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Hausmannskost am Leben halten: Gibt es sie auch heute noch?

Wenn wir an Hausmannskost denken, dann sollte es vor allem deftig sein, satt machen und schmecken. Vor diesem Hintergrund kommt dann jedoch direkt die Frage auf, ob so eine Hausmannskost denn überhaupt noch zeitgemäß ist. Denn heutzutage sind die Menschen immer mehr auf eine gesunde Ernährung bedacht und möchten sich eher weniger fettig und deftig ernähren. Allerdings ist dann die Gefahr groß, dass die alten, traditionsreichen Gerichte in Vergessenheit geraten. Möglicherweise gibt es hier einen Mittelweg, wie man Hausmannskost neu interpretieren kann, damit sie in die heutige Zeit passt.

Traditionelle Hausmannskost sollte nicht in Vergessenheit geraten.

unsplash.com, Karolina Kolodziejczak

Was ist eigentlich Hausmannskost?

Bei dem Wort Hausmannskost kommt vielen Menschen bestimmt ein Bild in den Sinn, wie die eigene Großmutter am Herd steht und leckere Speisen zubereitet. Es ist eine romantische Vorstellung, die uns direkt in die Kindheit zurückversetzt. Hausmannskost erinnert uns an bessere Zeiten und ruft warme heimelige Gefühle hervor.

Sie stand damals dem gegenüber, was häufig in Restaurants zubereitet wurde. Verwendet wurden einfache und günstige Produkte, die gerade verfügbar waren. Es war eine ehrliche Küche, die satt machen und nahrhaft sein sollte.

Von einem kulinarischen Standpunkt sind die Gerichte häufig jedoch nicht mehr zeitgemäß. Oft sind sie durch die Art der Zubereitung zu fettig, deftig oder einfach zu schwer. Außerdem sind sie meist sehr zeitintensiv.

Beliebte Gerichte

Hausmannskost gibt es in allen möglichen Variationen und vor allem Nationalitäten. Jede Kultur und jedes Land haben dabei ihre eigenen traditionellen Gerichte. Manche Rezepte sind zudem über die Grenzen hinausgeschwappt. Bestes Beispiel ist das klassische Gulasch.

Es ist eigentlich ein ungarisches Schmorgericht, bei dem Rind oder andere Fleischsorten in einem Sud aus Zwiebeln und Paprikapulver langsam gegart werden. Während des 19. Jahrhunderts verbreitete sich das Rezept dann in ganz Europa.

Natürlich gibt es daneben etliche Braten, Eintöpfe und weitere Gerichte, die man zur Hausmannskost zählen könnte. Auch viele Gerichte ohne Fleisch oder bei denen Fleisch mit anderen Produkten gestreckt wurde, wie etwa Frikadellen oder Hackbraten, waren sehr beliebt.

Wie möchten sich die Menschen aktuell ernähren?

Traditionelle Gerichte und Rezepte von damals werden heutzutage abgelöst von Sushi und Salaten. Unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie interessieren sich immer mehr Menschen für eine gesunde Ernährung, die sorgt für starke Abwehrkräfte und hält gesund. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft kommt immer mehr Gemüse auf den Tisch.

Auch Produkte, die Fleisch ersetzen sollen werden immer beliebter. Dennoch ist Fleisch nach wie vor populär bei den Deutschen. Die Menschen kochen immer häufiger und setzen sich mit ihren Lebensmitteln und Gerichten auseinander. So wird ein Bewusstsein für eine gesunde und ausgewogene Ernährung geschaffen.

So kann es zusammenpassen

Hausmannskost und gesunde Ernährung müssen sich jedoch nicht zwangsläufig ausschließen. Allerdings ist es wichtig, dass die Rezepte und Gerichte ein zeitgemäßes Update erfahren. Beispielsweise wenn es um die Produkte und die Art der Zubereitung geht. Heutzutage stehen uns nämlich viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, sowohl geschmacklich als auch handwerklich.

Selbst Spitzenrestaurants haben die Hausmannskost wieder für sich entdeckt

Einen ersten Schritt in diese Richtung haben verschiedene Spitzenrestaurants bereits vor etwa 5 Jahren gewagt. Sie haben die traditionelle deutsche Hausmannskost für sich entdeckt und sie nach ihren eigenen Geschmäckern und Standards neu interpretiert. Dabei bleiben die Zutaten, die maßgeblich für den charakteristischen Geschmack der Gerichte verantwortlich sind, gleich. Sie werden jedoch neu arrangiert, zubereitet und kombiniert.

Regionale und saisonale Produkte

Während die Hausmannskost früher von einer gewissen Regionalität und Saisonalität geprägt war, hat die Massenproduktion im Laufe der Jahrzehnte dafür gesorgt, dass alles zu jedem Zeitpunkt verfügbar war. Heute erleben wir zumindest diesbezüglich eine Rückbesinnung.

Immer mehr Menschen kaufen regional und saisonal, um leckerer und gesünder zu essen und um gleichzeitig die Umwelt zu entlasten. Denn lange Transportwege und künstlich geschaffene Zuchtbedingungen von Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln kann die Umwelt erheblich belasten. Bei diesem Punkt lassen sich die moderne und traditionelle Küche definitiv miteinander vereinbaren.

Moderne Zubereitungsarten für die Klassiker

Im Gegensatz zu früher, beispielsweise zu Zeiten der beiden Weltkriege, stehen uns heute neue Möglichkeiten der Zubereitung zur Verfügung. Zudem hat die ständige Weiterentwicklung der Technik dafür gesorgt, dass wir neue Küchengeräte haben, die uns die Zubereitung erleichtern.

Fleisch muss nicht mehr unbedingt totgegart werden, sondern kann schonend und mit einer niedrigen Temperatur, beispielsweise mit dem Sous-Vide-Verfahren, zubereitet werden. Feines Gemüse wird nicht mehr mit einer Mehlschwitze zu einer matschigen Pampe zerkocht, sondern blanchiert und in Butter geschwenkt, um die natürlichen Aromen hervorzuheben. So können alte Gerichte wieder völlig neu aufleben.

Moderne Zutaten peppen die Gerichte auf

Neben den klassischen Standardzutaten können noch weitere exotische Lebensmittel ergänzt werden. Fügt man dem bereits erwähnten Gulasch noch ein paar getrocknete Früchte und exotische Gewürze hinzu, ist die Neuinterpretation perfekt, obwohl die Basis noch immer die Gleiche ist.

Das Anrichten rundet die Neuinterpretation ab

Neue Anrichtemethoden sorgen für Aufsehen auf dem Teller. Immerhin isst das Auge mit, und zwar auch bei der neu interpretierten Hausmannskost. Hier gilt es einfach auszuprobieren und kreativ zu werden. Die Hausmannskost ist es nämlich wert, nicht vergessen zu werden. Stattdessen sollte sie ständig neu erfunden und an den aktuellen Zeitgeist angepasst werden, um sie zu konservieren.

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