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Die vierte Coronaimpfung: Wie sinnvoll ist sie?

Noch scheint die Sonne, es ist warm und das Coronavirus steht eher im Schatten. Doch mit dem kommenden Herbst naht auch die nächste Infektionswelle. Die Befürchtungen um steigende Zahlen der Coronainfektionen in den kommenden Monaten werden immer präsenter. Gleichzeitig ist die letzte Covid-19-Impfung bei vielen nun bereits über ein halbes Jahr her. Ist also eine erneute Impfung sinnvoll? Oder sollte man lieber auf einen neuen, angepassten Impfstoff warten?
PST, 17.08.2022
Symbolbild 4. Corona-Impfung

Phynart Studio, GettyImages

Die vierte Impfung, der zweite Booster, die nächste Auffrischung – die aktuellen Empfehlungen bezüglich der Coronaimpfung sind chaotisch. Aktuell sind 76,2 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft und 61,9 Prozent der Bevölkerung geboostert, haben also insgesamt drei Impfungen erhalten. Doch wie sieht es mit einer vierten Impfdosis aus?

Auch die Experten sind sich in diesem Punkt uneinig. Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die vierte Impfung grundsätzlich empfiehlt, ist die Ständige Impfkommission (STIKO) gegen eine Auffrischungsimpfung für alle. Sie empfiehlt diese lediglich für Risikogruppen, explizit für Personen ab 70 Jahren. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und die europäische Gesundheitsagentur (ECDC) hingegen empfehlen die vierte Impfung bereits ab 60 Jahren, US-amerikanische und australische Gesundheitsbehörden schon ab 50 Jahren.

Die verschiedenen Empfehlungen lassen sich vor allem auf unterschiedliche Methoden und Umfänge der Datenerhebungen der Behörden zurückführen. Grundsätzlich gilt: Für Risikopatientinnen und -patienten scheint eine vierte Impfung durchaus sinnvoll, zumindest nach ärztlicher Absprache.

Schutz der Risikogruppen

Mehrere Studien aus verschiedenen Ländern zeigen, dass eine weitere Auffrischungsimpfung bei Risikogruppen einen größeren Schutz gegen schwere oder gar tödliche Verläufe von Covid-19 gewährleisten kann. Gerade da sich mit der momentan vorherrschenden Virusvariante Omikron BA.5 auch immer mehr Dreifachgeimpfte anstecken, sei der zusätzliche Schutz der Risikogruppen sinnvoll.

Die STIKO empfiehlt jedoch für Über-60-Jährige, Personen in Pflegeheimen sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und bei immungeschwächten Menschen einen Abstand von mindestens drei Monaten zwischen der dritten und vierten Impfung und einen Mindestabstand von sechs Monaten für Beschäftigte in medizinischen und Pflegeeinrichtungen.

Empfehlungen für Jüngere und Nicht-Vorerkrankte

Etwas komplizierter ist es jedoch für alle anderen Bevölkerungsgruppen. Konkrete Empfehlungen zu einer erneuten Impfauffrischung bei gesunden, jüngeren Menschen gibt es nicht. Bei Ihnen ist der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen und Tod ohnehin auch einige Monate nach der letzten Impfung noch vergleichsweise hoch. Eine Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC ermittelte nach zwei Monaten eine Wirksamkeit von 91 Prozent und nach vier Monaten noch eine Wirksamkeit von 78 Prozent. Des Weiteren ist die Hospitalisierungsrate in dieser Personengruppe ohnehin geringer, wie statistische Erhebungen zeigen.

Ob eine vierte Impfung den Schutz vor schweren Verläufen oder einer Ansteckung noch einmal deutlich erhöhen kann, können auch die Experten noch nicht eindeutig sagen. Dazu gibt es noch zu wenig entsprechende Studien mit der entsprechenden Bevölkerungsgruppe.

Auch inwiefern die weitere Booster-Impfung das Risiko für Long Covid, also längerfristige Folgen einer Coronainfektion, verringern kann, ist noch unklar. Laut Robert-Koch-Institut sind die entsprechenden Studien „methodisch und im Ergebnis sehr heterogen“. Klar scheint, dass Geimpfte generell seltener unter solchen Langzeit-Folgen der Coronavirus-Infektion leiden als Ungeimpfte. Ob aber ein weiterer Booster diese Rate noch einmal senken kann, ist offen. Ebenso gibt es zwar Anzeichen, dass die vierte Impfung bereits bestehende Long-Covid-Symptome mindern könnte, jedoch sei auch hier der Kenntnisstand noch nicht abgeschlossen.

Insgesamt gibt es also noch keine ausreichend belegten Vorteile einer vierten Impfung für Jüngere und Nicht-Vorerkrankte, die eine entsprechende Empfehlung rechtfertigen würden. Sie können auf weitere Erkenntnisse im Herbst warten.

Neue Impfstoffe im Herbst

Auf einen Impfstoff, der an die Omikron-Variante angepasst ist, sollen Risikopatientinnen und -patienten nicht warten. Es werden zwar neue Impfstoffe der Pharmafirmen BioNTech und Moderna im Herbst erwartet, jedoch beginne die Zulassung für die BA.5-Impfstoffe laut EMA erst im Herbst. Ob es dann eine potenzielle Empfehlung für eine fünfte Impfung im Herbst geben könnte, muss dann neu evaluiert werden.

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