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Teotihuacán: Beherrscht von Göttern, erschaffen von Menschen
Was bedeutet Teotihuacán?
Die Azteken stießen 500 Jahre nach dem rätselhaften Untergang der Stadt um 750 n.Chr. auf deren Überreste und gaben dem Ort den Namen »Teotihuacán« – der Ort, an dem die Götter geschaffen wurden. Zu ihrer Blütezeit um 500 n.Chr. gehörte die Metropole im Hochtal von Mexiko mit ihren Pyramiden und Palästen, mit einer Kanalisation, kilometerlangen Straßen und schätzungsweise 200000 Einwohnern zu den größten Städten der Welt.
Die Azteken waren beeindruckt von der monumentalen, steinernen Architektur der Ruinen, die ihrer Meinung nach nur von Götterhand geschaffen worden sein konnten. Gemeint waren zweifellos die imposantesten Bauwerke der Stadt, die Sonnen- und Mondpyramide und die so genannte Zitadelle. Sie sind Teil des riesigen Zeremonialbezirks, dessen Gebäude sich von Norden nach Süden über zwei Kilometer hinziehen entlang der 45 Meter breiten Miccaotli, der »Straße der Toten«. Der gewaltige Ruinenkomplex vermittelt heute noch eine Vorstellung von der Macht und politischen Bedeutung der Stadt während der so genannten klassischen Epoche.
Nach welchem Plan wurde die Stadt erbaut?
Die Anlage der Stadt folgt offenbar einem schachbrettartigen Grundplan, der schon in den ersten Jahren der Siedlung festgelegt war. Damals entstanden die größten Bauwerke entlang der Straße der Toten. Im Lauf der Jahrhunderte hielten sich die Baumeister an das strikte Rastersystem. Die Hauptachse teilte die Stadt in vier Distrikte mit dem Marktplatz im Zentrum, den Tempelbezirk und die Stadtviertel mit ethnischen Gruppen oder bestimmten Handwerkszweigen.
Was hat die Architektur der Häuser mit dem Straßenmuster zu tun?
Das rechtwinklige Straßensystem wiederholt sich in einem immer wiederkehrenden Fassadenschema bei den einzelnen Gebäuden. Dieser Baustil gilt als typisch für die Architektur Teotihuacáns. Er kombiniert eine schräge Grundmauer (talud) mit einem rechteckigen Element (tablero), das sich darüber erhebt. Für die Vergrößerung eines Bauwerks genügte es, diese Kombination beliebig oft aufeinanderzusetzen. Bis heute nimmt man das Auftreten dieses Baustils an anderen Orten in Mesoamerika – wie man das Gebiet der vorkolumbischen Hochkulturen nennt – als Beleg für den Einfluss Teotihuacáns.
Wie wohnten die Menschen?
Das typische Wohngebäude war der »Palast.« Die quadratischen oder rechteckigen einstöckigen Wohnkomplexe mit Flachdächern messen zwischen 25x25 und 50x50 Metern und sind in der Regel von einer fensterlosen Mauer umgeben. In ihrem Inneren befinden sich zahlreiche Räume, Korridore und Höfe. Im Haupthof gibt es fast immer einen eigenen Zeremonialbereich, in dessen Mitte manchmal ein Tempel steht. Die Raumgröße variiert und reicht von engen Kammern für die einfachen Leute bis zu großzügigen Räumen der Privilegierten. Häufiges Motiv der Fassadengestaltung sind vollplastische Schlangenköpfe.
Welchen Gestirnen waren die Pyramiden gewidmet?
Es gab eine Sonnen- und eine Mondpyramide. Die Sonnenpyramide im mittleren Bereich der Miccaotli mit einer Grundfläche von 222x225 Metern und einer Gesamthöhe von 64 Metern ist eines der gewaltigsten Bauwerke des Alten Amerika. Grabungen im Inneren der Pyramide förderten alte Mauern und Keramikfiguren aus vorklassischer Zeit zu Tage und belegen, dass die Pyramide nicht auf einem natürlichen Hügel, sondern samt Unterbau komplett von Menschenhand errichtet wurde.
Die Mondpyramide am nördlichen Abschluss der Straße der Toten misst 45 Meter Höhe bei einer Grundfläche von 130x163 Metern. Untersuchungen ergaben, dass der Monumentalbau eigentlich aus fünf übereinander gebauten, zwischen der Zeitenwende und 450 n.Chr. errichteten Pyramiden besteht.
Welche unterschiedlichen Funktionen hatten die Stadtviertel?
Die Gebäude entlang der Miccaotli dienten wohl vorwiegend religiösen Zeremonien, hatten aber daneben auch weltliche Funktion. Sie verbanden also wirtschaftliche, sakrale und administrative Aufgaben. Der Nachweis von Obsidianwerkstätten in der zentralen Zone verdeutlicht die Bedeutung und sakrale Anbindung dieses Handwerks. Die Töpfereien für Gebrauchskeramik etwa lagen weit entfernt von der Miccaotli. Während die Architektur grundsätzlich dem vorgegebenen Schema folgte, geben Ausgrabungen künstlerischer Artefakte Auskunft über die ethnische Vielfalt und damit die individuelle Ausprägung der einzelnen Stadtviertel.
Wie war Teotihuacán geschmückt?
Als besonderes Kennzeichen der prunkvollen Stadt Teotihuacán gelten die einzigartigen Wandmalereien. Alle bisher aufgedeckten Mauern zeigen Farbspuren. Die Künstler schmückten nicht nur Sakralgebäude, sondern auch öffentliche und private Paläste und normale Häuser. Die Bemalung reicht von einfarbigen, roten Flächen bis zu vielfarbigen Kombinationen mit figürlichen Motiven und abstrakten Ornamenten.
Wussten Sie, dass …
es in Teotihuacán eine Art Verkehrszeichen gab? Das waren an Wänden angebrachte Logogramme, die von Menschen unterschiedlicher Sprachen verstanden wurden.
im Zentrum der Zitadelle in Teotihuacán auch die Maya Spuren hinterließen? Archäologen fanden Hinweise auf die Maya in der Keramik und einigen Details von Wandmalereien.
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