den British North America Act, der das Dominion of Canada schafft.
1931?
Kanada wird ein souveräner Staat im britischen Commonwealth.
1980/1995?
In Québec scheitern Referenden zur Unabhängigkeit der Provinz.
1999?
Die Inuit erhalten mit Nunavut ein eigenes Territorium.
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