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Helm auf beim Radfahren – in jedem Alter
Wir schützen, was uns lieb und teuer ist. Und was könnte uns wichtiger sein, als das Wohl der eigenen Kinder? Wenn der Nachwuchs die ersten Meter auf dem eigenen Fahrrad meistert, gehört der Helm daher fast immer zur Standardausrüstung dazu: Immerhin 76 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen tragen hierzulande einen Helm, so die Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen von 2015.
Spätestens, wenn die Kinder volljährig werden, bricht die Quote jedoch massiv ein: Bei Jugendlichen zwischen 17 und 21 Jahren liegt sie bei gerade einmal sieben Prozent. Besonders verwunderlich scheint dieser Einbruch nicht, wenn man bedenkt, dass bei den Erwachsenen auch nur jeder fünfte einen Helm trägt. Warum sollte der Nachwuchs da anders handeln? So wirkt das drastische Einbrechen der Helmquote bei Jugendlichen fast wie ein Befreiungsschlag: Endlich erwachsen! Endlich weg mit dem Helm!
Teufelskreis der Verweigerer
Die Statistik spricht eine klare Sprache: "Wirken Erwachsene nicht als Vorbild, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder später im Jugend- und Erwachsenenalter weiterhin einen Helm tragen", sagt Reinhard Hoffmann von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Damit entstehe ein Teufelskreis, aus dem es auszubrechen gelte. Denn auch Erwachsene sind trotz mehr Fahrpraxis nicht vor Unfällen gefeit.
Dass der Helm die Folgen eines Unfalls lindert, ist unstrittig. Weil er die Energie reduziert, die bei einem Aufprall auf den Schädel wirkt, erleiden Helmträger weniger schwere Kopfverletzungen. Mit dem Tragen eines intakten Helmes können tödliche Hirnverletzungen um 60 bis 70 Prozent reduziert werden, heißt es in einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie. Experte Christian Juhra rät daher: "Genauso verantwortungsvoll wie für ihre Kinder sollten Erwachsene auch für sich handeln und grundsätzlich selbst zum Helm greifen – damit sie auch nach einem Unfall noch für ihre Kinder da sein können."
Wenn Mama keinen Helm trägt…
Christopher Spering, Unfallchirurg der Universitätsmedizin Göttingen, erinnert sich in diesem Zusammenhang an einen tragischen Fall aus seinem Arbeitsalltag: "Eine Mutter und ihr Sohn waren gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs, als beide stürzten. Während der Junge, der einen Helm trug, unbeschadet blieb, erlitt die Mutter ohne Helm schwere Verletzungen an Kopf und Gehirn. Seitdem kann sie der Fürsorge für ihr Kind nur noch eingeschränkt nachkommen."