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In der Schwerelosigkeit

von Uwe Kehlenbeck

NASA, Washington DC

Die Karriere der Hasselblad-Kameras im Weltraum begann 1962. Der Astronaut Walter Schirra kaufte vor seinem ersten Flug ins All in einem Fotogeschäft in Houston eine Hasselblad 500C – ein ganz normales Serienmodell mit dem Standardobjektiv Planar 2,8/80 mm, deren einzige "Verbesserungen" darin bestanden, dass Schirra die Gehäuse-Belederung entfernte und die freigelegten Metalloberflächen schwarz anstrich, um Reflexionen zu verhindern. Mit dieser Kamera, die das einzige Produkt an Bord der Raumkapsel war, das nicht eigens für diese Mission hergestellt worden war, machte er wunderbare und atemberaubende Aufnahmen von der Erde. Die Fotos faszinierten nicht nur alle Experten, die Presse und jeden, der die Bilder von der blauen Erde aus dem All sah, auch die NASA war von diesem Moment an überzeugt, dass die Weltraumfotografie ein wichtiger Bestandteil zukünftiger Missionen sein sollte. Die NASA-Fotoabteilung wurde gegründet und als Standardausrüstung der Astronauten kamen Hasselblad-Kameras zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit der NASA wurden die Kameras nun speziell für die Weltraumaufenthalte modifiziert. Vor allem das Gewicht spielte dabei eine entscheidende Rolle. Jedes Gramm musste eingespart werden, die Kameras wurden auf das absolut Notwendige reduziert. Unangetastet blieb jedoch die Technik, denn die Kameras sollten auch unter den extremen Weltraumbedingungen funktionieren: Sie mussten Backofentemperaturen von über 120 Grad Celsius in der Sonne, aber auch Eiseskälte von Minus 65 Grad Celsius im Schatten fehlerfrei überstehen.

Weltraumspaziergang
NASA, Washington DC
 

Mit der Zeit kamen verschiedene Hasselblad-Modelle zum Einsatz und immer wieder dokumentierten die Astronauten einmalige, aufregende oder historische Momente, wie zum Beispiel den ersten Weltraumspaziergang von Edward White 1965.

Apollo 11 auf dem Mond
NASA, Washington DC

Absoluter Höhepunkt in der Raumfahrtgeschichte, aber auch in der Geschichte der Weltraumfotografie, war die Landung auf dem Mond. Als Neil Armstrong, Kommandant von Apollo XI, am 20. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, war wieder eine Hasselblad-Kamera mit dabei, diesmal eine Hasselblad 500EL Data-Kamera mit einem Zeiss-Biogon-Objektiv, 5,6/60 mm.

 

Die Mondflüge sind Geschichte, doch Hasselblad-Kameras fliegen immer noch mit ins All. Mit dabei, bei den Space-Shuttle-Flügen ist eine Spezialausführung der Hasselblad 203FE. Mit einer besonderen Datenaufzeichnung auf dem Filmrand lassen sich über einen Abgleich mit den Flugdaten die exakten Positionen der Aufnahmen lokalisieren.

NASA, Washington DC

Ach ja, noch ein Tipp für notorische Jäger und Sammler: Auf dem Mond liegen noch 12 Hasselblad EDC (Elektrische Datenkamera), Spezialausführungen der 500EL mit integriertem Motor. Die Kameras wurden aus Gewichtsgründen auf dem Mond zurückgelassen, nur die Filmmagazine kamen zur Erde zurück. Also nichts wie hin und einsammeln, bevor jemand anderes auf die Idee kommt und die seltenen Stücke bei ebay versteigert.

 

 

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