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Hepatitis E: Unterschätzte Infektionskrankheit?
Weltweit sterben mehr Menschen an einer Virushepatitis als an HIV oder Malaria. Vor allem die Erreger der Hepatitis B und C können nicht nur eine kurzfristige Leberentzündung verursachen, sondern durch ihren chronischen Verlauf zu gefährlichen Folgen führen: "Infektionen mit dem Hepatitis C-Virus zählen zu den wichtigsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberkrebs. Daher zählt Hepatitis C zu den wichtigen Public Health- Themen", sagt der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler.
Weit verbreitet und selten diagnostiziert
Durch Vorbeugung, rechtzeitige Diagnose und Therapie lassen sich die Erkrankungen glücklicherweise relativ gut in den Griff bekommen: So gibt es gegen Hepatitis B eine Impfung und Hepatitis C ist dank neuer Medikamente inzwischen fast immer heilbar. In Deutschland sind die Infektionen ohnehin selten: Nur etwa 0,2 bis 0,3 Prozent der Bevölkerung sind hierzulande chronisch von Hepatitis C betroffen – gleiches gilt für Hepatitis B. Bis 2030, so sieht es ein Plan der Bundesregierung vor, sollen die beiden Infektionskrankheiten weiter eingedämmt und im Idealfall ganz eliminiert werden.
Weniger öffentliche Aufmerksamkeit als ihre "Geschwister" erhält dagegen die Hepatitis E – obwohl sie wahrscheinlich eine der häufigsten Hepatitis-Infektionen in Deutschland ist. Jeder sechste Bundesbürger hatte einer Studie des Robert-Koch-Instituts zufolge bereits Kontakt mit dem Erreger. Diagnostiziert wird das Virus jedoch fast nie.
Der Grund: Hepatitis E gilt als eher harmlose Erkrankung. Sie verläuft oft symptomlos, heilt in der Regel von alleine aus und ist hierzulande deshalb weitgehend unbekannt. Doch dieses Unwissen kann mitunter gefährlich werden, warnt die Deutsche Leberhilfe. Die Infektion sei "komplett unterschätzt". Tatsächlich kann das Virus den meisten Menschen zwar nicht viel anhaben. Bestimmte Personengruppen haben jedoch ein erhöhtes Risiko für einen chronischen oder schweren Verlauf, der auch lebensbedrohlich sein kann.